Samstag, 27. Dezember 2025

Das Jahr ohne Sommer: August in Absurdistan

"Here and queer" - mit einer Schütte voller T-Shirts mit der Aufschrift "Queer for Palestine - Würde, Verantwortung, Demokratie" stach die Sumud-Flotte Richtung Gaza in See.

 Es war ein schöner Tag
Der letzte im August
Die Sonne brannte so
Als hätte sie's gewusst
Die Luft war flirrend heiß
Und um allein zu sein
Sagte ich den anderen
„Ich hab' heut keine Zeit“

Und es war Sommer, Peter Maffay, 1976 

Es war ein Jahr zum Vergessen und vielen gelang das außerordentlich gut. Der neue Kanzler wusste schon nach Wochen nicht mehr, was er versprochen hatte. Seine Hilfstruppen von der SPD hatten verdrängt, dass sie wiedermal eine Wahl verloren hatten. In der Welt draußen wendete sich einiges zum Besseren. Deutschland aber blieb mit klarem Kompass auf Kurs. 

Der Rückblick auf 2025 zeigt zwölf Monate, die es in sich hatten. Nie mehr wird es so sein wie vorher.  

 

Er ist wieder da. Monatelang hatte sich der frühere Klimawirtschaftsminister Robert Habeck hinter einem letzten Post bei Elon Musks Hassplattform X versteckt. "War jetzt länger Pause auf diesem Kanal", schrieb er Anfang April, "und es wird auch noch ein bisschen dauern, bis es hier richtig weiter geht." 

Er wolle nur mitteilen, dass er heute "noch einmal zurückgeblickt und den Wahlkampf und meine Politik eingeordnet" habe und deshalb seine "Rede vom grünen Länderrat für euch" teilen wolle. Danach kam nichts mehr. Die Welt drehte sich in höchstem Tempo weiter. Doch den Mann, der so vielen Wegweiser gewesen war, weigerte sich, neue lange Linien festzulegen, in die die Zukunft führen müsse.

Ein wahrer Wettermonat

Bis eben in dieser Klimaaugust beginnt, einen wahrer Wettermonat, der weltweit als der drittwärmste seit Aufzeichnungsbeginn in die Annalen eingehen wird. Geprägt ist er von intensiven Hitzewellen in Südwesteuropa, Rekordtemperaturen in Japan und einem Erdbeben in Afghanistan, das erstmals als Klimaschaden eingeordnet werden muss. 

Europa kommt glimpflich davon, der August ist nur leicht überdurchschnittlich warm. Deutschland aber, seit Jahren eines der am schlimmsten betroffenen Gebiete, erlebt einen verheerend warmen, sonnigen und trocken-durchwachsenen August mit Hitzewellen, der statistisch warm ausfällt, aber doch symptomlos bleibt und neue Hitzerekorde verpasst.

Das Loch im Hitzeschutzplan

Die Schwächen des Hitzeschutzplanes, den die Ampel unter Führung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach erarbeitet und der Nachfolgekoalition halb umgesetzt hinterlassen hatte, treten jetzt offen zutage. Von vielen Schutzmaßnahmen ist in dem mehrfach aktualisierten Papier die Rede. Es geht um Hitzeschutzinseln, um Bäume, die zu pflanzen wären, um zu spannende Sonnensegel und bemooste Fassade, aber auch darum, Ältere über spezielle Wasserhotlines zum Trinken zu animieren. 

Was fehlt, sind Klimaanlagen, wie sie sich weltweit als wirksamste Waffe gegen Überhitzung und die Zunahme der Zahl der Hitzetoten erwiesen haben. Sonnenverwöhnte Staaten wie der Irak, die im Sommer unter extremen Temperaturen mit Werten von über 50 Grad Celsius leiden, melden nicht einmal Hitzetote. Ebenso halten es Länder wie Dubai oder das gerade wieder eng mit Deutschland verbündete Katar. Das hat zwar Gesetze gegen Hitzestress bei Freiluftarbeit erlassen, unterlässt aber eine Klassifizierung der Todesfälle, um die Welt zu täuschen. 

Resilienz statt Hitzeschutz


Wie in den Vereinigten Staaten, Australien und Asien sollen Klimaanlagen Leben retten - eine Strategie, der Deutschland nicht folgen will. Die  Bund/Länder-Arbeitsgruppe "Gesundheitliche Anpassung an den Klimawandel" (GAK hat entschieden, dass der Deutsche hart genug ist, sich innerlich abzukühlen. Karl Lauterbach, mittlerweile als Experte in die Raumfahrt gewechselt, wusste genau, dass es echten Leidensdruck braucht, um wirkliche Verhaltensänderungen zu motivieren. 

Verzicht fällt nie leicht und wer in der Klimahölle sitzt, ist viel eher geneigt, im Sinne der großen Transformation von Ansprüchen abzusehen als der, der aus dem mit teurem Klimastrom heruntergekühlten Zimmer auf den kochenden Asphalt vorm Haus schaut. Als der erste Feuchtschutzbunker in den Wirkbetrieb geht, die Initiatoren nennen ihn stolz Deutschland ersten "Drying Point", bestätigt sich die Richtigkeit der Strategie. Flächendeckend ausgerollt, müssten Urlauber ihre Zeit nicht mehr in leeren Freibäder und kalten Biergärten zubringen. Niemand wäre noch gezwungen, sich die an den deutschen Küsten mit Gummistiefeln gegen den fußkalten Klimasand wappnen. 

Verpuffte Enthüllung

Die Enthüllung, dass Klimaanlagen selbst als Schutzschirm für Altenheime, Krankenhäuser und Kindergärten in den Resilienzplänen der Bundesregierung keine Rolle spielen, verpufft. Die großen Gemeinsinnmedien senden aus klimatisierten Studios. Die Redaktionen wissen, dass der zur Verfügung stehende Überflussstrom aus Solaranlagen nur theoretisch für alle 20 Millionen Wohngebäude in Deutschland reichen würde. 

Praktisch geben die Netze es noch nicht her. Und sobald es so weit sein wird, das zeigen die neuen Elektroenergiebedarfsprognosen der neuen Bundeswirtschaftsministerin, wird nicht mehr Strom gebraucht werden, sondern deutliche weniger.

Ein deutsches Wunder, das weltweit kaum Beachtung findet. Mitten in die fiebrige Erwartungshaltung, dass Deutschland in Kürze eine große Aufholjagd beim Aufbau einer eigenen Infrastruktur für Künstliche Intelligenz starten wird, verkündet Wirtschaftsministerin Katharina Reiche aktualisierte Erwartungen: Die Ampelregierung war für 2030 noch von einem Bedarf von 680 bis 750 Terawattstunden ausgegangen. Schwarz-rot plant mit Blick auf die vielen zurückgefahrenen Industrieanlagen und die faktische Unmöglichkeit, in einem Land mit rekordhohen Energiepreisen KI-Gigafabriken zu betreiben, nur noch von 600 bis 700 Terawattstunden aus.

Spare in der Zeit 

China baut Druckluftspeicher nach deutschem Patent, Deutschland aber hat Speicher noch und nöcher. 
Das hilft der Erderwärmung und es entspannt die den zuweilen verbissen geführten Streit um den Boomer-Soli und das geplante Pflichtjahr, mit dem sich Gebrechliche im hohen Alter künftig für alles bedanken sollen dürfen, was ihnen ihr Land geschenkt hat. Ausgerechnet die Betroffenen zeigen Nerven. 

Gegen Marcel Fratzscher, einen der führendsten Vordenker der Transformation, richtet sich offener Hass. Seine Sondersteuer solle ab 1.048 Euro Einkommen erhoben werden, obwohl die Armutsgrenze in Deutschland bei 1.378 Euro liege, werfen die Feinde einer geordneten Abwicklung der sicheren Rente der Wissenschaffenden vor. Von Schrödingers Reichtum, der Menschen gleichzeitig als arm und als reich definieren, könne niemand ein würdiges Leben führen.

Der Zweck der Übung 

Das aber ist nicht Zweck der Übung. Schon früher war die sichere Rente nur als eine missverstanden worden, die zum Leben reicht. Seit geraumer Zeit schon ist häufiger von der "auskömmlichen Rente" die Rede: Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel. Die Boomer sind die Buhmänner und -frauen. Sie haben die Welt in die Falle manövriert, sich bedient, wo sie konnten, und im Gegensatz zu ihren Eltern und Ureltern, die noch bescheiden und nachhaltig lebten und kaum einmal einen Krieg auslösten, nie einen Augenblick an die Generationen gedacht, die nach ihnen kommen werden.

Gefühlt geht es nach nur drei Monaten schwarz-rot schon aus unausweichliche Ende zu. Natürlich arbeitet der Kanzler weiter daran, mit Tröstungen und Absichtserklärungen gegen die Wirklichkeit zu regieren. Allein den Massen fehlt der Glaube. Die Umfragewerte der Union sinken und sinken, die SPD kommt nicht aus dem Loch, der große linke Aufschwung ist vorbei und die dröge neue Führung der Grünen begeistert die Menschen wie eine Verspätungsdurchsage der Deutschen Bahn. 

Ran an die Seele der Mehrheit 

Um sich heranzuwanzen an die Seele der verlorenen Mehrheit, opfert Parteichef Felix Banaszak die eigene: Er tritt im Deutschland-Trikot auf, für einen anständigen Vaterlandsverächter fast noch schmerzhafter als eine Zugfahrt mit Erste-Klasse-Ticket, die aus Instagram-Gründen auf dem Fußboden abgesessen wird. 

Die Ureinwohner des Ostens sollen es richten, sie, Typen wie der berühmte Hutbürger von Dresden sollen sich bei den Grünen künftig verstanden und versorgt fühlen. Später im Jahr, nicht alles geht gleich, wird Banaszak ein "Fenster zum Osten" eröffnen, mitten im Feindesland. Auf einem werbefoto, das seine Pressestelle verbreitet, ist er zu sehen, wie er einen Schlüssel in eine Tür steckt, hinter der sich das Fenster befindet.

Die Töchter der Wohlstandsjahre 

Der August ist einer des Paradoxen. Die Töchter der Wohlstandsjahre schiffen sich nach Gaza ein, bewaffnet mit Partylaune. Die ewige Erbin  Marlene Engelhorn zeigt schon vor dem Stapellauf der nach der "Sumud"-Strategie der Hamas benannten neuen Antisemitenflotille Vorfreude auf das Abenteuer. Wie es auch ausgeht, Israel wird schuld sein, so ist es mit den deutschen Medien abgesprochen und so kommt es. 

Das wahre Menschheitsverbrechen geschieht, als eine Petition der deutschen Kulturschaffenden mit der Bitte an Friedrich Merz, im Nahen Osten für Frieden zu sorgen,  offenbar falsch adressiert wird. Das Schreiben mit dem Titel "Lassen Sie Gaza nicht sterben, Herr Merz" verirrt sich nach Washington. Noch ehe die Sumud-Flotte ihre Hilfsgüter - zwei Tüten Gummibären, 16 Exemplare von "Das Klima-Buch von Greta Thunberg" und eine Schütte voller T-Shirts mit der Aufschrift "Queer for Palestine - Würde, Verantwortung, Demokratie" - am Strand abwerfen kann, beginnt Donald Trump, an seinem fiesen Friedensplan zu schrauben. Ein durchsichtiges Manöver. Er tut das nur, um den Friedensnobelpreis zu bekommen, das weiß jeder, denn es steht überall.

 Gespaltene Öffentlichkeit 


Im Zentrum der Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit konkurriert das Ringen um die Rettung der Hamas  allerdings mit einem ehrgeizigen Kunstprojekt. Das "Neue Robertinum" ist ein 150 Meter hohes Denkmal zu Ehren von Robert Habeck, das der junge Holzbildhauer Jan Laurenz Dippelberg im abgelegenen Kurörtchen Bad Walterberg errichten will. Umgeben von einem Park aus Haltungsbronze im Stil des sozialistsichen Realismus wird dem großen Grüne als Denker und Visionär gehuldigt. Wegen der  Kontroversen um die Kosten, die aus Braunkohleausstiegsmitteln beglichen werden sollen, wird das kühne Projekt zum Lehrstück über Politikalltag und Kunstförderung in Deutschland.

Jeder darf dazu immer noch eine Meinung haben, viele dürfen sie auch straflos sagen. Nach dem Freispruch des Satirikers El Hotzo, der das Scheitern eines Attentats auf Donald Trump nur aus Spaß bedauert hatte, nimmt er neue Innenminister Alexander Dobrindt aber doch neuen Anlauf, die vollständige Überwachung aller immer endlich rechtssicher zu machen. Der als "Erweiterung der Befugnisse im Kampf gegen Straftaten" bezeichnete Angriff auf die Grundrechte zielt auf Rückkehr der guten alten Vorratsdatenspeicherung. 

Sie kommt immer wieder 

Mehrfach für  verfassungswidrig erklärt, ist dieses Überwachungsinstrument immer noch der Liebling aller Sicherheitspolitiker. Doch wie sonst sollen sich Aussteiger und Quertreiber wie das Ehepaar Fahljäger im Zaum haltenlassen? Die beiden Boomer hat die Angst vpor der Kliamneutralität an den Rand der Gesellschaft getrieben. Ihre Alltagswirklichkeit konterkariert die hochfliegenden Pläne eines ganzen Kontinents. Solche resignativen Haltungen zu verbreiten, solchen Fatalismus zu predigen, das macht die Stimmung kaputt.

Das August-Archiv: 

Klimaanlagen: Kein Sterbenswort im Hitzeplan
Die frühere Vielfalt der Meinungen und Ideen
Doku Deutschland: Unsere Angst vor der Klimaneutralität
Druckluftspeicher: China setzt auf Kompression
Zwei plus Nato: Die Wurzel allen Übels
Ausreisewelle: Wie sich Fachkräfte aus Deutschland auf die große Flucht vorbereiten
Rettung für die Rentenkasse: Sozialverträgliches Früherableben



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