Freitag, 10. November 2017

Kevin Spacey: Saubermachen wie in der Sowjetunion

Auch auf Bildern von Stalin ist Kevin Spacey nicht zu sehen.
Wenn Menschen bei Joseph Stalin in Ungnade fielen, dann merkten sie selbst das häufig zuerst daran, dass Bilder gereinigt wurden, auf denen sie mit dem großen Väterchen der russischen Revolution zu sehen waren. Leo Trotzki und Lev Kamenew standen auf Fotos plötzlich nicht mehr da, wo sie im Moment der Aufnahme gewesen waren. An ihrer Stelle war Hintergrund, Wand, Menschenmenge oder Himmel. Wenn erst alle Begleiter des einzig wahren Führers der Sowjetunion wegen Spionage, Fraktionsbildung oder Verrat ausgelöscht waren, stand Stalin allein im Bild, das nun mehr Gemälde war als Fotografie.

Knapp hundert Jahre später ist nun Hollywood dabei, Aufzeichnungen zu redigieren, die böse Menschen zeigen, die gerade noch im verdacht standen, gute Kunst zu produzieren. Angefeuert von einem wie besinnungslos über Menschen trampelnden Mob aus Sensationsmedien, hat erst Netflix seine Erfolgsserie "House of Cards" gemeuchelt, weil Hauptdarsteller Kevin Spacey im Verdacht steht, auch minderjährige Jungen belästigt zu haben. Und nun hat sich auch Regielegende Ridley Scott der unbarmherzigen Logik der galoppierenden Bestrafung ohne Anklage, Prozess und Urteil gebeugt, und Stacey aus seinem bereits abgedrehten Thriller "Alles Geld der Welt" entfernt.

Das ist nun also die Moderne. Mussten es frühere Generationen von Zensoren noch dabei belassen, mit Rasierklinge und Bleistift an Fotos herumzuradieren, hat der "neue Puritanismus" (Basler Zeitung) die unendlichen Möglichkeiten des Digitalen zur Verfügung. Niemand muss mehr Filme verbieten. Denn sie lassen sich an die jeweils geltende Morallage anpassen. Peinliche Panne wie die um ein Foto des tschechischen Reformers Alexander Dubcek, dessen Schuhe nach seiner Entfernung in einem Foto verblieben, sind ausgeschlossen.

Nicht mehr die Partei, sondern die Masse hat immer recht, sei sie auch eingebildet und nur in den asozialen Netzwerken und ihrer medialen Spiegelung präsent. Kevin Spacey, neben Harvey Weinstein als Hauptschurke im aktuellen Sexskandal besetzte, wird sexuelle Belästigung und Vergewaltigung in mehreren Fällen vorgeworfen. "Zwar sind die Anschuldigungen noch nicht juristisch aufgearbeitet worden", schreibt die Süddeutsche Zeitung, die sich die sich mit juristisch nach aufgearbeiteten Vorwürfen gut auskennt. Aber immerhin ermittele "in England Scotland Yard gegen den Schauspieler". Wozu da noch eine Unschuldsvermutung?

Kachelmann lässt grüßen. Wie der Wettermann von der ARD aussortiert wurde, als sei er durch das, was einschlägige Blätter "Sexvorwürfe" nennen, zum Paria geworden, löscht Ridley Scott den Menschen Spacey aus einem Film, in dem der Schauspieler mitspielte. Keine Spurt soll bleiben vom moralisch zwiefelhaften Mimen.

Damit werde "die Schuld" Spaceys nicht gesühnt, mahnt die Süddeutsche. Es ist offenbar schon verhandelt und geurteilt worden, doch nun gerät die Redaktion in Sorge, dass die Geister, die sie mitbeschworen hat, mehr verschlingen könnten als geplant.

7 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

Seine beste je gespielte Rolle? Usual Suspects.

Wir hätten es ahnen können. Er hat nicht gespielt.

Anonym hat gesagt…

Das Problem ist, - keiner glaubts. Und man muss es ja nicht glauben.

Fotoschopp und so. Naja. Dass es das erst seit gestern gibt glaubt auch keiner mehr. :D

Morgen wird Merkel neben Putin den Weltfrieden kundtun, Oder in 30 Jahren. Oder in 100 Jahren wird Obama die Mondrakete erfunden haben, in Tel Aviv natürlich, also sohm einer Lala Goldstein und eines schwarzen Shlomi Karfunckelstain.

Oder hat dann Mbongo Mbcedes dasAuto erfunden und Ali Ben Mürkel war deutscher Friedenskalif.

Orwell

Wer weiß wer weiß.

Anonym hat gesagt…

Nachdem auch den gehirngewaschensten Go..., ähäm, Amerikaners dämmert, welche alles beherrschende Macht in Hollywood nach Belieben schaltet und waltet, da von der in gleichen Händen befindlichen Medien-Macht fast komplettemang gedeckt und vertuscht, muss diesem Lapsus (dass ausnahmweise was publik wurde) mit neuer infamer Strategie begegnet werden. - So arbeitet die Lügen-Matrix und ihre "Organe" nunmehro fieberhaft daran, all die Perversionen diverser Medien-Mogule ("ethnische Hochkonzentrate" einer globalen "Nichtnennbarkeit") als "typisch und notorisch für alle Männer" zu typisieren und sucht krampfhaft nach weiteren Perverslingen, die nicht in die oben genannte "inkrinminierte Kategorie" fallen. -
Und blieben beim ursprünglichen "Präzedenz-Fall" die üblichen feministischen Hyperventilations-Attacken "wundersamerweise" aus, so werden sie indes für nun folgenden "Enthüllungen" wieder in voller Phonstärke angeschmissen.

Volker hat gesagt…

"Und blieben beim ursprünglichen ´Präzedenz-Fall´ ..."

Welches ist dieser Präzedenz-Fall?
Die Frage ist ernst gemeint, ich finde mich in diesem Bocksgesang nicht mehr zurecht.

ppq hat gesagt…

niemand kennt sich da noch aus. es ist auch egal, denn die debatte ist doch schon wieder beendet. bis kommendes jahr dann ein neuer #aufschrei erschallen muss. vielleicht hat dann ein duetscher politiker zugedfasst? oder jemand bei einem deutschen fernsehsender?

Die Anmerkung hat gesagt…

Hab ich's nicht gesagt? Nun also doch.
-----
Kevin Spaceys große Kunst steht über Fragen der Moral

Von Wolfgang Schmidbauer

Unser Umgang mit sexuellen Übergriffen in Hollywood zeigt: Erst bejubeln wir die Stars, und bei Fehlverhalten verdammen wir sie – inklusive ihres ganzen Werkes. Das ist ein falsches Kunstverständnis.

https://www.welt.de/debatte/kommentare/article170541227/Kevin-Spaceys-grosse-Kunst-steht-ueber-Fragen-der-Moral.html
-----
Na ich nicht. Ich hab ihn nicht verdammt. Ich bitte das in meiner Beurteilung zu berücksichtigen.

Anonym hat gesagt…

Sexuelle Belästigung - War'n Sie beim Friseur, Frau Hansen? - Sie sehen so gut aus!
---
Anfang der Siebziger hatte sich einmal ein degenerierter polnischer Adliger gemeldet, dem erst auf seine alten Tage "Der Tod in Venedig" untergekommen war, und der sich dort als Tadzio wiedererkannt hat/hätte. Jedoch geleugnet / bestritten, man kommt ganz durcheinander, Leugnen, Bestreiten, na, egal, daß er Thomas Mann (Ein bisschen Bi schadet nie...) etwa Avancen gemacht hätte.