Dienstag, 13. Mai 2014

Rätselraten um Putins Propagandageheimnis

Wie macht der Teufel Putin das nur, fragen sich derzeit alle führenden deutschen Medienhäuser. Grund ist ein rätselhaftes Paradoxon, das im Verlauf der Krim- und Ukraine-Krise aufgetaucht ist: Während das Publikum der deutschen Großblätter der Berichterstattung im Inland mit zunehmender Dauer der Kampagne immer weniger zu trauen scheint, lassen Reportagen, Analysen und Berichte derselben deutschen Leitmedien darauf schließen, dass die russischen Staatssender und von Putin direkt gelenkte Zeitungen mit ihrer plumpen Propaganda immer höhere Glaubwürdigkeitswerte im Zielgebiet Ostukraine erzielen.

Yevgeniya Belorusets, Fotografin und Autorin, führte den Erfolg der russischen Propagandaoffensive bei Maybrit Illner darauf zurück, dass die Menschen in der Ostukraine „keine anderen Nachrichtenquellen als die russischen sender haben“. Sie müssten denen glauben, weil es ihnen zwar möglich sei, Youtube-Video ins Internet zu laden, sie aber von dort keine Informationen herunterladen könnten. Obwohl Putins Sender nur Lügen verbreiteten – etwa die, dass Nazis und Faschisten in der Ukraine Morde begehen – glauben ihnen die Bürger so notgedrungen.

In Deutschland hingegen hat jeder Bürger das Recht, seine DPA-Meldungen in dem Blatt zu lesen, in dem er sie lesen möchte. Eine große Einheitlichkeit der Berichterstattung ist so gegeben, allerdings fehlt es ihr offenbar an der durchschlagenden Wirkung, die Putins Agitation verzeichnen kann. Der Informationskrieg gegen die Journalistenarmee des Kreml-Kriegers drohe verlorenzugehen, warnt Radio Vatikan.

Die Folgen sind verheerend. Inzwischen glauben nach einer neuen PPQ-Umfrage 50 Prozent der Deutschen, dass sie belogen werden, die anderen 50 Prozent wissen es sicher. Auch nach acht Wochen schärfster Indoktrination durch alle deutschen Medien zeigen rund 90 Prozent der Deutschen keinerlei Kriegsbegeisterung. Einen Einmarsch der Bundeswehr in der Ukraine befürworten nur drei Prozent, einen Atomschlag auf  Moskau gar nur 1,5 Prozent.

"Wir haben getan, was wir konnten, und informiert, wie wir sollten", sagt erin führender Chefredakteur, "aber die Leser glauben uns inzwischen nicht einmal mehr die Wahrheit." Putins Medien hingegen würden sogar Lügen geglaubt. Verwirrung auch beim EU-Wahl-Spitzenkandidaten Martin Schulz, dass im Westen der Ukraine lauter Katholiken wohnen. Das sei die Folge schlecht geplanter Werbemaßnahmen, hieß es in Brüssel.

Bei den großen Verlagshäusern, die ohnehin unter zurückgehenden Auflagen leiden, will man jetzt ran an Russlands Propaganda-Geheimnis. Eine Abordnung hochrangiger Kommentatoren und Blattplaner soll begleitet von mehreren Online-Schnellschreibern in Moskau nach dem Rezept suchen, mit dem sich Lügen so aufbacken lassen, dass sie sich die Leser als Wahrheit schmecken lassen.

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich zitieren jetzt sinngemäß den Winston Churchill. "Im Krieg muß die Wahrheit mit einer Leibwache aus Lügen umgeben werden."

Volkstümlich könnte man auch das Sprichwort nennen: Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht und wenn er doch die Wahrheit spricht. Offenbar hat es dem letzten Medienkonsumenten jetzt, nach Tausendfachem Schwindel gereicht. Da ist nun der Krug so lange zum Brunnen gegangen, bis er brach.

Zum Ende der DDR haben die DDR - Menschen ja auch eher dem Gorbatschow geglaubt, als Honecker oder Hager. Das lag daran, daß Gorbatschows Aussagen jeder an der sozialistischen Realität prüfen konnte, wie auch die Honeckers und Kurt Hagers. Und in den Worten Gorbatschows fanden sie mehr als nur Krümchen von Wahrheit, während die Jubelreden unserer Partei - und Staatsführung inzwischen auch der gutwilligste Gläubige als mindestens sehr geschönt abtat.

derherold hat gesagt…

"Da ist nun der Krug so lange zum Brunnen gegangen, bis er brach."

An dem Satz stimmt ja nun einmal gar nichts !

1. Der Krug ist nicht gegangen, sondern wohnte in einer Villa.

2. Der Krug hat auch nicht gebrochen, sondern war Brigadeführer.

3. Nicht er ist zum Brunnen genangen, sondern der Vopo in den Löschteich geworfen. Der stand in Coswig.

Anonym hat gesagt…

Der letzte Link ist gut. "Herausgegeben vom Internationalen Komitee der Vierten Internationale (IKVI)".

Ist das sowas wie der Postillon?

Teja hat gesagt…

Wie wurde es so schön in der Anstalt formuliert?
"Wenn die Zeichen auf Krieg stehen, hört man am besten den Feindsender"

ppq hat gesagt…

als proletarisches portal müssen wir die 4. internationale immer mal pushen