Donnerstag, 6. November 2014

Unrechtsstaat bei Google: DDR schlägt Hitler

Eigentlich bereits seit Jahren durch ein demokratisches Dekret des Arbeiterführers Rüdiger Erben verboten, erfreut sich der Systemvergleich im Jubiläumsjahr des Mauerfalls doch ungebrochen größter Beliebtheit. Große Einigkeit herrscht dabei bei der Beantwortung der Frage, ob der Unrechtsstaat DDR ein Unrechtsstaat war: Auch wenn Gregor Gysi hartnäckig leugnet, sind alle anderen anständigen Deutschen sicher, dass er einer gewesen ist. „Wer den Begriff ablehnt, verhöhnt die Opfer“, hat der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Roland Jahn, abschließend festgelegt.

Solcherart Verhöhnung einer gesellschaftlichen Gruppe führt automatisch zu einem Ausschluss aus der Debatte und im äußersten Fall sogar zu einer Strafanzeige wegen abweichender Ansichten.

Eine Drohung, die wirkt. Inzwischen ist die Einigkeit in Sachen Unrechtsstaat DDR sogar größer als die beim Thema Unrechtsstaat III. Reich: Google findet bei Letzterem nur knapp über 5000 Hinweise darauf, dass Hitlers Reich ein Unrechtsstaat war. Die DDR dagegen kommt auf beeindruckende 172.000 Treffer und darf damit auch nach den Regeln der Computertomografie als überführt gelten.

Desto entschiedener der Krieg, umso angestrengter wird er geführt, je länger her, desto lauter wird das Schlachtgebrüll. Ewiggestrige wie der Pfarrer Friedrich Schorlemmer, der zu DDR-Zeiten unter Kirchenschutz überwinterte, wehren sich noch gegen eine Verurteilung wegen Unrechtsbeihilfe durch unterlassen. Nachgewachsene und zugesiedelte Erben der Unrechtspartei wie Bodo Ramelow sind allerdings bereit, Abbitte für das zu leisten, was sie nicht zu verantworten haben, um künftig Verantwortung im Rechtsstaat Bundesrepublik übernehmen zu dürfen.

9 Kommentare:

derherold hat gesagt…

"Große Einigkeit herrscht dabei bei der Beantwortung der Frage, ob der Unrechtsstaat DDR ein Unrechtsstaat war:"

Eine totalitäre Diktatur ist per Definition ein "Unrechtsstaat".

Allerdings habe ich den Eindruck, daß unser heutiges Regime sich Propagandavolten und Verbrechen erlaubt, bei denen Erich Mielke ob der Dreistigkeit der Atem gestockt hätte.

ppq hat gesagt…

deshalb steht das ja da so

mit dem rest hast du recht

Die Anmerkung hat gesagt…

Bei dem gestockten Atem wäre ich mir nicht ganz sicher, würde aber trotzdem erst mal beipflichten. Noch verbleibt ja genügend Lebenszeit, um meine Meinung notfalls zu ändern und den Gegebenheiten anzupassen.

ppq hat gesagt…

mielke wird es uns nicht mehr verraten. obwohl seine verbrechen schon ein messlatte bilden, wo ich sagen würde, so kann die merkel da nicht mithalten

aber er hatte es eben auch leichter, im unrechtsstaat

Die Anmerkung hat gesagt…

Das Leben war nicht immer leicht, in der DDR. Das muß auch mal gesagt werden. Falls es noch niemand gesagt hat.

Anonym hat gesagt…

"Rechtsstaat Bundesrepublik"

Gut das das mal so geschrieben wurde. Nicht das Mensch noch auf blöde Gedanken kommt.

Beste Grüße vom Preußen

derherold hat gesagt…

Selbstverständlich ist ein Polizeistaat "brutaler" als eine Konsumgesellschaft im Spätkapitalismus ... wußte schon de Tocqueville.

Mir ging es um die Dreistigkeit, mit der "Dinge möglich" werden.

Kann man sich wirklich vorstellen, daß es (einem Mielke) in der DDR (sagen wir ab der 70er) möglich gewesen wäre, zehn (inkl. Döbeln) Exil-Griechen vom Geheimdienst der Militärjunta liquidieren zu lassen, ohne "Reaktion" im In- und Ausland ?

Man stelle sich vor, Mielke hätte zwei "Dissidenten" in einem Wohnmobil (von mir aus Wochenend-Datsche) liquidieren und dann behaupten lassen, die hätten eine Selbsttötung verübt.

Oder ... selbstverständlich gab es Schauprozesse in der DöDöEr ... aber eine derartige Nummer, wo die (Helfer der) Täter zehn Morde, 14 Banküberfälle, mehrere Sprengstoffanschläge verübt haben ... ohne Zeugen, Spuren vor Ort, Phantombilder ... hätte man das durchziehen können ?

Vor allem: Hätte man das ab den 70ern durchziehen können, ohne jegliche Reaktion im In- und Ausland ?

ppq hat gesagt…

eine gute frage. aber ich weiß es nicht. ich denke, dass solche sachen schon gemacht wurden, es gibt ja eine menge beispiele. aber die haben sich damals eben gegenseitig belauert, jede geschichte konnte jederzeit auffliegen. heute dagegen? sie können den größten quatsch erzählen und jeder idiot kann merken können, dass das alles nicht passt. aber am ende ist es doch lehrmeinung, weil die, die am lautesten schreiben können, die deutungshoheit haben.

suedwestfunk hat gesagt…

Zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden ist und bleibt eine sehr subjektive Angelegenheit.KZ-Wärter und Stasis dürfen einschlägigen Diskussionen mit Gelassenheit zuschauen. Die Herde der Mitläufer wird sie jederzeit entschuldigen.