Montag, 26. Juni 2023

Hitzeschutzimpfung: Der kühlende Pieks

Plakate wie diese sollen Ungeschützte bereits im Sommer vor der zunehmenden Hitze warnen.

Er kommt spät, im Grunde genommen bereits mitten im Sommer, aber er kommt nun doch: Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) wird noch heute den Ersten Deutschen Hitzeschutzplan für mehr Sicherheit und Prävention (EDHSP) vorstellen. Die Bevölkerung solle künftig stärker vor den Gefahren zunehmend steigernder Temperaturen gewarnt werden. Vorbild ist das Maßnahmesystem aus Pandemiezeiten, das zum Daheimbleiben aufforderte, um unnötige Gefährdungen zu vermeiden.

Schutz der Vulnerablen

Geplant ist, die mit klimabedingten Hitzererscheinungen weitgehend nicht vertraute Bevölkerung vor den Gefahren jahreszeitlich bedingter Wettererscheinungen zu warnen. Bürgerinnen und Bürger sollen danach immer Sonnencreme dabei haben, wenn sie das Haus verlassen, empfohlen wird, große, breite Hüte zu tragen und Wasservorräte am Mann beziehungsweise der Frau zu tragen. Eingeführt wird zudem eine Hitzeschutzimpfung, die vor allem den besonders vulnerablen Bevölkerungsgruppen zu einer sogenannten Grundimmunisierung gegen die neuen Hitzeerscheinungen verhelfen soll.  

Bevor der nächste Hitzesommer richtig beginnt, sollten sich vor allem Kinder und Ältere impfen lassen, empfehlen Fachleute. Jetzt sei dazu noch Zeit, denn es dauert etwa zwei Wochen, bis der Hitzeschutz vollständig aufgebaut ist. Wenn es dann draußen richtig heiß wird, sei die Impfung ist der sicherste Schutz vor Schweißausbrüchen, Hautverbrennungen und schwerer abendlicher Hitzeermüdung. Mit einem geringeren oder gar keinem Impfschutz müssten Menschen dagegen damit rechnen, vom kippenden globalen Klima direkt erwischt und schwer getroffen zu werden. Gerade wer ohnehin an chronischen Krankheiten leide, durch Übergewicht oder Alter eine Hitzeempfindlichkeit entwickelt habe, sei gut beraten, das Angebot einer Immunisierung über einen kleinen, aber kühlenden Pieks anzunehmen.

Vorsorge für Risikogruppen

Die Vorsorgemaßnahmen des EDHSP gehen aber noch weiter. So sollen Risikogruppen künftig nicht nur über das im Neuaufbau befindliche Bundessirenennetzwerk vor Hitzeausbrüchen gewarnt werden, sondern auch über das erst im vergangenen Jahr freigeschaltete Cell Broadcast- System, das so modern ist, dass es in der deutschen Sprache nicht einmal einen Namen dafür gibt. Zur neuen Strategie gehört auch die weitgehende Verschattung offener Flächen: Kommunen müssen bis 2028 einen sogenannten kommunalen Wärmeplan vorlegen. "Mit Hilfe dieses Fahrplans sollen die Kommunen, die richtigen Entscheidungen treffen", heißt es beim Umweltministerium Baden Württemberg wörtlich.

Es geht um Sonnensegel, um Frischluftschneisen und den Ausbau großer Lüfteranlagen, die Großstädte  kühlen können, in denen der Klimanotstand ausgerufen werden muss. Konflikte zwischen Betreibern von Photovoltaikanlagen, die es eher sonnig mögen, und schattensuchenden Bürgerinnen und Bürgern, sollen dabei entlang der Leitlinien des neuen Gesetz zu Sofortmaßnahmen für einen beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien im Vorwärtsschreiten gelöst werden. Schattenspendende Bäume, die unter die Baumschutzsatzung fallen, dürfen danach gefällt werden. Neue Solaranlagen sind jedoch über Kopfhöhe freihängend anzubringen, so dass sie den Sonnenschutz übernehmen können.

Schattenmänner für Hitzealarm

Mit sogenannten "Schattenmännern", die auch Frauen sein können, soll häuserblockweise Vorsorge getroffen werden. Die Hitzeblockwarte würden künftig je nach ausgerufener Temperaturalarmstufe - geplant sind mindestens sechs Hitzestufen - auf den richtigen Umgang mit der Situation achten. Da Menschen über 60 aufgrund schwerer und sogar potenziell tödlicher Komplikationen besonders gefährdet sind, wären für sie Trinkkontrollen vorgesehen. Ungeimpfte, bei denen die Gefahren beim Verlassen der Wohnung oder gar des Hauses in keinem Verhältnis zu den möglichen lebensbedrohlichen Folgen stehen,würden durch einen Hitzelockdown umfassend geschützt.

Das gilt auch für Bürgerinnen und Bürger, die sich erst spät für den kühlenden Pieks entschlossen haben. Richtig geschützt ist man erst zwei Wochen nach der Impfung. Diese Zeit braucht der Körper, um den Hitzeschutz vollständig aufzubauen. Die Hitzeschutzimpfung gilt dabei als gut verträglich. Anders ausgedrückt: Das Risiko von Nebenwirkungen ist relativ gering. Die meisten Menschen reagieren kaum oder gar nicht auf den kleinen Stich. Nur bei jedem Hundertsten bis jedem Zehnten rötet sich die Einstichstelle oder schwillt an. Doch das ist nur ein  bestätigendes Zeichen dafür, dass die körpereigene Abwehr arbeitet. Es kann allerdings auch sein, dass Geimpfte etwas fiebrig werden oder dass ihnen leicht unwohl wird. Damit signalisiert der Körper, dass er sich auf die neuen Klimatemperaturen umstellt. Nach ein bis zwei Tagen vergeht das meist wieder. 

Entzündung kein Hinderungsgrund 

Schwere Nebenwirkungen wie Lähmungen, Krampfanfälle oder Hirnhautentzündungen kommen sehr selten vor, höchstens bei einer von zehntausend Impfungen, also deutschlandweit allenfalls bei 8.000 bis 9.000 Menschen. Eine leichte Entzündung ist hingegen kein Hinderungsgrund für die Impfung, denn die hält nur ein halbes Jahr und verliert ihre Wirkung im Winterhalbjahr. Bis dahin dürfen Hitzeimmunisierte nach den Regeln des Nationale Hitzeplans uneingeschränkt Kultureinrichtungen und Gastronomie besuchen – temperaturunabhängig. Nötig wäre nur eine formlose Abmeldung beim zuständigen Schattenmann des Mehrfamilienhauses oder - im Fall von Bewohnenden in Einfamilienhaussiedlungen - beim sogenannten Schattenkabinett der betreffenden Straße.


6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich bedauere frühere Generationen, die Hitzeperioden ohne den klugen Rat & Plan ihrer Politiker überstehen mussten. Die sind sicher alle verdurstet, weil ihnen keiner gesagt hat, dass sie was trinken müssen.

P.S. mein innerer Kommentator regt sich immer schön über so hippe Vögel auf, die ständig eine Pulle mit irgendeinem bescheuerten Zeug drin herumschleppen und dauernd daran nuckeln müssen weil es fast 30° sind. Das sind die Adressaten für die Lauterbachs und es sind viele.

Die Anmerkung hat gesagt…

Passend dazu die Einstimmung auf das nahe Ende.
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Lebensgefahr durch Extremtemperaturen

»Es gibt ungefähr 35 Arten, an Hitze zu sterben«

Deutschland schwitzt, in Indien kollabiert das Gesundheitssystem, Menschen sterben: Andreas Matzarakis vom Deutschen Wetterdienst erklärt, wann Hitze gefährlich wird, warum nicht nur Alte betroffen sind – und was hilft.

Ein Interview von Veronika Hackenbroch

Die Anmerkung hat gesagt…

Berlin aktuell
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Feuerwehr ruft „Ausnahmezustand Wetter“ aus
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Das kurze Unwetter war gar sehr heftig, daß mir dünkte, das sei dieses Armageddon, wovor die Hitzewarner warnen.

Anonym hat gesagt…

Wie wäre es denn mit Freibier?

Anonym hat gesagt…

Bei uns Unbeschnittenen und Ungetauften findet der Endkampf auf der Ebene Wigrid stand.

Anonym hat gesagt…

OT Google Doodle Martin Dibobe.

Natürlich schwarz. Weiß geht nicht.
Spielen wir mal mit. Zitat Dibobe lt. Wikipedia:
Durch Fleiß und einwandfreies Betragen habe ich mir eine Vertrauensstellung erworben...

Soll das etwa ein Wink mit dem Zaunpfahl in Richtung bestimmter Integrationsverweigerer sein?

Naja sicher nicht. Es geht Google, wie allen Rassisten, nur um die Hautfarbe.