Dienstag, 5. August 2025

Wo die Liebe wegfällt: Halt's Maul, Deutschland

Felix Banaszak Grüne Chef Nationaltrikot
Felix Banaszak wird in Zukunft häufig im nationalistischen Fußballtrikot auftreten müssen, um seine verweigerte Liebeserklärung an Deutschland vergessen zu machen.

Es war einer dieser Auftritt, die Grünen-Chef Felix Banaszak in diesem verregneten Sommer absolviert, um seine in tiefe Depression gefallene Partei aus dem Koma zu wecken. Banaszaks Sommertour führt den 35-Jährigen an Orte, an denen er noch nie war, etwa Ostdeutschland. Sie bietet ihm Bühnen, auf denen schon andere grüne Größen eine gute Figur machten. 

Und sie inszeniert ihn bewusst an imaginären Stätten, die nur noch in der Fantasie und Erinnerung existieren. So lud Felix Banaszak die verbliebene Fans und seine Feinde zumindest virtuell in die legendäre Eckkneipe ein, in der die hart arbeitende Mitte früherer Zeiten nach Feierabend bei Schnaps und Bier geraucht und auf die Regierung geschimpft hatte.

Verlorene Kontrolle 

Heute wäre das nicht mehr erlaubt, und das ist gut so. Denn wie der erste große Sonntagabendauftritt Banaszaks zeigt, wie weit die Kontrolle über die Lage selbst bei der ARD bereits verloren gegangen ist. Gekommen, um seine Partei wieder in die Offensive zu bringen, verließ sich der seit November vergangenen Jahres als Parteichef agierende Duisburger allzu sehr auf die jahrelang geübte enge Zusammenarbeit der grünen Chefetagen mit der Hauptstadtredaktion des Ersten. 

Banaszak konnte sicher sein, dass die erklärten Gegner der vom Grundgesetz festgelegten Ordnung ihn nicht würden niederbrüllen können.  Schon vorab hatte die ARD erklärt, dass Schutzmaßnahmen ergriffen und - trotz fällig werdender Sonntagszuschläge - diesmal auch Tontechniker eingesetzt würden. Zudem wurde der Interviewtermin fürsorglich vorgezogen, damit eventuelle Proteste ins Leere laufen.

Auf seinem Sprechzettel hatte Felix Banaszak eine Liste schwerer Vorwürfe. Die Haushaltspolitik der schwarz-roten Bundesregierung gefalle ihm nicht, sagte er. Dabei sei es nicht nur Pflicht der Opposition, der Regierung zu ermöglichen, erfolgreich zu regieren, sondern auch die Aufgabe der Regierung, Politik so zu gestalten, als regiere die Opposition. 

An einige Stellen versucht das Friedrich Merz zwar - so nutzt sein Finanzminister die von Banaszaks Vorgänger und Vorbild Robert Habeck erdachten gigantischen Extraschulden und seine Wirtschaftsministerin arbeitet den grünen Wahlkampfplan von 2021 zum Neubau von Dutzenden fossiler Gaskraftwerke ab.

15 Jahre im Parteiapparat 

Doch insgesamt ist Banaszak gar nicht zufrieden. Mit all der Lebenserfahrung, die er in seinen 15 Jahren Arbeit im Parteiapparat hat gewinnen können, ließ er kein gutes Haar am Auftreten der von den Grünen als "Kleiko" oder auch "Blackrot" verhöhnten Koalition. "Ich kritisiere in aller Härte, mit welchen Tricksereien und Täuschungen Lars Klingbeil und Friedrich Merz jetzt diese Chance nutzen", sagte Banaszak über Finanzminister und Kanzler und deren Umgang mit den Extra-Billionen, die seine Partei den Parteiführern von SPD und CDU noch mit der Mehrheit des alten Bundestages zu Füßen gelegt hatte. 

Das geschah damals in der Erwartung, dafür etwas zu bekommen. Die Grünen rechneten auf mehr Investitionen in gescheiterte Wasserstoffprojekte, sie wollten, dass der seit der Verkündung der Pflicht zur Erstellung von kommunalen Wärmeplänen völlig zum Erliegen gekommene Heizungstausch mit Milliarden wieder angekurbelt und der Rückbau der individuellen Mobilität durch eine Verbilligung des 59-Euro-Tickets neuen Schub bekommt.

 Stattdessen aber nutze Finanzminister Klingbeil jedes Schlupfloch zu nutzen, um das Geld nicht in den Klimaschutz zu stecken, schimpfte Banaszak. Das sei ein "Wortbruch" gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern, beschwerte er sich in aller Form, offenbar entsetzt darüber, dass Politiker zuweilen gar nicht halten, was sie versprochen haben.

Der Rächer der Enterbten 

Es ist die Rolle des Rächers der Enterbten, die Robert Habeck vor Jahren auf jeder Bühne glänzen ließ. Der Norddeutsche vermochte es, seinem Publikum den Furor eines Mannes vorzuspielen, der ehrlich entsetzt und aufgebracht ist, weil seine moralischen Erwartungen an die Welt von einer Wirklichkeit enttäuscht werden, die ganz anders funktioniert als die Puppenstube der Parteipropaganda verspricht. Habeck aber agierte in Zeiten, in denen große Teile der Bevölkerung ein ähnliches Erschrecken spürten. 

Bis zur 45 Prozent hielten den Klimawandel für die größte Gefahr, mit der die Menschen umgehen müsse. 55 Prozent glaubten, Deutschland sei berufen, der Welt als Transformationsvorbild vornweg zu marschieren. 53 Prozent waren der Meinung, dem Beispiel würden unweigerlich alle anderen Völker folgen. Und immerhin 37 von 100 Deutschen teilten Habecks Überzeugung, dass das alles erstens nichts kosten, zweitens viel sparen und drittens viel Geld einbringen werde.

Enttäuschte Euphorie 

Vom Schmerz, gegen eine Tür in eine neue nachhaltig klimagerechte Welt gelaufen zu sein, die gar nicht da war, haben sich 87 Prozent der Menschen jedoch bis heute nicht erholt. Aus der Euphorie vieler Junger, vieler Besserverdienender, vieler Beamter und vieler Mitarbeiter von Ministerien und Behörden, durch ein kleines Kreuzchen auf dem Wahlzettel mitwirken zu können an der Rettung von Erde und Menschheit ist vielerorts ein Missbrauchstrauma geworden.

Bürgerinnen und Bürger, die Baerbock, Baerbock, Göring-Eckhardt und Trittin ehrlichen Herzen geglaubt hatten, dass es einen Plan gebe, der funktionieren werde, stehen entsetzt vor ihrer eigenen Naivität. 

Wie Rentner, die auf den Enkeltrick hereingefallen sind, entwickeln die Betroffenen ein gerüttelt' Maß an Selbsthass. Sie wollen sich nicht  eingestehen, sich bereitwillig haben betrügen zu lassen. Ein Zustand, in dem sich Menschen unterbewusst von ihren eigenen Gedanken, Gefühlen oder Empfindungen abspalten, sich einreden, rational gehandelt zu haben und als mentalen Schutz vor der überwältigenden Erkenntnis, auf simple, altbekannte leere Versprechen hereingefallen zu sein, reagieren, indem sie die für verantwortlich erklären, die - erkennbar an ihrer langen Nase - versprochen haben, statt sich an die eigene kaum kürzere zu fassen.

Sichere Entfernung zum Leben 

Aus dieser Leugnung, in der politischen Psychologie als Dissoziation bekannt, wird die Suche nach einem externen Schuldigen. Und den finden derzeit Millionen in den Grünen, bevorzugt im grünen Spitzenpersonal. Das agiert schon seit der von Robert Habeck kurz vor der Bundestagswahl vorgenommenen Säuberung der eigenen Reihen in Notbesetzung. Neben dem politischen Federgewicht Banaszak irren mit Katharina Dröge, Britta Haßelmann, Andreas Audretsch und Franziska Brantner eine ganze Reihe weiterer Darsteller durch die Kulisse, deren Entfernung zum wahren Leben sich nur in Lichtjahren messen lässt. 

Komplementär zur Dissoziation, die frühere Anhänger plagt, genießt die ersatzhalber bestellte aktuelle Grünenführung  das Glücksgefühl, trotz fehlender Erfahrung, mangelnder Eignung und sichtlicher Überforderung dort zu sein, wo Robert Habecks letzter Ratsschluss sie alle hingeführt hat. Auch in Felix Banaszak, handverlesener Nomenklaturkader von Bündnis 90/Die Grünen und noch keinen Tag seines Lebens außerhalb der Partei berufstätig, hat sich das Selbstbewusstsein erhalten, das noch jedem Grünenchef eine messianische Aura verlieh. 

Energieausstieg beschleunigen 

Zum ARD-Sommerinterview schwebte der stets so jungenhaft und spitzbübisch wirkende kleine Mann mit dem kleinen Wohlstandsbäuchlein in der Erwartung ein, seine Worthülsen auf üblichen ARD-Fragen stanzen zu können. Wie gut wären die Pläne Ihrer Partei, um Deutschland zu retten? Wie gewinnbringend für jeden Bürger*in wäre es, würden die Energiepreise weiter kräftig steigen? 

Wie viele brillante Ideen haben die Grünen, um Deutschlands Energieausstieg endlich wieder beschleunigt voranzutreiben und zugleich Wohlstand so abzubauen, dass es niemand merkt? Und den armen, abgehängten Osten, den geben Sie doch nicht auf? Nein, den geben wir nicht auf. Alles Zweiflern ins Stammbuch: "Die Grünen werden jetzt wieder grüner", die Grünen bleiben zudem Teil der Mitte und es seien sie Grünen, die definierten, wo diese Mitte sei.

Banaszak war auf alles vorbereitet, selbst auf die eine oder andere unbotmäßige Nachfrage, mit der die ARD zweifellos würde nachweisen wollen, dass sie den grünen Parteivorsitzenden trotz der Brandmauer nicht anders behandelt als die Chefin der AfD, abgesehen vom Einsatz der Tontechniker. Dass Zuschauerfragen zugelassen sind, war auch ausgemacht, wenn auch nicht auf diese Art. 

Auftritt eines Provokateurs 

Doch dann geschah es: Ein Provokateur stellte die Frage, ob Felix Banaszak wie sein Mentor Robert Habeck Vaterlandsliebe zum Kotzen finde. Und Banaszak, sichtlich aus dem Konzept gebracht, floskelte frei: "Was soll ich dazu sagen? Ich liebe erst mal meine Frau und meine Tochter und das über alle Maßen". Er sei überdies bereit, zuzugeben, dass er "möchte, dass Deutschland ein Land ist, in dem sich alle Menschen wohlfühlen, das für alle Menschen eine Heimat ist."

Aber Liebe? Ja, seine Heimatstadt Duisburg und sein konkretes Umfeld liebe er. Zu Deutschland aber fühle er allenfalls "ein gutes Verhältnis". Stammelnd überstand Felix Banaszak diesen für ihn und seine Partei sicher nachhaltig wirksamen Augenblick: "Ich kann mit dem Begriff Liebe für so etwas Abstraktes... Aber das soll jeder für sich entscheiden". Dem studierten Anthropologen ist anderes wichtiger. Der Fokus liege auf sozial-ökologischer Transformation und Klimaschutz. Trotz allem Niedergang sei Deutschland doch immer noch "drittstärkste Industrienation" und das Land müsse "eine Vorreiterrolle einnehmen anstatt irgendwo Letzter zu sein". 

Vaterlandslose Gesellen 

Eine Katastrophe, so schlimm und schädlich in Zeiten des zurückkehrenden Nationalismus, dass die ARD die Szene in der späteren Bereichterstattung ausblendet.  Dass jemand, dem sein Heimatland eine kostenlose Ausbildung ermöglicht hat und eine qualifikationsfreie Karriere bis in eine Spitzenfunktion, dieses Land kritisiert, sich aber weigert, wenigstens Dankbarkeit und Zuneigung zu empfinden, ist ein propagandistischer Auffahrunfall. 

Gerade die Grünen, denen der Vorwurf, vaterlandslose Gesellen zu sein, seit ihren Flirts mit der totalitären DDR-Führung immer wieder nachschleicht, erleben hier einen Merkel-Moment: Als die damalige Kanzlerin nach ihrer Wiederwahl am 22. September 2013 eine Deutschland-Fahne achtlos in die Ecke warf, legte sie den Grundstein für die Behauptung, auch die CDU arbeite gezielt auf die Abschaffung Deutschland zu.

Imitierte nationalistische Riten 

Merkel musste später häufig gegen ihre inneren Überzeugungen agieren, um den Eindruck zu widerlegen. Auch grüne Spitzenpolitiker wie Annalena Baerbock, Cem Özdemir und Kathrin Gröing-Eckhard netzten jede Gelegenheit, um sich populistisch in die nationalistischen Gewänder der einfachen Leute zu hüllen. 

Banaszak hat all das Heranwanzen und eifrige Imitieren dumpfer nationalistischer Riten mit einem Halbsatz kaputtgemacht. Nicht besser wird sein Auftritt dadurch, dass er "mehr Mut, Zuversicht und Solidarität" forderte, dazu aber auch verlangte, die Bürgerinnen und Bürger sollten "bei Problemen nicht sofort nach Verantwortlichen suchen". Die nämlich sitze in der Politik und mögen es gar nicht, mit den Ergebnissen ihrer Anstrengungen konfrontiert zu werden. 


2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wie soll man "Deutschland lieben"? Es ist ein Ort vollen Intelligenzbestien und moralfreien Opportunisten. Man müsste sie alle "mitlieben". 🤮

Die Anmerkung hat gesagt…

Grünen-Chef Felix Banaszak hat mehrere frühere Tweets gelöscht, in denen er die Existenz Deutschlands als Nation infrage stellte und die Bundesrepublik als „ersetzbar“ bezeichnete. Die Löschung erfolgte offenbar nach wachsender Kritik an seinen Aussagen im ARD-Sommerinterview.

https://apollo-news.net/gruenen-chef-banaszak-loescht-alte-anti-deutschland-tweets