Montag, 29. September 2008

Irgendwo ist immer April

Kaum haben die Regierungen von Belgien, Luxemburg und den Niederlanden beschlossen, den Regierungen von Venezuela und den USA zu folgen, und die bislang private Großbank Fortis in Gemeineigentum zu überführen, regt sich auf den Straßen von Los Angeles neuer Protest. Nicht gegen den Tod von Paul Newman geht es allerdings, sondern gegen das aus Steuergeldern gesponsorte Rettungsprogramm für faule Wallstreet-Kredite. Die sind, deutsche Zeitungsleser verstehen das ja oft nicht, weil es ihnen niemand in einem Satz zu erklären versucht, entstanden, weil es amerikanischen Banken seit 1977 erlaubt war, Kredite auch an nicht unbedingt kreditwürdige Schuldner auszugeben. Ein Risiko bestand kaum, denn durch die beständig steigenden Immobilienpreise waren selbst Häuser, die von wenig solventen Käufern erworben worden waren, allemal ihre Kreditsumme wert. Banken konnten also darauf vertrauen, entweder die vereinbarte Rate zu bekommen oder ein Haus, das sich zum Mehrfachen des ursprünglichen Kaufpreises weiterverkaufen ließ.

Der Himmel hängt voller Geigen, Kapitalismus hingegen ist, wenn man Leute einfach ohne Aufsich machen lässt, was sie machen wollen. Kaufen sie eines Tages keine Häuser mehr, sind Häuser auch keine Sicherheit mehr. Dann endet alles auf der Straße: Gleich neben dem Stern von Paul Newman fordern Nicht-Hausbesitzer heute etwas frivol "End the FED". Auf dem Plakat war leider kein Platz mehr für einen Hinweis darauf, was nach der Federal Reserve kommen soll, die der Dollar ist, von dem die Chinesen ebenso essen wie deutsche Stahlbauer und argentinische Steak-Züchter. DDR-Staatsbank? Goldgedeckte Mangelwährung? Schrumpfgeld? Irgendwo ist immer April. In diesem September halt in Hollywood.

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