Freitag, 9. Mai 2025

König der Welt: Party vor dem Petersdom

Grok Party vor dem Petersdom Jubel Symbol
Jubelszenen in Rom: Donald Trump ist allen Unkenrufen zum Trotz doch nicht Papst geworden.

Auch das noch. Lähmendes Schweigen folgt auf die Verkündigung des neuen Papstes vom Balkon am Petersdom in Rom. 133 Kardinäle, ein Augenblick des Erschreckens. Der Neue ist Robert Francos Prevost, ein Amerikaner. Schlimmer hätte es in den Zeiten von Trump, Vance und Rubio kaum kommen können. Sekunden dauert es, in denen sich die herbeigeeilten Partypeople kurz fassen müssen. Dann erst bricht pflichtschuldiger Jubel los. Nur die Fahnen aus Peru, Italien, Spanien und Südkorea bleiben unten.

Erleichterung mit Verzögerung

Erleichterung stellte sich erst mit Verzögerung ein. Ja, ein Amerikaner. Aber nein, zum Glück nicht Donald Trump. Die zwei Stunden allerbester Sendezeit, die das Erste Deutsche Fernsehen der Papstwahl anschließend widmet, um alle Gebührenzahlern über den neuen Vorsitzenden der Minderheit der  20 Prozent katholischer Christen im Land zu informieren, sind emsige Malarbeit. War Leo XIV., wie sich Prevost nennen lässt, noch als weitgehende Unbekannter auf den Balkon getreten, dessen Wahl eine "Überraschung" (Nikodemus Schnabel) gewesen sei, verwandelt er sich im Verlauf des Vorabendprogramms in einen Kandidaten, um den gar kein Weg herumführen konnte.

Den Schock, dass es sich um den "ersten Amerikaner in der 2000-jährigen Geschichte der katholischen Kirche" handelt, mildert der Umstand, dass es sich bei Leo XIV. einen jener modernen Doppelstaatsbürger handelt, die nicht nur zwei Beine, zwei Arme und zwei Augen haben, sondern auch zwei Pässe. 

Weltoffen, fünf Sprachen, progressiv und traditionsbewusst, friedensbewegt und ein Mann des Kirchenapparats zugleich. Es tobt eine Party vor dem Petersdom und der neue Papst, den eben noch niemand auf dem Zettel hatte, wird binnen weniger Minuten zum idealen Stellvertreter Gottes auf Erden in Zeiten, in denen Deutschland nach schweren Geburt des neuen Bundeskanzlers Friedrich Merz recht allein in einer Welt voller Feinde steht. 

EU-Recht brechen

Der bayrische Innenminister hat der Bundespolizei erlaubt, die Grenzen zu schließen und europäisches Recht zu "brechen" (Jan van Aken). Polens Präsident hat seinen guten Freund Merz mit Ermahnungen empfangen, es mit der Rücknahme von Angela Merkels mündlichen Grenzanweisungen von 2015 nicht zu übertreiben. Emmanuel Macron herzte Friedrich kaum mehr als kurze Zeit später den syrischen Top-Terroristen Abu Mohammed al-Jawlani, auf den die USA unter Joe Biden noch ein Kopfgeld von zehn Millionen Dollar ausgesetzt hatten.

Ahmed al-Sharaa, wie sich al-Jawlani seit seiner Wahl zum neuen Hoffnungsträger der EU im Nahen Osten nennt, ist zumindest ein Lichtblick in düsteren Tagen. Leo XIV. könnte der zweite werden, auch wenn seine erste Botschaft an die 1,4 Milliarden Gläubigen den Verdacht geweckt hat, Frieden könnte ihm wichtiger sein als Freiheit. Immerhin: Im Schatten seiner Ernennung gelang es der oft als schwerfällig gescholtenen EU, ihre ambitionierten Vorgaben für noch schärfere Abgas-Grenzwerte abzuwickeln.

Mehr Spielraum

Erst am Dienstag wurde ein Dringlichkeitsverfahren eingeleitet, das Autoherstellern "mehr Spielraum" (Tagesschau) gibt, die formal weiterhin geltenden Klimaplanziele straflos zu verfehlen. Parallel zur Papstwahl bekamen die Hersteller dann grünes Licht, die strengeren Grenzwerte nicht wie ursprünglich geplant schon im laufenden Jahr einhalten zu müssen, sondern sich dafür bis Ende 2027 Zeit lassen zu dürfen. 

Ein Friedensangebot vor allem an die im dritten Rezessionsjahr "schwächelnde" (DPA) deutsche Wirtschaft, die benötigt wird, um den kranken Kontinent Europa aus der Krise zu ziehen. Eine Chance aber auch für Friedrich Merz, dem schon am ersten Tag seiner Kanzlerschaft alles an staatsmännischer Kunst abverlangt worden war: Hätte seine Wahl am Dienstag nicht doch nicht geklappt, wäre er gehindert gewesen, am Mittwoch nach Paris und Warschau zu fliegen. Am Donnerstag hätte dann der bereits per Zapfenstreich verabschiedete Olaf Scholz des Tages gedenken müssen, an dem die Deutschen sich vor 80 Jahren selbst vom Hitlerfaschismus befreit hatten. 

Drohende Blamage auf der Weltbühne

Weltpolitisch drohte eine so große Blamage, dass sich die Union in Verantwortung für das Land und die Menschen entschloss, die Brandmauer nach links ein Stück einzureißen. Mit Unterstützung der Linkspartei gelang es, Merz durchs Parlament zu boxen – kein strahlender Sieger stand später vor Walter Steinmeier, um seine Ernennungsurkunde zu empfangen. Aber ein Mann, der endlich angekommen war: 10. Kanzler der dritten Republik, ein Reformer reinsten Wassers, dessen Umfragewerte so übel sind, dass er vom ersten Tag an gar nichts mehr zu verlieren hat.

Ein idealer Startpunkt, den Merz mit Leo XIV. teilt. Der 69-Jährige aus dem Kneipp-Heilbad Brilon hatte schon vor dem Amtsantritt nahezu alles Vertrauen verspielt, der Gleichaltrige aus Chicago im US-Bundesstaat Illinois hatte nie welches erweckt. Der neue Papst startet mit der Bürde, dass Donald Trump ihm mit dem Satz, seine Wahl sei "eine große Ehre für unser Land" quasi gratuliert hat. Eine Last, die Merz nicht tragen muss. 

Der US-Präsident  am Boden

Dafür aber kündigte der neue Kanzler an, in seinem ersten Telefongespräch mit dem US-Präsidenten auch persönlich mit allem Nachdruck noch einmal fordern zu wollen, dass sich die Amerikaner sich aus deutscher Innenpolitik "weitgehend heraushalten" sollten. So war es bis 1945 üblich, so soll es wieder sein. In Gespräch wurde daraus dann das kleine Karo der Einigkeit darauf, "die Handelsstreitigkeiten rasch beilegen zu wollen" und gleichermaßen für eine "rasches Ende des Tötens in der Ukraine" zu sein. 

Medial feiert Friedrich Merz mit dem Antrittsgespräch in Washington seinen ersten Erfolg. Trump habe zugesagt, Deutschlands Bemühungen zu unterstützen, gemeinsam mit Frankreich, Großbritannien, Polen und den anderen europäischen Partnern einen dauerhaften Frieden in der Ukraine anzustreben, zitiert der "Spiegel" aus einer frei flottierenden Zusammenfassung des Gesprächs aus der Pressestelle des Kanzleramtes. Der neue Regierungschef ist offenbar im Gegensatz zu seinem Vorgänger offenbar  nicht mehr bestrebt, die Verhandlungsbemühungen der US-Administration offen zu hintertreiben. Merz setzt vielmehr darauf, selbst.  Europas fehlende Initiativen zu einem Friedensschluss als eigene "Bemühungen" darzustellen.

Vorbild für den evangelischen Christdemokraten könnte hierbei die von den Päpsten in Rom seit Jahrhunderten erfolgreich verfolgte Taktik sein, sich demütig zu geben, Armut zu predigen, Reue zu beschwören und Sünden zu bekennen, ohne am eigenen Verhalten jemals irgendetwas zu verändern. 


2 Kommentare:

Trumpeltier hat gesagt…

Da wurden die Massen der auf ihrer grünen Aue weidenden Wiederkäuerschafe in Erwartung ihres neuen richtungsweisenden Oberhirten in Dauerschleife auf allen nicht nur staatlich zwangsweise finanzierten Propagandakanälen in die Michelwohnhöhlen geflimmert, als sei der angebetete Erlöser persönlich erwartet worden.

Dieser Zirkus ist ein weiterer Beweis für den jede individuelle Vernunft erstickenden menschlichen Rudelzwang und Herdentrieb. Oder des Egoismus, denn letztendlich geht es jedem dort ja um seinen persönlichen Logenplatz im Christenhimmel.

In die Hölle, von der uns real nur wenige Kilometer Erdkruste trennen, will nämlch keiner, obwohl jahrhundertelang ausgerechnet das Feuer, das verbrennen von Glaubensskeptikern als Reinigung dieser verirrten Seele galt.

"Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun."

Seit 2000 Jahren!

Anonym hat gesagt…

Luther, zur Feier des Tages:
Und ich selbs zu Rom höret auff den gassen frey reden:
Ist eine Helle, so stehet Rom drauff. Das ist: nach den Teufeln selbs
ist kein erger Volck denn der Bapst mit den seinen.