Donnerstag, 24. September 2015

Moralisch ist es nicht: Darf man Wespen töten?

Restaurantgäste fuchteln mit den Händen, Mütter werfen sich vor ihre Kinder, Väter betrachten sorgenvoll den geschwollenen Arm ihrer Töchter: Mit dem Spätsommer bricht mit brutaler Gewalt auch die Zeit der Wespen herein. Laut Naturschutzbund soll 2015 wie jedes Jahr ein besonders starkes Wespenjahr sein. Die schwarz-gelben Flieger greifen bedenkenlos Menschen an, sie drohen, surren und stechen ohne Rücksicht auf menschliche Ängste und Allergien. 40 Todesopfer fordern Angriffe von Wespen allein in Deutschland jedes Jahr, bisher galt das Zurückschlagen gegen die wilden Tiere bis hin zu tödlicher Gewalt deshalb auch als Notwehr, die vom Grundgesetz gedeckt war.

Die Illustrierte "Stern" aber liefert in einer mutigen Titelgeschichte (oben) jetzt Hinweise darauf, dass es keine moralische Rechtfertigung dafür gibt, Insektenleben wahllos oder überhaupt zu töten. Zwar bestätigen Rechtsexperten wie der Anwalt Hartmut Eisenbrecht die rechtliche Zulässigkeit des Mordes: „Man darf – jedenfalls wenn man auf das deutsche Recht blickt – einzelne Insekten töten", sagt er.

Doch der Verbund Friends of the Earth und der Insektenschutzbund Micro Animal Preservation Society (MAPS) sehen das ganz anders. Schließlich stehen Hautflügler unter Naturschutz! „Wespen dürfen wie alle wilden Tiere laut § 39 Absatz 1 Bundesnaturschutzgesetz nicht ohne vernünftigen Grund in ihrer Entwicklung gestört oder gar getötet werden. Sie sind äußerst nützlich, meist harmlos und haben ihren festen Platz im Naturgefüge“, heißt es bei MAPS kategorisch.

Auch die Tötung aus Notwehr sei moralisch verwerflich, da sich selbst eine aggressive Wespe nicht wehren könne. Ebenso sei der Aspekt der Notwendigkeit, von Wespenjägern gern benutzt, moralisch fragwürdig. Töten dürfe nie mit Nützlichkeitserwägungen entschuldigt werden, schließlich gebe es genügend andere Möglichkeiten, sich vor Stichen zu schützen: Ein abseits platzierter Teller mit aufgeschnittenem Obst kann beispielsweise vom eigenen Essen ablenken, ein Verbleiben im Haus bei geschlossenen Fenstern und Türen trennt Wespen- und Menschenwelt.

Aber wie wirkungsvoll sind moralische Appelle, Wespen als Teil unserer belebten Natur leben zu lassen? Wie lange muss man ein schlechtes Gewissen haben, wenn man doch mal beherzt zugeschlagen hat? Wenn jeder Wespen tötet, sterben unterm Strich doch zu viele? Und wie viele sind überhaupt zu viele? Was denken Sie?
Darf man Wespen töten?

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10 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wespen sind Wirbellose, und genauso wie Vegetarier das Verzehrrecht gegenüber z.T. lebenden Pflanzenteilen mit der Entfernung der Stammbäume voneinander begründen, so würde ich das Tötungsrecht gegenüber Insekten auf die gleiche Weise ableiten.

fatalist hat gesagt…

Eure Probleme moechte man haben...

ppq hat gesagt…

der mensch braucht abwechslungsreiche ablenkung von seinen wirklichen problemen

Anonym hat gesagt…

Entscheidend ist doch, ob es sich um autochthone, zur Heimat gehörige Wespen handelt, oder um aggressive, zugewanderte Barbarenwespen, die die Menschen terrorisieren.

wolpertinger hat gesagt…

Mein Gott Anonym,Sie könnten also wirklich einer Fliege(ich meine nicht den Pfaffen )was zu Leide tun und geben das auch noch zu?Sie sind mir symphatisch.Die Plakate „FLYS welcome“ignoriere ich auch.Hatte neulich ein interessantes Gespräch,besser Gequacke mit einem Frosch.Der grüne hat mit seinen Argumenten voll überzeugt.

Die Anmerkung hat gesagt…

Auch Mücken?

ppq hat gesagt…

auch mücken

Gernot hat gesagt…

Mal ernsthaft: Eine Wespe sticht nicht, es seie denn, man zerdrückt oder verschluckt sie versehentlich - oder man erschlägt sie, vorsätzlich, wenn sie auf einem sitzt. Viel Spaß bei Letzterem!

ppq hat gesagt…

laut leitmedien waren wespenstiche aber kurz nach der griechenrettung und kurz vor der migrationskrise das größte problem der deutschen

Volker hat gesagt…

"laut leitmedien waren wespenstiche aber kurz nach der griechenrettung und kurz vor der migrationskrise das größte problem der deutschen"

Das haben die nur so gemacht, um vom Hauptproblem abzulenken, dem Rechtsradikalismus.