Freitag, 2. April 2021

Filmzensur am Karfreitag: Gottesstaat Germany

Das Feiertagsfilmverbot kommt von ganz oben, die Ghostbusters sind betroffen.

E
s sind schwere Geschütze von Gott, die am Karfreitag in Deutschland beweisen, dass eine Leitkultur sehr wohl existiert, allen Dementis und Protesten zum Trotz. Die Filme „Animal Farm“, „Max und Moritz“, „Nick Knattertons Abenteuer“ und „Ghostbusters“ dürfen hierzulande an stillen Feiertagen wie dem heutigen Karfreitag nicht öffentlich gezeigt werden. Nach einer Liste des Instituts für Freiwillige Selbstkontrolle (FSK), das in Deutschland nicht nur die Altersfreigabe regelt, sondern auch die Erlaubnis zur Vorführung an so genannten „stillen Feiertagen“ erteilt, stehen sie dem "ernsten Charakter" des Tages entgegen, an dem Christen des imaginären Leidens und Sterbens Jesu Christi am Kreuz gedenken.

Der Ernst der Lage

Nun sind hierzulande nur 27,7 Prozent der Bürgerinnen und Bürger erklärtermaßen katholisch und gar nur 25,5 Prozent evangelische Christen. Ihnen wäre einfach geholfen, gingen sie am Karfreitag nicht ins Kino, in normalen Zeiten. Alle anderen, die den Ernst der Lage auch nach knapp 2000 Jahren noch nicht anerkennen wollen, könnten sich dann auch die Filme der Sperrliste anschauen, die im 72. Jahr der Bundesrepublik 700 Filme umfasst. Mehr als im Giftschrank der DDR-Zensurbehörden lagen.

Aber was dorthin weggeschlossen war, blieb ganzjährig verboten, der liberale Gottesstaat Germany dagegen beschränkt seine religiöse Bevormundung auf ein paar wenige Tage im Jahr. Die sogenannte Feiertagszensur beendet die offizielle geltende Trennung von Kirche und Staat für jeweils und unterstreicht damit den Gedanken einer christlich-jüdisch-abendländischen Leitkultur, den Politiker wie Peter Tauber und Thomas de Maiziere stets hochgehalten hatten. 

Hartes Leitkulturgebot

Zwar gilt das Leitkulturgebot inkonsequenterweise nicht für Fernsehen und Streamingdienste, doch das Signal des Vorführverbotes wegen der FSK-Markierung als „nicht feiertagsfrei“ ist für Kinos und Filmverleiher unbefristet verbindlich. Jeder Widerspruch ist kostenpflichtig, eine Ablehnung wird ebenso wenig im Einzelnen begründet wie die ursprüngliche Entscheidung. Die ist jeweils gottgefällig, aber im Diesseits meist nicht nachvollziehbar: Auf dem Leitkultur-Index stehen Kinderfilme wie "Heidi",  Komödien von Dieter Hallervorden, mit Harald Juhnke, Klassiker wie „Der zerbrochene Krug“. Nicht enthalten sind hingegen blutige Action-Filme wie "Conan der Barbar", "Saw" und "Der Exorzist" oder auch Sexdramen wie "Basic Instinct" und "Fifty Shades of Grey".


2 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

Christen sind doch auch nur Loser.
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Influencer lacht sich tot – Jesus hatte bloß zwölf Follower und keine Werbeverträge

https://www.welt.de/satire/article174896126/Influencer-lacht-sich-tot-Jesus-hatte-bloss-zwoelf-Follower.html

Fan de Film hat gesagt…

Man muss heute ja für jede gute Info bzw Nicht-Fake-Nuss dankbar sein -- und endlich schreibt hier mal wer, welche Filme man in pandemiebedingt geschlossenen Kinos nicht anschauen darf oder dürfte oder hätte dürfen bzw gedurft hätte, jedenfalls: welche Filme diese verrammelten und wahrscheinlich mittlerweile entsetzlich eingestaubten Lichtspielhäuser nicht hätten zeigen dürfen am Karfreitag, wahlweise Good Friday. Österlichen Dank!