Noch ehe die heiße Phase des Landtagwahlkampfes in Sachsen-Anhalt am Samstagabend nach der Sportschau richtig Fahrt aufnimmt, bevor sie dann am Sonntagmorgen mit der Stimmabgabe des künftigen Ministerpräsidenten Jens Bullerjahn ihren Höhepunkt findet, steigt in einer bescheidenen Villa in einem der besseren Viertel von Köln die Spannung. Hinter vorsorglich fest zugezogenen Gardinen sitzt die bekannte Situationskomikerin Anke Engelke (Bild oben rechts) und feilt an den letzten Details der größten Rolle, die sie in ihrer bewegten Karriere je gespielt hat: Die 45-jährige Vollblutdemokratin aus Kanada bewirbt sich erstmals um ein Direktmandat im sachsen-anhaltinischen Landtag. Nach dem Schauspieler und Moderator Kurt Krömer, der ebenfalls in Halle antritt, ist sie damit schon die zweite prominente Komödiantin, die ins Magdeburger Parlament will.Dazu hat Engelke, die eigentlich Fischer heißt, vorübergehend den nicht viel weniger schönen Namen "Beate Fleischer" (Bild oben links und unten) angenommen und ihrer neuesten Kunstfigur im Stil von Hape Kerkelings Horst Schlämmer von einer rheinländischen Scriptschmiede, die normalerweise für den SPD-Politiker Dieter Wiefelspütz arbeitet, eine überzeugende Biografie schneidern lassen. Beatle Fleischer ist danach zwei Jahre älter als ihre Erfinderin, sie betreibt ein Dessousgeschäft in der Innenstadt von Halle/Saale und engagiert sich seit Jahren in einer Selbsthilfegruppe von Innenstadthändlern.
Eine Maskerade, die durch Engelkes überragendes schauspielerisches Talent überraschend schnell Glaubwürdigkeit gewann. Dabei tat zuletzt mit "Vollidiot" und "Freche Mädchen" erfolgreiche Entertainerin, Musikerin, Synchronsprecherin und Radiomoderatorin nichts weiter, als geduldig Worthülsen wie "dieses Problem ist nur im Miteinander und nicht administrativ zu lösen" oder "Ich trete ein für ein den Neigungen, Fähigkeiten und Interessen entsprechendes differenziertes Schul-beziehungsweise Bildungsangebot für unsere Kinder" zu verbreiten.
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