Samstag, 13. November 2010

Integriert wie geschmiert

Der eine wurde im kommunistischen Polen geboren, in einem kleinen Ort namens Piekary Śląskie, mitten in Schlesien, in einer erzkatholischen Gegend. Von hier verschleppten ihn seine Eltern in die sozialistische Chemiearbeiterstadt Halle, wo Dariusz Wosz beim örtlichen Oberliga-Klub mit dem Fußballspielen begann. Als er 20 wurde und gerade davor stand, Stammspieler in der 1. Mannschaft und Stütze im nationalmannschaftskader zu werden, brach der Staat, in dem er aufgewachsen war, beinahe über Nacht auseinander. Wosz musste sich neu einfinden, diesmal im Kapitalismus, in der Marktwirtschaft. Er ging weit nach Westen, spielte zuerst für Bochum, dann für einen Klub aus dem Westteil Berlins, dann wieder für Bochum. Er wurde auch wieder Nationalspieler, machte nebenbei seinen Trainerschein und gründete in seiner alten Heimatstadt und drumherum eine Kette von Sportgeschäften, mit denen er ein halbes Dutzend Arbeitsplätze schuf. Bis heute taucht Wosz regelmäßig bei Spielen seines alten Vereins auf. Zwar arbeitet er als Trainer in Bochum, in seiner Heimatstadt aber besitzt er Immobilien, Freunde, Fans. Niemand hier käme auf den gedanken, ihn einen "Deutsch-Polen" zu nennen.

Der andere kam in Gelsenkirchen zur Welt, hier ging er zur Schule, hier hatte er Freunde und seine erste Freundin. Ein deutscher Junge mit dunklem Haar, so startete Mesut Özil seine Fußballkarriere bei Westfalia 04. Lange spielte er für den alten deutschen Arbeiterverein Rot-Weiß Essen, dann wechselte er zu Schalke 04. Özil galt als eines der größten deutschen Fußballtalente, er wurde deutscher A-Jugendmeister, wechselte zu Werder Bremen, bekam schließlich seine erste Berufung in die deutsche Nationalmannschaft, der viele weitere folgten. Der spanische Rekordmeister Real Madrid sicherte sich schließlich die Dienste des kleinen Ruhrpott-Kickers, den deutsche Medien regelmäßig einen "Deutsch-Türken" nennen. In Deutschland ist Özil selten, manchmal nur, wenn die Nationalmannschaft ein Heimspiel hat. In der alten Heimat sieht man ihn kaum noch. Aus Liebe zu ihm, aus Respekt vor seiner Kultur und seiner Religion konvertierte seine Freundin, Schwester einer durch das Absingen der deutschen nationalhymne bekannt gewordenen Schlagersängerin, zum Islam. Sie färbte sich die Haare schwarz und nannte sich Melek, was auf Türkisch Engel heißt, ehe sie sich wieder von ihm trennte, weil erimmer nur Playstation spielte.

Einer der beiden Fußballer wurde jetzt für seine vorbildlichen Leistungen bei der Integration in die deutsche Gesellschaft mit dem erstmal vergebenen Bambi für Integration geehrt.

Oben rechts geht es zum Ratespiel, welcher der beiden die größere Integrationsleistung vollbracht hat und deshalb völlig zurecht mit dem berühmten "Medienpreis" geehrt werden musste.

6 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

Was ist Bambi? Noch 'ne neue Altersvorsorge?

Borsig hat gesagt…

So ist das mit der Integration, alle die dem Deutschen Michel zu ähnlich sehen werden quasi nicht mit der Integration in Zusammenhang gebracht. Dass gilt für die Schimanskis, die im Pott in der Xten Generation leben genauso wie für die Russlanddeutschen, die ja sowieso deutsch sind und es auch zunehmend immer mehr werden.

Der Bambi ist die Entschädingung für die Pfiffe der "Landsleute" in Berlin.

Baut Darius im neuen Stadion ein Denkmal, viel besser als das Burda-Blech.

Anonym hat gesagt…

Also, wenn ihr mich nicht aufgeklärt hättet, hätte ich Mersut Özül für eine türkische Vorsuppe gehalten.
Danke, ppq, für den Hinweis..

Gustav Fröhlich hat gesagt…

Integrations-Bambi oder Integrations-Bummi?

Und muß man dafür nicht notwendigerweise Sex mit dem Bundespräsidenten haben?

Pisaner hat gesagt…

Es waren Leute aus dem inneren Widerstand, die den Preis an Özil anstatt Wosz vergaben. Eine mutige Tat.
Wer zwischen den Zeilen lesen kann, erkennt die Botschaft:
Ein Halbintegrierter aus dem nicht integrierbaren Kulturkreis hat etwas ganz Außergewöhnliches,eben Preiswürdiges geleistet.

ppq hat gesagt…

pisaner, dass ist der witz an dieser auszeichnung. dass sie disintegrativ wirkt bzw. alle heucheleien über gelungene integration als eben das enttarnt - als heucheleien