Dienstag, 10. Juni 2025

Kriegslüsterne Senioren: Ein Aufstand alter Männer

Joschka Fischer Wehrpflicht Kriegstüchtigkeit
Es sind die alten Männer, die in Anbetracht neuer Bedrohungen nach einer Rückkehr zur Wehrpflicht rufen.

Dass er kräftig zuschlagen kann, hat der ehemalige deutsche Außenminister Joschka Fischer schon als junger Mann beweisen. Mit seiner Putztruppe arbeitet der spätere Chef der Grünen damals handfest wie später so viele engagierte progressive junge Leute daran, das Böse aus der Welt zu prügeln. Nach außen hin Pazifist und vielleicht sogar Wehrdienstverweigerer, genauere Angaben wollte der Politiker dazu nie machen, blieb sich Fischer ein Leben lang treu.  

Fischer und die Bundeswehr 

Gewalt? Besser nie, aber doch! Als er ein "neues Auschwitz" auf dem Balkan verhindern konnte, war Fischer dafür, die Bundeswehr einzusetzen. Eigens als Begründung dafür, zum ersten Mal seit 1945 wieder deutsche Truppen ins Ausland schicken zu können, entwickelte Fischer den Hufeisenplan, über den nie genauere Informationen in die Öffentlichkeit gelangten. Eine historische Zäsur, die Deutschland zurückbrachte auf die Weltbühne der globalen Konflikte. 

Wenig später schon wurde die Freiheit am Hindukusch verteidigt und nach dem durch den Verrat des damaligen US-Präsidenten Joe Biden so schmählich gescheiterten Abzug aus Afghanistan stand fest: Die Truppe muss resilient nicht nur gegen Nazi-Parolen, sondern auch gegen den Beschuss aus Handfeuerwaffen sein. 

Und der deutsche Soldat als solcher wieder kriegstüchtig werden: Hochmotiviert soll er die hochmodernen Waffen führen, die mit den 600 Milliarden Sondervermögen gekauft werden. Ein Abschreckungsbeamter in Uniform, der von Litauen bis Lwiwdemfrüherenlemberg als menschlicher Schutzschild auf Wacht steht, um die Reiche der Menschen vor den Gefahren östlich der Mauer zu schützen.

Die Jungen wollen nicht 

Nur woher ihn nehmen, das ist die Frage. Die Jungen wollen nicht, ihre Eltern wollen sie nicht hergeben, "unsere Demokratie2 traut sich nicht, sie wieder zu zwingen wie früher. Zu groß ist die Furcht, dass der gesellschaftliche Konsens an dieser Stelle brechen könnte, der bisher heißt: Ihr könnt Waffen und Geld an die Ukraine liefern, so viel ihr wollt, bis auf ein bisschen Gemecker und Gejammer habt ihr nichts zu fürchten. Aber wenn ihr versucht, uns oder unseren Nachwuchs an die Front zu schicken, ist der Spaß vorbei. 

Es sind deshalb vor allem die, denen keine Uniform mehr passt, die kein Hehl daraus machen, dass es so nicht weitergehen kann. Die, die früher selbst von übergriffigen Staaten in Ost und West ins Ehrenkleid gepresst worden waren, sehen nicht ein, dass es den Jungen heute besser gehen soll.  Ältere Herren sind ganz begeistert von der Aussicht, endlich wieder ein deutsches Massenheer kommandieren zu dürfen. Nach Umfragen, die der Gemeinsinnfunk selbst angefertigt hat, ist sogar eine deutliche Mehrheit von 70 Prozent für die Reaktivierung der Wehrpflicht in Deutschland. 

Desto größer die Entschlossenheit 

Je höher die Wahrscheinlichkeit, dass einer nicht selbst in den Schützengraben muss, desto größer die  Entschlossenheit, die Werte des Westens auch mit der Waffe in der Hand zu verteidigen. Auch der frühere Grünen-Chef und Bundesaußenminister Joschka Fischer hat sich jetzt für eine Rückkehr der Wehrpflicht ausgesprochen. Sein früheres Nein zu einer Wehrpflicht sei "eindeutig" ein Fehler gewesen, räumte Fischer ein. Die Bundeswehr habe zu wenig Leute, zu wenige seien zudem bereit, sich freiwillig eine Uniform anzuziehen. "Ich bin der Meinung, dass wir wieder eine Wehrpflicht brauchen", sagt der 77-Jährige, der die "Kriegstüchtigkeit", nach der es den sozialdemokratischen Verteidigungsminister Boris Pistorius verlangt, lieber "Abschreckungsfähigkeit" nennt.

Fischer reiht sich damit ein in eine Riege älterer und alter Männer, die sich 44 Jahre nach dem Hinweis von Alexander Haig, dass es "wichtigere Dinge" gebe, als "im Frieden zu leben", unumwunden zum Credo des damaligen US-Außenministers bekennen. Norbert Röttgen und Christian Günther, zwei ältere, straffe CD-Männer, sind jetzt ebenso für die Wehrpflicht ohne Freiwilligkeit wie die frühere Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer.

Auch Frauen, so Fischer, müssten Waffendienst leisten. "Entweder wir haben die Gleichstellung, oder wir haben sie nicht", stellt sich der erste Grüne, der seine Laufbahn nach dem Ende seiner politischen Tätigkeit in den USA fortgesetzt hatte, hinter die von der aktuellen Parteispitze geforderte Revision der früheren grünen Position, die Bundeswehr zu einer reinen Freiwilligenarmee zu machen. 

"Man" meint nicht sich selbst 

Fischer, der seinen langen Lauf zu sich selbst in einem gleichnamigen Buch geschildert hatte, stellt sich damit gegen die Linie von Union und SPD. Die planen, auf die veränderte Bedrohungslage durch Russland und die USA mit einer Fragebogen-Wehrpflicht reagieren wollen, die auf Freiwilligkeit setzt. Wer möchte, muss. Wer nicht, dem bliebt es erspart.

Reicht nicht, redet Joschka Fischer der überwiegend wehrunwilligen Generation Z ins Gewissen. "Für die eigene Freiheit muss man einstehen. Wenn es darauf ankommt, auch kämpfen", findet Fischer, der mit "man" allerdings nicht sich selbst meint. Fischer, vom Diplomaten zum Chef der Joschka Fischer & Company umgeschult, sieht, dass das größte Aufrüstungsprogramm seit den Zeiten des Kalten Krieges ein leeres Versprechen bleibt, wenn niemand da ist, der die vielen neuen Waffen bedient.

Von einem Bedarf von 60.000 zusätzlichen Soldaten hatte Verteidigungsminister Boris Pistorius zuletzt gesprochen. Wenn die Zahl nicht durch Freiwillige erreicht werden, "die bereit sind, Verantwortung für unser aller Sicherheit zu übernehmen", könne man auch anders.


3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Für Fischer, Bevölkerung und Elterland m/w/d.

Anonym hat gesagt…

Eine Kampfgruppe im Bundestag wäre ein schöner Anfang.

ppq hat gesagt…

betriebskampfguppe. berückende idee