Donnerstag, 28. September 2023

Doku Deutschland: Wahlkampf mit der Artgemeinschaft

Der Esoterismus der Artgemeinschaft konnte nach 72 Jahren keinen Tag länger hingenommen werden.

Ich verrate Ihnen bestimmt nicht zu viel, wenn ich sage, dass die Älteren hier im Haus, also die Kollegen, die schon länger hier sind und schon mehr zwei, drei Minister erlebt haben, eigentlich ganz genau wussten, dass da noch was kommt. Freilich, als die Sache sich vor ein paar Tagen zuzuspitzen begann und von ganz oben der Wunsch kam, dass die Fachabteilungen doch bitte etwas finden mögen, wo sich ein bisschen am Wind drehen ließe, da wurde brutal schnell reagiert.

Übers Wochenende verbotsreif

Ich glaube, wenn ich mich recht entsinne, hieß es am Freitag, es solle mal geschaut werden, dass wir eine Naziorganisation übers Wochenende verbotsreif bekommen, dass man also am Montag eine Pressekonferenz machen kann und sage, so und so, die und die Gefahr für Land und Leute und die ganze Demokratie. Und deshalb sind die jetzt verboten. Und nun schreibt mal schön was darüber und nicht immer über Migranten und Grenzkontrollen und den ganzen Quatsch mit dem abgesägten Computersicherheitspräsidenten.

Das hat dann soweit auch gut funktioniert, weil die jahrelangen Warnungen aus unserem Haus haben ja auch eine gewisse Sensibilisierung hervorgebracht. Dass wir da nun so entschlossen losgeschlagen haben gegen die Hammerskins, das war schon wichtig, auch für die Ministerin, die schon etwas Druck hatte, wenn ich das mal so sagen darf. Da fügte es sich glücklich, dass diese Truppe mit 120 Mitgliedern und immerhin 28 Führungsköpfen zwar seit 1991 bekannt, aber bis dahin nie verboten worden war. Hatten wir jetzt gut was in der Hinterhand, wo wir es brauchen konnten.

So manchen Sturm erlebt

Aber wie gesagt, die Älteren im Haus, die schon manchen Sturm miterlebt haben, ahnten, dass es das nicht gewesen sein wird. Es gab jetzt nicht direkt danach Aufforderungen, im Geheimarchiv zu schauen, was noch an obskuren Gefahrenherden unter ferner liefen abgelegt war. Aber ich denke, der eine oder andere Kollege ist da schon ziemlich zeitig auf eigene Faust losgezogen, um zu schauen, was sich in diesen zum Teil ja schon versteinerten Beständen aus den Handakten frühere Minister eventuell noch mal nutzen lässt. 

Ich sehe das ja ähnlich. All die Ermittlungen, das jahrelange Ausscheiden von Zeitungsartikeln, dann das Beobachten mit Feldstechern und das Abhören, da hat der Steuerzahler ja auch alles schon bezahlt. Da ist es immer schade, wenn solche Erkenntnisse im  Keller verstauben und keiner erfährt, dass die Hammerskins geheime Konzerte veranstaltet haben, von denen niemand etwas wusste, und Kontakte zur Partei Der III.Weg unterhielt, die zuletzt ohne Erfolg bei der Bundestagswahl angetreten war.

Ein bisschen Aktivität nachweisen

Der fleißige Einsatz der Kollegen, ich glaube, es waren auch einige Kolleginnen dabei, hat sich letztlich ausgezahlt. Denn es dauerte ja dann doch keine zehn Tage, bis von oben wieder der Wunsch an uns herangetragen wurde, ein bisschen Aktivität nachzuweisen und der Öffentlichkeit, die da auf jeden Fall einen Anspruch drauf hat, so ist es ja nicht, zu zeigen, wie wir angesichts der Sicherheitslage, die leider längst nicht mehr von allen Bürgerinnen und Bürgen für optimal gehalten wird, auf die Bedrohungen reagieren. 

Der Kollege H., Jens heißt er mit Vornamen, aber ich will ausdrücklich niemanden hervorheben, erinnerte sich dann zu unser aller Erleichterung an die Artgemeinschaft, einen eingetragenen Verein, der sich seit 1972 Jahren "Germanische Glaubens-Gemeinschaft wesensgemäßer Lebensgestaltung" nennt. Was für mich persönlich, also wenn Sie mich privat fragen würden, nach schwerem Hirnschaden klingt.

Gegen die germanischen Musterheiden

Aber sei's drum, das war es, was wir hatten. Ein Häuflein aus germanischen Musterheiden, brünett, von gedrungenem Wuchs und bundesweit fehlender Prominenz. Der letzte bekannte Nazi-Vorsteher ist ist seit 14 Jahren tot, die prominentesten Mitglieder sind ein Südafrikaner und ein Franzose. Die einzige Deutsche, deren Namen man mal kannte, ist seit 20 Jahren nicht mehr dabei, sie betreibt jetzt einen Frisiersalon, sagen unsere Experten. Ich nenne es einen sehr glücklichen Zufall, dass wir nach 72 Jahren endlich Material genug beisammen haben, um zehn Tage vor der Hessenwahl sagen zu können: Ja, es reicht, diesen Esoterismus kann sich der moderne Verfassungsstaat nicht mehr bieten lassen.

Klingt wohl wirklich ein wenig dünn, wenn man es zum ersten Mal hört. Aber die Lage ist eben, wie sie ist und diese Artgemeinschaft nun wenigstens noch als Wahlkampfjoker zu nehmen, wo die letzten Erkenntnisse der Bundesregierung zu den Siedlungsbemühungen dieser Eigenbau-Arier nun auch schon, ich sage mal, etwas grau um den Kopf geworden warn, das ist doch nur angemessen.

Ich sage mal so, ungeschützt: Die Frau Ministerin kämpft wie eine Löwin an mehreren Fronten: in Wiesbaden schwimmen ihr die Wahlkampffelle im  Rhein davon, in Berlin hat nicht einmal ihr Versuch, bei Frau "Anne Will" so zu tun, als habe sie schon immer gesagt, was sie immer bestritten hat, irgendeine Entlastung gebracht. Wäre der Kanzler nicht auch in ihrer Partei, das sage ich Ihnen, denn ich habe das schon erlebt, wäre sie schon dort, wo die anderen alle sind, die Frau Lambrecht und die Frau Spiegel und wie sie alle hießen, an die sich schon niemand mehr erinnert.

Machtwort nach links

Doch der Scholz ist ja ein Fuchs. Er weiß genau, dass er da in Hessen mit auf der Wahlliste steht und die ganze Schuld an der Pleite zugeschoben bekommen würde, wenn er unsere Ministerin jetzt hart oder überhaupt nur anfasst. Das Machtwort wegen dieser Grenzgeschichten, das hat er also ausdrücklich Richtung Grüne gesagt, genau wie das letzte Mal. Glauben Sie mir, die sind da noch froher drüber als wir hier im Ministerium, weil sie nun sagen können, sie können ja nicht anders.

Für unsere Chefin ist das eine schöne Sache. Sie hat jetzt den Kanzler und dessen Machtwort, dass Deutschland nichts dagegen hat, wenn die EU acht Wochen nach dem Jubel über den großen Beschluss zur europäischen Flüchtlingslösung mit einer Krisenverordnung einen Notmechanismus in Kraft setzt, der die "illegale Migration" begrenzt. Auf deren Seite glänzt sie mit einem weiteren harten Schlag gegen die Strukturen der Rechte, die mit ihren germanischen Sittengesetzen Festtage wie Wintersonnenwende, Ostern, Sommersonnenwende, Erntedank und Tagundnachtgleiche in Frühjahr und Herbst feiert und bei den jährlichen Sonnwendfeiern neben"zahlreiche Personen" auch "ehemalige Aktivisten" der rechten Szene als Gäste begrüßte.

Da muss für den Moment reichen

Damit ist nun Schluss, jedenfalls. Da geht jetzt nichts mehr. Für uns hier im Haus hoffe ich, dass das für den Augenblick reicht, denn ganz ehrlich gestanden töten wir uns sicher schwer, bis zum Wahltag gleich noch eine dritte Truppe für ein Verbot hervorzuzaubern. Ich denke aber, das wird nicht nötig sein. was ich gehört habe, in den Medien vor allem, bestätigt uns ja. Da ist schon ein großes Aufatmen durch Land gegangen, als klar wurde, dass diese Artgemeinschaft nach so vielen Schlagzeilen nun endlich vom Tisch ist.



6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Tatsächlich steckt dahinter aber eine knallharte NS-Rassenideologie", so [Rechtsextremismus-Experte Julian] Feldmann. Zwischen 150 bis 300 Menschen werden der "Artgemeinschaft" bundesweit zugerechnet, zumeist sind das laut Feldmann Familienverbünde. "Darin liegt auch die Gefahr, dass der Nachwuchs in dieser Szene aufwächst und Kontakt zu knallharten Neonazis hat und mit der Ideologie in Berührung kommt.

Das ist eine knallhart um ein Attribut kreisende Analyse, die ein bisschen Drama in die öde Vorstellung bringt.
Aber jetzt trauen sich Frauen und Mädchen endlich wieder in die Parks und Freibäder, oder. Danke, Nänzi.

Anonym hat gesagt…

OT you can't make this shit up

Die Gewinner des diesjährigen ökumenischen Predigtpreises stehen fest: Für ihr Lebenswerk wird die "Fridays for Future"-Aktivistin Luisa Neubauer geehrt.
https://www.katholisch.de/artikel/47274-oekumenischer-predigtpreis-ehrt-klimaaktivistin-luise-neubauer

Jodel hat gesagt…

Jetzt fehlt eigentlich nur noch, dass sie einen 110jährigen Tattergreis aus dem Hut zaubern, der einmal ein Praktikum als Küchenhilfe im KZ Dachau gemacht hat, den man jetzt endlich, endlich nach so langer Zeit wegen der Beihilfe an millionenfachen Mord von Gericht bringen kann. So eine Schuld kann schließlich nie verjähren und manchmal ziehen sie die Ermittlungen hat ein wenig hin. Dann wäre dieses Triptychon von einem Schmierentheater endlich komplett.

Die Häuflein die sie da ganz dringend verbieten müssen, werden auch immer erbärmlicher. Gibt es da keine Schamgrenze nach unten? Was frage ich, natürlich nicht. Offensichtlich reichen inzwischen zwei Dutzend marginalisierte Randfiguren, um das beste aller möglichen Deutschländer aus den Angeln zu heben.

Mal ehrlich, wer unseren Staat von so einem Trüppchen bedroht sieht, glaubt auch sonst an die ausschließlich segensreiche Wirkung des Staates in allen nur erdenklichen Lebenslagen. Inflation, Energiekrise, Migrationskrise, Wirtschaftskrise, Wohnungskrise sind alles Themen die unser Staat mit zeit- und punktgenauen Maßnahmen zum allerbesten seiner Bevölkerung regelt. Im Grunde verbietet es sich bei einer so guten Regierung überhaupt von Krisen zu sprechen. Liest man ein Interview mit einem beliebigen Spitzenpolitiker haben wir offenbar bis auf ein paar Problemchen hier und da, sowie die total unverständliche Beliebtheit der Schwefelbuben alles im Griff.

Ich kann nur hoffen, dass Frau Faeser bei der nächsten Wahl den Lohn für ihre hervorragende Arbeit zu unser aller Bestem erhält. Beide Daumen ganz fest gedrückt.

Anonym hat gesagt…

Noch nicht einmal ein Zehntel so "schwerer Hirnschaden", wie "bunte Vielfalt" oder "multikulturelle Gesellschaft", soviel Zeit muss sein.

Übrigens, Feldmann ist ein sprechender Name.
(Schmuel Cohen ist nicht dein Vater - Das hab ich auch nie geglaubt, Mama - Werd ja nicht frech!)

Die Anmerkung hat gesagt…

Freund Danisch

>> Und dann wundert man sich, wenn die AfD im Osten stärkste Partei wird und nicht mehr weit von der absoluten Mehrheit entfernt ist. <<

Nun, die sind von der absoluten Mehrheit genausoweit entfernt wie der nächstbeste Stern von der Sonne, also ein paar Lichtjahre schon. Bis also da was kracht, das dauert.

Anonym hat gesagt…

...katholisch.de/artikel/47274-oekumenischer-predigtpreis-ehrt-klimaaktivistin ...

Das französische "Cretin", als welches "Blödmann" bedeutet, kommt nun einmal von "christianus".