Donnerstag, 21. April 2016

Mordkommando Freital: Wenn aus Blitzknallern ein Blitzkrieg wird

Schwächelt zuletzt: Der Rechtsterrorismus.
Es geht um Symbole, immer. Wenn die Kanzlerin einem Flüchtlingsmädchen den Kopf tätschelt. Wenn der Innenminister mit sorgenvoller Miene sagt, über manches könne er nicht sprechen. Wenn der EU-Parlamentspräsident vor einem zerbrechenden Europas warnt. Symbole, Symbole, Symbole. Und nun auch in Freital, wie die bemerkt.

Der Fall einer böllerwerfenden Nazi-Gang muss geradezu „zum Symbol für den Kampf gegen Rechtsterrorismus werden“. Weil der in den bewegten Zeiten von Flüchtlingskrise, Europaschwäche und Finanzdesaster nicht mehr die bedeutungsvolle und konsenshygienisch wichtige Rolle spielt, für die er in vergangenen Zeiten oft so wichtig war.

Symbole also, im Normalfall hergestellt, in dem irgendwer irgendwo ein sogenanntes „Zeichen“ für oder gegen irgendwen setzt. Mit Kerzen, gern auch mit einer Gratisunterschrift. Der Aufstand der Anständigen aber verebbt meist schon nach Stunden. Zu viel anderes zu tun. Zu unwichtig. Man hat auch nur zwei Hände.

Deshalb gilt der Aufstand der Zuständigen als legitimer Ersatz, symbolisch völlig in Ordnung. Leise Zweifel daran, ob ein Arbeitseinsatz der GSG 9 mit 200 Fachkräften gegen ein fünfköpfiges Kommando von Böllerwerfern nicht vielleicht leicht übertrieben ist, werden wegsymbolisiert. Ja, es sind nur Blitzknaller. Aber wie schnell werden aus Blitzknallern Blitzkriege?

Niemand weiß es genau, aber genau darin liegt – symbolisch gesehen – die Gefahr. Eine Radikalisierung im Zeitraffer, wie sie große Nachrichtenfabriken mangels Fakten imaginieren, macht aus einem Böllerwurf die Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion, gefährliche Körperverletzung, Sachbeschädigung und versuchten Mord.

Aus den drei Böllerwürfen vom Herbst lesen die Ermittler heute „belastbare Anhaltspunkte für terroristische Strukturen“. Zwar hat die braune RAF keinen Namen, so dass die Behörden sie erst selbst auf „Gruppe Freital“ taufen mussten. Doch die Ermittlungsakte hat schon „mehr als 7 000 Seiten, darunter auch Chat-Protokolle, in denen verabredet wird, wer die Sprengsätze besorgt“ (SZ).

„Sprengsätze“ ist symbolisch. Gemeint sind Silvesterknaller, wie sie im Ausland zugelassen, in Deutschland aber verboten sind. Offene Grenzen? Nicht in diesem Fall! Deutschland braucht eine Sprengstoff-Obergrenze!

Denn diese „Polen-Böller“, wie sie der „Spiegel“ unabhängig vom produktions- oder Einkaufstandort in einem symbolischen Akt pauschaler Schuldzuschreibung nennt, enthalten bis zu sechs Gramm Sprengstoff und sie können deshalb „wie eine Handgranate explodieren“ (Spiegel).

Wie eine ganz, ganz, ganz kleine allerdings nur: Echte Handgranaten enthalten 20 mal so viel Explosivstoff.

Aber symbolisch gesehen ist das völlig egal.


7 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

GSG9 wieder mal im Auslandseinsatz?

Riesenrumms im Grenzgebiet | Illegale Böller zerfetzen Tschechenmarkt-Bude

Gartenzwerge, Tontöpfe, Kippen, Feuerwerk: Das Angebot der Händler auf dem Tschechenmarkt gegenüber der sächsischen Stadt Löbau ist nahezu identisch.

Wer will, bekommt hier Sprengsätze, die in Deutschland nicht zugelassen sind. Und das zum kleinen Preis.

Die illegalen Tschechen-Böller entfachten ein Feuer zerstörten auch den Rest des Standes.
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Man weiß, wie man sich die Volksverblödung zurecht schreibt.

Sprengsatz
illegale Tschechen-Böller

Soso, Tscheschen-Böller sind in Tschechien illegal? Wer hätte das gedacht.

derherold hat gesagt…

Vielleicht erinnert man sich, daß im Zusammenhang mit den NSU(Schein-)Ermittlungen auch die GSG 9 eingesetzt wurde ... meiner Erinenrung nach in Johanngeorgenstadt.

Einer, der einen kannte, der einen kannte, der Uwe&Uwe in den 90ern kannte, hatte seine Aussage bei der Polizei eine Aussage gemacht und war als nicht verdächtig nach Hause geschickt worden ... um ihm kurz darauf nächtens die GSG 9 vorbeizuschicken.

Wie damals die FP Chemnitz süffisant berichtete, wurde bei dem Einsatz das Männlein derart schwer verletzt, daß man einen Notarzt rufen mußte, der ihn notdürftig vernähte, um ihn überhaupt transportfähig zu bekommen. Selbstverständlich wurde er kurz darauf wieder freigelasssen, denn selbstverständlich lag gegen ihn nichts vor. :-)

Anonym hat gesagt…

Wer eine Handgranate live gehört hat, weiß, dass Polenböller wirklich nur Böller sind. Die Druckwelle eines militärischen Sprengkörpers können Gediente noch in ein paar Kilometer Entfernung bestimmen. Keiner der Verweigerer bei der Journaille hat davon freilich die blasseste Vorstellung.
Polenböller furzen eigentlich nur laut.

ppq hat gesagt…

aber symbolisch gesehen ist der kampf ein ganz gewaltiger. und er war schon mit dem ersten de-maiziere-gesicht im tv gewonnen, das ist doch das wichtigste

Borsig hat gesagt…

Sollte die GSG 9 nicht auch in jedem Fussballstadion angetreten sein ? Da wird doch auch mit "Polen-Böllern", respektive "Sprengstoff" um sich geworfen. Tausende von Menschen auf engstem Raum schutzlos dem Links-Rechts-Fussballterrorismus ausgeliefert. Herr de Maizière, handeln Sie unverzüglich....

derherold hat gesagt…

".... mit dem ersten de-maiziere-gesicht im tv ..."

Ich frage mich ja, was mit Cyborgs passiert, wenn deren Batterie leer wird. Werden die nachts an das Stromnetz gehangen oder gibt es da einen ausfallsicheren Austausch der Akkumulatoren ?

Volker hat gesagt…

"Vielleicht erinnert man sich, daß im Zusammenhang mit den NSU(Schein-)Ermittlungen auch die GSG 9 eingesetzt wurde ... meiner Erinenrung nach in Johanngeorgenstadt.

Einer, der einen kannte, der einen kannte, der Uwe&Uwe in den 90ern kannte, hatte seine Aussage bei der Polizei eine Aussage gemacht und war als nicht verdächtig nach Hause geschickt worden"


Das war Matthias Dienelt, der eingetragene Mieter und Unterweitervermieter der Terrorwohnung.
Der ist am Sonntag, den 06.11.2011, zur Polizei gegangen und hat seine Aussage gemacht. Ein paar Wochen später hat ihn ein GSG-9 Kommando couragiert in seiner Wohnung verhaftet.