Sonntag, 24. August 2025

Stroh zu Gold: Reichtum für alle

Zum Golde drängt alles - und nun hat das europäische Kernforschungszentrum Cern gezeigt, wie sich die Staatsfinanzen in der EU über Technikoffenheit sanieren lassen.

Europa kann es nicht mehr, die EU hängt weit hinten dran, Bürokratie, Lieferkettengesetze und der beständige Streit in der Wertegemeinschaft der 27, wohin die Reise eigentlich gehen soll, verhinderten beharrlich Innovationen und Wohlstandsgewinne. So zumindest behaupten die ewigen Unken und Skeptiker, die es am liebsten sähen, würde im vereinten Europa wieder jeder sein Ding machen.

Doch wie sehr sich diese EU-Skeptiker irren, haben jetzt Physiker am europäischen Kernforschungszentrum Cern in Genf bewiesen. Erstmals ist den Wissenschaftlern als vielfältigsten Ländern der Innovationsunion etwas gelungen, an dem der deutsche Alchemist, Chemiker und Erfinder. Johann Friedrich Böttger vor 300 Jahren noch tragisch scheiterte: Bei der Kollision von Bleikernen, die nahezu mit Lichtgeschwindigkeit aufeinandergeschossen wurden, glückte erstmals die Umwandlung von Blei in Gold, wie sie Böttger seinem Dienstherren August dem Starken im Jahr 1701 versprochen hatte.

Gold aus dem Teilchenbeschleuniger

Was lange währt, wird in Europa Gold. Am zu einem Fünftel von Deutschland finanzierten Cern wird eigentlich nach dem Ursprung der Welt geforscht. Seit 70 Jahren ist das europäische Kernforschungszentrum der Mittelpunkt der geheimnisvollen Welt der kleinsten und allerkleinsten Teilchen. Gegen die Kritik von Wissenschaftsfeinden und Scharlatanen, die den Forschern vorwarfen, die Erde sehenden Auges in ein Schwarzes Loch zu stürzen, konnte sich das Cern behaupten, indem es experimentell den Beweis antrat, dass das nicht passiert. 

Doch zuletzt regte sich neue Kritik: Die Grünen kritisieren den geplanten Bau eines neuen, noch größeren Teilchenbeschleunigers, den niemand brauche. Das Projekt sei "unverantwortlich und energieintensiv", denn der enorme Energieverbrauch belaste Umwelt und Klima, ohne dass es positive Effekte für die soziale Gerechtigkeit gebe.

Spiel auf Zeit

Die Forscher spielten auf Zeit. Frühestens 2040 werde der größere Teilchenbeschleuniger fertig sein, erst dann benötige das Cern auch nicht mehr ein Terawatt Energie, sondern bis zu vier. Sorgen um dadurch wachsende Umweltbelastungen aber müsse sich zu diesem Zeitpunkt niemand mehr machen. Den Planungen der EU zufolge wird 2040 nicht nur der weltweite Braunkohleausstieg vollzogen sein, sondern auch der aus Gas, Öl und Kernkraft. Wie die kompletten globale Industrie und sämtliche Gesellschaften zwischen El Quique in Chila und Alkawaam am Beringmeer würde auch das Cern dann komplett von Erneuerbaren versorgt.

Derzeit gilt die Teilchenphysik als letzter Bereich, in dem Europa noch ganz vorn mitreden könne. Abgehängt bei Weltraumfahrt und KI, Internet, Robotik und Gentechnik erscheint das Conseil Européen pour la Recherche Nucléaire, an dem in besseren Tagen World Wide Web erfunden wurde, als kleiner, schmaler Hoffnungsschimmer für den alten Kontinent, vielleicht doch noch nicht untergehen zu müssen. 

Stroh zu Gold

Mit dem ersten geglückten Versuch, Stroh zu Gold zu spinnen, auch wenn der Ausgangsstoff recht eigentlich Blei war, untermauert der größte Teilchenbeschleuniger der Welt seinen Anspruch, nicht nur Geld zu kosten, sondern perspektivisch neues Wissen und damit Wohlstand zu schaffen. Während anderswo an Quantencomputern geforscht wird, selbstfahrende Autos die klimaschädliche individuelle Mobilität verstetigen sollen und überreiche Milliardäre nach der Erde auch noch den Mars erobern wollen, liefert der Large Hadron Collider (LHC) den Beweis, dass Gold ohne die in anderen Weltregionen noch üblichen umweltbelastenden Minenaktivitäten gefördert werden kann.

Ein unique selling point, der Europa vielleicht bald schon in die Lage versetzt, sich mit Hilfe hochenergetischer Kollisionen von Bleikernen grenzenlos mit Gold zu versorgen. Dabei stellen die Forscher einfach den ersten Augenblick nach dem Urknall nach: Im Plasma entstehen, von dem die Experten derzeit annehmen, dass es in der millionstel Sekunde nach der Entstehung von allem das Universum füllte, fand sich auch das heute immer wieder als besonders riskante Anlageklasse enttarnte Edelmetall mit dem Kern mit 79 Protonen.

Nur drei Protonen

Um es künftig gezielt herzustellen, müsse der Teilchenbeschleuniger nur "drei Protonen aus einem Bleikern entfernen", heißt es beim Cern in Genf mit. Im ersten Versuch gelang es zumindest, eine Menge herzustellen, die Billionen Male kleiner war, als für die Herstellung eines Schmuckstücks erforderlich wäre. Zudem habe das Gold "nur für einen winzigen Bruchteil einer Sekunde" existiert. 

Doch die Hartnäckigkeit europäischer Wissenschaftler ist bekannt. So schuf die Physikerin Marie Curie die Grundlagen für Kernwaffen und Kernreaktoren in einem Zeitraum von mehr als 20 Jahren, den überwiegenden Teil der Zeit bereits schwer von Strahlenschäden gezeichnet. 

Bleiben die Forscher vom  Cern ähnlich geduldig am Ball, wird sich der große Traum vom Reichtum für alle endlich erfüllen. Auch für die knappen Kassen des Staates wäre das eine gute Nachricht: Mit einer Steuer für Reiche und Überreiche ließen sich die Staatsfinanzen dann im Handumdrehen sanieren.


1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Jemand hat mal berechnet, wieviel ein Kilo Gold aus dem Beschleuniger kosten wird. War sogar für Wummslandverhältnisse eine hohe Summe.

P.S. Den neuen Beschleuniger bauen sie mehr oder weniger auf gut Glück bzw. weil es für alle Vertragspartner lukrativ ist und es nur den Steuerzahler was kostet. Es gibt in diesem Energiebereich nicht wirklich was zu entdecken.