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| Frierich Merz startete seine erste Klimakonferenz mit einem klaren Kompass: Die Idee der Rendite aus dem Regenwald hat den früheren Blackrock-Manager überzeugt. |
Der Chinese Xi hat mal gerade keine Zeit. Donald Trump hielt es nicht einmal für nötig, abzusagen. Europa aber ist ein Divisionsstärke angereist zum Treffen der Verlierer des weltweiten Wohlstandswettbewerbs. Emmanuel Macron konnte endlich den Zank zu Hause hinter sich lassen. Keir Starmer teilte sich mit Prince William einen Flieger. Ursula von der Leyen kam und warnte: "This must be the COP that keeps 1.5 degrees within reach!" Deutschlands Außenkanzler Friedrich Merz darf bei so viel Reichweite nicht fehlen. Beherzt bekannte er sich in Belém zum "Kampf gegen die Erderwärmung".
Mit guten Worten für gutes Wetter
Wie Starmer und Macron ist der deutsche Bundeskanzler froh über jeden Tag, den er nicht mit Stahlgipfel, Chemiegipfeln und Gipfeln zur Rettung seiner Koalition verbringen muss. Daheim schwimmen die Felle davon, bei der UN-Klimakonferenz aber lässt sich noch mit guten Worten gut Wetter machen. Hier im Regenwald sind die Staatsführer, Kommissionschefs, Sherpas, Verhandlungsführer, Diplomaten und Aktivisten unter sich. Hier lässt sich Tatkraft simulieren, die bis in die "Tagesschau" ausstrahlt. Hier werden neue Ideen geboren, die das Scheitern der alten übertünchen können.
Die COP30, erneut eine Veranstaltung des Klimaadels für den Klimaadel, lebt vom Ruf der Klimakonferenzen, etwas "bewegen" zu können. Seit dem ersten Treffen - damals ebenfalls in Brasilien - ist aus der Sicht der Alarmisten viel erreicht worden, zuletzt mit dem Klimaabkommen von Paris und seinen verbindlichen Zielen. Zugleich ist alles viel schlimmer geworden. Das 1,5-Grad-Ziel wird verfehlt werden, obschon "verbindlich" vereinbart. Auch das ersatzhalber damals gleich mit verabschiedete Zwei-Grad-Ziel wird kaum mehr zu erreichen sein.
Reisender Klimazirkus
Dem Glauben daran, dass die Menschheit sich über alljährliche Großkonferenzen, die als eine Art Klimazirkus um die Welt reisen, vor dem Untergang retten kann, hat das nicht geschadet. Diesmal ist die Zusammenkunft sogar aussichtsreicher als zuletzt, prognostiziert der "Spiegel". Denn weil im Weißen Haus ein rücksichtsloser Klimawandelleugner sitze, der "sich immer wieder öffentlich mit Tiraden gegen erneuerbare Energien lächerlich macht", könne der Rest der Welt endlich ohne Sabotage "der verblendeten Regierung" in Washington "deutlich besser vorankommen".
China, mit einer 300-köpfigen Delegation unter Leitung von Ding Xuexiang angereist, einem Sonderbeauftragter des chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping, werde "in eine globale Führungsrolle hineinspazieren", prophezeit der "Spiegel". Der größte globale Emittent von CO₂, der mit 15,5 Milliarden Tonnen CO₂-Äquivalenten stolze 20 Mal mehr Klimagas ausstößt als Deutschland, gilt neuerdings als Hoffnung der großen grünen Transformation.
Das Klimavorbild ist kommunistisch
Obwohl die 1,4 Milliarden Chinesen die 84 Millionen Deutschen mittlerweile beim Pro-Kopf-Ausstoß an CO₂ nicht nur eingeholt, sondern überholt haben, genießen sie den Ruf, bei Solarenergie, Elektromobilität und Umweltschutz führend zu sein. Ganz leise nur noch klingt das Echo früherer Aufwallungen wegen der Menschenrechtsverletzungen des kommunistischen Regimes nach. Es ist das Norwegen-Syndrom: Auch die Skandinavier, die ihren Wohlstand ausschließlich dem Export fossiler Energieträger verdanken, genießen in Klimakreisen einen ausnehmend guten Ruf als Vorbild, weil sie die Billioneneinnahmen aus Öl und Gas dazu verwenden, ihr eigenes Land auf grüne Energie und Elektroautos umzustellen.
Die EU hat kein Geschäftsmodell mehr, mit dem sich genug Geld einspielen ließe, um den kostspieligen Umbau von Industrie, Verkehr und Unterbringung von 440 Millionen Menschen zu finanzieren. Selbst in Brüssel, der Zentrale der neuen Klima-Planwirtschaft, grassierte zuletzt panische Angst, beim Festhalten am bisherigen Ausstiegspfad aus Kohle, Erdöl und Gas noch vor dem Verpassen des anvisierten Zieles der Klimaneutralität von Wählerinnen und Wählern aus dem Amt gefegt zu werden.
Angst im "Wohnklo"
Denen, vermutete selbst die Kommissionschefin in ihrem "Wohnklo" (lostin.eu) im 13. Stock des Brüsseler Kommissionsgebäudes, könnte es womöglich am Ende wichtiger sein, ihre Heizungsrechnung heute bezahlen zu können als mit dem guten Gefühl zu frieren, das Weltklima des Jahres 2050 gerettet zu haben. Im privaten Raumschiff fiel der Entschluss, das alles nicht mehr so ernst zu nehmen, bis die Lage sich stabilisiert hat.
Die EU ist nun schon aufgrund ihrer Wesensart kein Gebilde, das zu Fehlerkorrekturen imstande ist. Statt die eigenen Klimaziele kritisch daraufhin zu überprüfen, ob der mutmaßlich vergebliche Versuch, sie zu erreichen, es wert ist, den Kontinent zu deindustrialisieren, wollen ihre Führer sich damit über die Runden retten, alles ein klein wenig zu verzögern.
Unter dem Druck der wachsenden Zahl der Unwilligen in den 27 Mitgliedsstaaten, die nicht noch mehr Wohlstand für einen Plan aufgeben wollen, dem außerhalb der EU längst niemand mehr folgt, wurden Zeitpläne einmal mehr verschoben, "zusätzliche (sic!) Schlupflöcher" (Spiegel) geschaffen und Versprechen gedehnt. Es sei um "die internationale Glaubwürdigkeit" gegangen, hieß es, und man habe "nicht mit leeren Händen" nach Brasilien kommen wollen.
Ein neuer Fonds statt des alten Klubs
Da das allein bestimmt nicht hilft, haben die Gäste aus Europa den brasilianischen Gastgebern Geschenke mitgebracht. Brasilien, ein Land, das als zehntgrößte Wirtschaftsnation der Welt und achtgrößten Exporteur von Öl und Gas mit 2,1 Milliarden Tonnen CO₂-Äquivalenten mehr als dreimal so viel Klimagift produziert wie Deutschland, bei einer Bevölkerung, die keineswegs dreimal so groß ist, durfte sich freuen. Bundeskanzler Friedrich Merz war noch nicht richtig angekommen bei der COP30, da hatte er schon die erste Milliarde in einen neuen Fonds von Brasiliens Präsident Lula gezahlt, der künftig "Länder belohnen soll, die ihre Urwälder schützen".
Es ist ein neuer Klub, aber e werden dies dieselben Länder sein, die schon Olaf Scholzens "Klimaklub" motivieren wollte, sich an die in Paris gemeinsam vereinbarten Regeln und verbindlichen Ziele zu halten. Eine Handvoll Industriennationen gewann der damalige deutsche Kanzler für die Idee, eines "inclusive high-level forum for industry decarbonisation" könne für "eine schnelle Umsetzung des Pariser Klimaabkommens" sorgen, wo es bis dahin nicht einmal mit einer langsamen geklappt hatte.
Die Papierfabrik
Seitdem hat der Klimaklub, "global breit getragen" (Olaf Scholz), eine Menge Papier produziert. Die jüngste Ausarbeitung trägt den schönen Titel "Summary report of the Strategic Dialogues on causes and relevance of spillovers from mitigation policies" (im Deutschen etwa: Zusammenfassender Bericht über strategische Dialoge über Ursachen und Relevanz über Folgewirkungen aus Minderungsmaßnahmen"). Es war die erste wuchtige Wortmeldung nach sechs Wochen Pause.
Die vorhergehende Veröffentlichung der "Kartierung der finanziellen und technischen Unterstützung für die Dekarbonisierung der Industrie in Schwellen- und Entwicklungsländern und Bestandsaufnahme der Trends in schwer zu dekarbonisierenden Sektoren" mit schlanken 78 Seiten war allerdings auf keinerlei öffentliches Interesse gestoßen..
Ganz anders als Merz` geldwertes Gastgeschenk. Das gilt nicht der "Emissionsverringerung im Industriebereich", indem Unternehmen aus Ländern belohnt werden, "die sich ehrgeizige Ziele beim Klimaschutz setzen" (Tagesschau) und nicht mit "unfairer Konkurrenz aus Staaten mit niedrigen Umweltstandards" zu kämpfen haben. Stattdessen soll Deutschlands "namhafter Betrag zum Gelingen" der Initiative des brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva einen "der wichtigsten Kohlenstoffspeicher weltweit und Lebensraum für Menschen und unzählige Tier- und Pflanzenarten" behüten helfen.
Rendite aus dem Regenwald
Das Geld wird nicht weg sein, es wird angelegt. Der "Tropical Forest Forever Facility" (TFFF) soll insgesamt 25 Milliarden Dollar von Geberstaaten einsammeln, dazu ist geplant, dass private Investoren weitere 100 Milliarden einzahlen. Das Geld wird nicht ausgezahlt, sondern an den Kapitalmärkten angelegt, um Gewinne zu erwirtschaften.
Geplant ist, dass nicht nur die privaten Investoren langfristig eine ordentliche Rendite einfahren, sondern auch noch genug abfällt, um Staaten, die ihre Tropenwälder nicht abholzen, zu prämieren. Vorgesehen ist nach Angaben der "Tagesschau" eine Prämie von vier US-Dollar pro Jahr und erhaltenem Hektar.
Bei einer Milliarde Hektar Regenwald, von den sieben bis acht in Brasilien liegen, wird der Fonds ordentlich gemanaged werden müssen. Bei vier Dollar für den Erhalt eines Hektar werden im Erfolgsfall schon im ersten Jahr vier Milliarden Dollar fällig - zufällig genau die Summe, die TFFF nach Berechnungen der brasilianischen Regierung für den Waldschutz generieren wird. Etwa 80 Prozent der Summe flössen nach Brasília.
Das meiste Geld fließt nach Brasilien
Um die privaten Investoren auszuzahlen, bliebe nach Lage der Dinge nur das Geld übrig, das als Strafe für jeden zerstörten Hektar fällig werden soll. 140 US-Dollar sollen das pro Hektar sein, sobald durch Satellitenbilder der Beweis erbracht ist. Um die Anleger der 100 Milliarden wenigstens mit einer festgeldähnlichen Stillhalterprämie von drei Prozent locken zu können, müssten 20 Millionen Hektar tropischer Regenwald im Jahr fallen.
Wie der deutsche Kanzler, ehemals Blackrock-Manager, ist auch Norwegen überzeugt, dass die Rechnung aufgeht. Das Öko-Vorzeigeland mit der finsteren fossilen Seite hat gleich 2,5 Milliarden Euro für den Tropenwald-Fonds zugesagt. Vorausgesetzt, der Rest der Welt bringt mindestens 8,5 Milliarden Euro auf, um "Regierungen und lokalen Gemeinschaften zu ermöglichen, ihre Wälder zu erhalten, anstatt sie für kurzfristige Gewinne auszubeuten" (Guardian).
Besser als Klimaschutz
Der TFFF hat noch keinen Cent ausgezahlt, hilft Brasilien aber jetzt schon, die früher geplanten drastischen Reduzierungen der Treibhausgasemissionen zu verzögern und die Verantwortung für die Klimarettung ganz auf die Industrieländer zu schieben. Die globale Erwärmung auf höchstens 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau zu halten sieht Ursula von der Leyen als letzte Politikerin weltweit "in Reichweite". Alle anderen schachern nur noch, wie sie selbst das Problem lösen, etwas tun zu sollen, aber nichts tun zu können, ohne bald zu gar nichts mehr in der Lage zu sein.n
Nach den verbindlichen Vereinbarungen des Pariser Abkommen von 2015 hatten die Nach Brasilien gereisten Regierungen zum zweiten Mal nach 2020 ihre aktualisierten Pläne zur Emissionsreduzierung vorlegen müssen. Die Frist für diese nationalen Klimaschutzbeiträge (NDCs) war im Februar abgelaufen. Bis Ende Oktober hatten nur etwa 60 Länder Pläne vorgelegt, deren Umsetzung nach Schätzungen der Uno bis 2035 zu einer Emissionsreduktion von etwa 10 Prozent. führen würde.
Verglichen mit 60 Prozent, die noch fehlen, um die Erderwärmung "in reichweite" (von der Leyen) zu halten.


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