Mittwoch, 9. Oktober 2013

Abriss-Exkursionen: In der Kaderschmiede der Reichsbahn

Der Namensgeber ein Minister für Arbeit, ausgebildeter Schlosser in einer Maschinenfabrik, Soldat im Ersten Weltkrieg, vorbildlich auch hier und zuletzt Unteroffizier. Dann die Rückkehr ins Berufsleben aus Ausgebeuteter: Roman Chwalek, geboren auf dem Gebiet des heutigen Polen, arbeitet er als Schlosser im Reichsbahnausbesserungswerk Oppeln.

Dass sie später eine Betriebsschule der Reichsbahn nach ihm benennen werden, verdankt der Mann, der auch im Zivilleben gern Bahner-Uniform trug, seiner Tätigkeit als kommunistischer Reichstagsabgeordneter. Chwalek ging nach Hitlers Amtsübernahme ins Gefängnis, nach seiner Freilassung arbeitete er wieder als Schlosser, diesmal in Berlin. Nach dem Sieg der guten Sache, der er sein Leben verschrieben hatte, wurde er dann Minister. Nach seinem Tod erinnerte der Name der Betriebsberufsschule der Reichsbahn in Halle an sein Werk.

Eine Erinnerung, die inzwischen unter bröckelndem Putz, vergessenen Hosen und leeren Flaschen verschütt zu gehen droht. Das Gebäude der ehemaligen BBS steht - genau wie das nahegelegende Reichsbahnausbesserungswerk - seit mehr als zehn Jahren leer, hier wohnen Obdachlose, hier feiern Jugendliche wilde Partys.

Wissensvermittlung auf Alkoholniveau: Zu dicht steht das imposante Gebäude an der Stadtautobahn, als dass es sich lukrativ vermarkten ließe, zu sehr macht sich die allgemeine Entvölkerung der Region bemerkbar, als dass eine Nachfrage nach zusätzlichem Wohnraum oder einem Umbau zum Hotel bestanden hätte.

Bleibt der langsame, leise Verfall, wie er im Osten Deutschlands guter Brauch geworden ist. Noch halten die Fenster, noch ist das Dach dicht und die gewaltigen Treppenhäuser sind trocken. Doch es ist eine Frage der Zeit, bis sich das ändert. Und dann ändert es sich für immer.

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