Donnerstag, 23. Mai 2013

Dax 100.000: Uns gehts so gold


Schöne heile Wirtschaftswelt! Was sind das für fantastische Tage für Festgeldsparer und Telekomanleger. Weltweit wird um die Wette Geld gedruckt, die Rente mit 67 wird in ein paar Jahren allenfalls noch für ein Tässchen Heeßen reichen und immer noch kommen aus Frankreich, Japan und den USA neue Jubelmeldungen über sinkende Zinsen und heißlaufende Gelddruckmaschinen. Wer braucht noch Euro-Cent, wo bald alle genug Scheine haben werden? Wer braucht noch Bargeld, wenn er Schuldscheine bis zum Dach gestapelt hat? Noch während der Rede des Fed-Präsidenten Ben Bernanke dreht der Dax wie noch jeden Nachmittag seit der Eröffnung des NSU-Prozesses ins Plus. Erstmals in der Geschichte über 8.500 Punkte! Was geht da noch? Auch der Dow-Jones-Index markiert ein Allzeithoch nach dem anderen. Warum auch nicht?

Der Terror ist kein Thema mehr, die NSU zerschlagen, Gernot Erlers Vorhersage, dass der ganze Nahe Osten brennen werde, ist auch nicht mehr aktuell. Erler hat derzeit ganz andere Probleme. Und das KGV ist tatsächlich niedrig, wenn die Gewinne der Firmen aus immer weiter steigenden Exporten in die Krisenländer so reinkommen wie die EZB das geplant hat. Die Defizite sinken, die harte Sparpolitik durch neue Steuern schlägt durch. Das Schlimmste ist überstanden. Der Dollar gibt dagegen gegen Euro und Yen nach, 5000 spanische Jugendliche dürfen nach Deutschland einreisen, um hier erstmal etwas Anständiges zu lernen.

Wertpapierhändler bei der Sparkasse, ein Job mit Zukunft. Was ist noch drin? Wo geht es noch hin? Dax 10.000, Dax 25.000. Dax 100.000?

Hochgerechnet ist eine Verdreifachung allemal noch drin – 1994 lag das Durchschnitts-KGV bei 32, heute knapp über 10. Und irgendwo muss das ganze Geld ja hin, das mangels echter Wirtschaftstätigkeit und Anlagechancen in Staatspapieren direkt aus den Löchern der Rettungspakete in die Wertpapiermärkte strömt.

Aktien sind das neue Gold, die ganze Welt ein Neuer Markt. Selbst die Mieten steigen schon ins Astronomische. Krise? Welche Krise? Die letzte dauert jetzt schon länger als der Weltkrieg. Aber ehrlich, schauen Sie sich um: Uns geht es doch Gold. Außer den Goldanlegern natürlich.

Dausend, rief Bernd Förtsch einst mutig als Kursziel aus – und selten hat jemand gründlicher geirrt. Für dausend steht niemand mehr auf, für dausend gibt es keinen ARD-Brennpunkt. Die US-Fed kaufe so lange in großem Stil Staatsanleihen und Immobilienpapiere, bis es keine mehr geben werde, versprach Ben Bernanke im US-Kongress. Sein Vorgänger hat davor immer noch gründlich gebadet, der Nachfolger seift einfach nur ein. Die EZB nimmt als Sicherheit inzwischen das Ehrenwort von Minderheitsregierungen. Japan ist allein bei seinen eigenen Bürgern verschuldet. Glückliches Nippon: Herr Matamoto gibt sein Gespartes dem Finanzminister, der zahlt es Herrn Matamoto als Gehalt aus. Herr Matamoto kauft nicht viel. Er spart sein ganzes Gehalt. Und gibt es dem Finanzminister, der wiederum…

Frankreich will ein Ende des Ende der Schulden. Ben Bernanke versichert, er werde weitermachen, bis der Dow Jones auf 25.000 Punkte gestiegen ist. Eine zu frühe Straffung der Geldpolitik nach nur sechs Jahren würde Risiken mit sich bringen. Aufatmen weltweit. Der Dax gewinnt 0,7 Prozent auf 8.532 Zähler. Der elfte Siegestag in Folge, diese Krise ist wirklich groß. Der Dow gibt nach. Und das war sicher erst der Anfang.

Report: An der Großgeldquelle

3 Kommentare:

M.F. hat gesagt…

"Wer braucht noch Euro-Cent, wo bald alle genug Scheine haben werden? Wer braucht noch Bargeld, wenn er Schuldscheine bis zum Dach gestapelt hat?"

*lol*

Amüsanter und gleichzeitig erschreckender Beitrag. Danke.

Anonym hat gesagt…

Also die Herren Bernanke, Draghi, Schäuble etc sind ja schon recht unterhaltsam. Aber derzeit das schönste ist doch Japans Herr Matamoto und seine Finanzminister (12 in den vergangenen sieben Jahren). Es gibt übrigens einen ganz üblen Burschen namens Kyle Bass, der nicht glaubt, dass die Japaner dass Perpetuum Mobile erfunden haben. Der „wettet dagegen“. Bass hat schon 2005 dagegen gewettet, dass es funktionieren kann kalifornischen Erntehelfern mit einem Jahreseinkommen von 35000 $ einen Hausbaukredit über 800000 $ zu geben. Er war etwas überrascht, dass er mit dieser Meinung relativ alleine da stand. Was Bass damals nicht verstanden hatte war, dass die Hauspreise in den USA niemals fallen würden. Und durch sogenannte Verbriefung wurden diese Subprime-Kredite noch wertvoller und profitabler. Jedenfalls nach Meinung der Spielsüchtigen in den Vorständen und Aufsichtsräten von WestLB, SachsenLB, BayernLB, Hypo Real Estate usw. Allein die BayernLB hat 10 Milliarden in den Sand gesetzt. Niemand von den Irren dort wurde geteert und gefedert.
Wer eine Einführung in die japanische Art der Zinsrechnung und des Staatsbankrotts braucht, siehe hier: http://www.youtube.com/watch?v=Njp8bKpi-vg

Volker hat gesagt…

Das waren mehrere mit dem richtigen Gefühl. Auch Steve Eisman, Mike Burry, Charlie Ledley und Jamie Mai hatten verstanden,dass mittellose Bauherren den denen aufgeschwatzten Millionenkredit vermutlich nicht bedienen können.

Riskant bei solchen Shorts ist nicht das "ob". Aber wenn man sich beim "wann" vertut, kann das einem trotz richtiger Richtung das Genick brechen.
Deshalb lasse ich lieber die Finger davon.