Mittwoch, 5. Mai 2010

Kacheln statt Knast

Ein erster kleiner Sieg für den falschen Kachelmann war das Urteil, dass es Zeitungen künftig nicht mehr gestattet, Knastfotos des langjährigen Wettermoderators beim Hofgang in der JVA Mannheim zu verbreiten. Prompt sattelte die Journaille um - statt über den Wetterfrosch zu berichten, enthüllte das Kunstmagazin Bild eilfertig die Identität der hier im einzigen offiziellen deutschen Fliesenblog PPQ seit Jahren gebannt verfolgten Kachelkünstler von Halle. "Wir sind die Kachelmänner" durften sechs junge Männer vor der Kamera verkünden - ein harter Schlag für den etablierten Kunstmarkt, eine Sternstunde der Kachelkultur im öffentlichen Raum, die im großen Kachelverzeichnis detailliert nachschlagbar ist.

Denn trotz der Enthüllung geht das Kleben weiter, nun von nochmehr stillen Bewunderen begleitet. Im Blick das Ziel, Halle als erste komplett verflieste Stadt der Erde in den Rang einer Weltkulturerbestätte zu erheben, hat der kollektive Kachel Gott nicht Kraft noch Mühe gescheut, ein neues, der krisenhaften Lage auf den Weltbondmärkten wegen angemessen gedecktfarbenes Motiv aus der Mutter-Courgae-Serie direkt an den letzten aufrecht stehenden Steine des von der Stadtverwaltung im Rahmen der sogenannten Internationalen Bauausstellung geschleiften historischen Gebäudes des früheren VEB Gravo-Druck zu installieren. Hier mahnt die Miniatur mit Nachdruck zur Mäßigung, hier bittet der Kachelmann das Kollektiv der Kunstkenner draußen im Land quasi um ein neues Verhältnis zu Bescheidenheit und engem Gürtel. Flaschen zu werfen, nur weil Fotografen in der Nähe sind, das weiß jeder Kacheleologe, ist keine Alternative zum Nichtstun und Zuschauen.

Eigene Funde können wie stets direkt an politplatschquatsch@gmail.com geleitet werden, jeder Fund wird von uns auf Wunsch mit einem mundnachgemalten Kunstdruck der inzwischen von Kachel-Gegnern vernichteten Ur-Fliese prämiert.

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