Montag, 7. Februar 2011

Tödlicher Traumjob

Hosni Mubarak wird einer von wenigen sein, die mit der Nummer durchkommen. Nachdem die von einer anonymen Expertenrunde demokratisch gewählte Sicherheitskonferenz in München die Ablösung des vergangene Woche als "Diktator" enttarnten ägyptischen Alleinherrschers beschlossen hat, steht dem seit mehr als 30 Jahren regierenden Luftwaffenoffizier und "guten Freund" (Dick Cheney) die Tür zu einem Exil im Schwarzwald offen. Die Zukunft des schwerkranken 79-Jährigen liege in Deutschland, hieß es am Rande der Konferenz.

Die Zukunft Ägyptens kommt ohne Mubarak aus, vorerst aber auch ohne Demokratie. Oppositionsführer Mohammed el-Baradeivon der Weltgemeinschaft zum Hoffnungsträger gewählt, machte jetzt klar, dass für eine Übergangszeit mit Notverordnungen weiterregiert werden müsse. Wahlen könne es frühestens im kommenden Jahr geben, erst dann könne seine Regierung einen Wahlausgang garantieren, wie er vom Westen gewünscht sei. Auf jeden Fall aber werde ein neues Parlament gewählt, noch ehe die deutschen Parlamentarier sich über eine Erhöhung der Hartz4-Sätze geeinigt hätten.

Mubarak entkäme immerhin lebendig - aus einem Job, der nach einem aktuellen Beitrag im "British Journal of Criminology" für knapp ein Viertel der europäischen Monarchen, die zwischen 600 und 1800 regierten, tödlich endete. Krone und Zepter waren danach bis ins 18. Jahrhundert die Arbeitsgeräte eines tödlichen Traumjobs. Die Königswürde innezuhaben, war statistisch gesehen gefährlicher als der Kampfeinsatz eines heutigen Soldaten. Kadetten an Bord der durch den wagemutigen Einsatz der ägyptischen Volksmassen inzwischen völlig aus dem Fokus der Berichterstattung geratenen "Gorch Fock" mitgerechnet.

König zu sein war immer schlimmer als Kadettsein. Die Biografien von mehr als 1500 Monarchen aus 45 Königreichen zwischen 600 und 1800 lügen nicht. "Die Rate von 15 Prozent entspricht 10 Morden auf je 1000 Lebensjahre als Monarch - das ist mehr als die Totschlagsrate in den gefährlichsten Gebieten der heutigen Welt", erklärt Manuel Eisner von der Cambridge University. Das zeige, wie brutal die Rivalität um die Herrschaft unter den politischen Eliten gewesen sei, damals, als die Welt noch im Rohzustand war und keine Völkergemeinschaft fürsorglich über sich wachte.

Erst vom 16. Jahrhundert an sei es "immer unüblicher" geworden, einen Machtwechsel durch die Ermordung des Amtsinhabers zu organisieren. Ganz beendet aber wurde Praxis nicht: "Königsmorde, die durch Ideologie und Radikalismus motiviert waren, setzten sich bis ins frühe 20. Jahrhundert fort."

Zum Heiler der westlichen Glaubwürdigkeit
Solidarität von unten: Gehn wie ein Ägypter

4 Kommentare:

nwr hat gesagt…

Zitat:
"Die Zukunft des schwerkranken 79-Jährigen liege in Deutschland."

Deutschland als Land mit der geringsten Geburtenquote, dem höchsten Altersdurchschnitt und einem hohen Fütterungs- und Kasernierungsstandard gäbe in der globalen Welt ein optimales Hospiz ab.

ppq hat gesagt…

man sollte das als geschäftsmodell entwickeln. "deutschland - in aller ruhe alt werden" könnte ich mir als guten claim vorstellen. zu gut globisch: "germany - where growing old feels better"

VolkerStramm hat gesagt…

Wenn nur ein Viertel der europäischen Monarchen über die Klinge gesprungen ist, dann wurden die ja bevorzugt bedient. Vermutlich ist die Weichei-Religion Christentum schuld, die die Menschen mit einer widernatürlichen Tötungshemmung ausstattet.

Die alten Römer waren aus anderem Holz geschnitzt.
zwischen 235 und 284 gab es beispielsweise allein über 30 Kaiser, zu Spitzenzeiten bis zu sieben gleichzeitig. Nur einer von ihnen starb eines natürlichen Todes

Von allen römischen Kaisern starben gerade mal 13 nicht durch Gift, Schwert oder Dolch.

panzerbummi hat gesagt…

Mubarak ist 82. Zum Glück hat ihn, bevor er abnippeln kann, heute auch Jürgen Trittin als Despoten entlarvt.