Mittwoch, 21. November 2007

Im Dienst des Volkes

Knallhart im Dienst des Volkes, so kennen und lieben wir unsere Parlamentarier. Jetzt haben die gar nicht so bekannten Mitglieder des Verkehrsausschuss des Europäischen Parlaments die "wiederholt beklagte Praxis von Lockangeboten und verschleierten unfairen Vertragsbedingungen beim Online-Verkauf von Flugtickets" in einer neuen Studie der Europäischen Kommission "auf dramatische Weise bestätigt", gefunden.

Die erschreckenden Fakten: Auf jeder zweiten von rund 400 überprüften europäischen Internetseiten von Fluggesellschaften werden Steuern und Abgaben nicht eindeutig angegeben.

Ulrich Stockmann, einer der Volksvertreter, der sich nicht zu schade ist, die Großkonzerne knallhart zu kritisieren, sagt dazu: "Es kann nicht sein, dass für ein Flugticket für 15,99 Euro geworben wird, der Käufer dann aber aufgrund von zunächst nicht kenntlich gemachten Steuern, Start- und Landegebühren sowie Buchungspauschalen überraschtwird und schließlich 90 Euro bezahlt."

Denn so machen die Fluggesellschaften, von denen offenbar die unfassbare Zahl von 400 in Europa beheimatet ist, das ja: Schreiben 15,99 drauf, der ahnungslose Easyjet-Abonnent klickt drauf - und schon muss er für 90 Euro nach Ibiza fliegen. Dabei haben "die Verbraucher ein Recht auf transparente und eindeutige Angebote, die auch tatsächlich verfügbar sind", schimpft Stockmann, der im Hinterkopf wohl auch schon an Reisekataloge mit Preisauszeichnungen wie "Brasilien ab 399 Euro", Handyvertragsangebote ("ab 20 Euro") und Autoanzeigen ("der neue Kia Koma ab 21.999 Euro") hat. Man weiß ja: Der Urlaub kostet dann doch ganz hinten eine Null mehr, die Handyflatrate beinhaltet laut Kleingedrucktem nur Gespräche zum eigenen Anschluß und der Kia kommt zum Grundpreis ab Werk ohne Räder, Sitze, Lenkrad, Motor und die schicke Kühlerfigur.

Wenn diese "verbreitete Praxis irreführender Preisangaben nicht innerhalb von vier Monaten eingestellt wird", zieht der Sozialdemokrat in Namen einer großen europäischen Koalition der Verbraucherschutz-Politiker schon mal verbal andere Saiten auf, "dann werden wir im Europäischen Parlament die Veröffentlichung der Namen der jeweiligen Airlines fordern."

Das wird eine knallharte und irre spannende Liste. 200 Namen von Fluggesellschaften. Wenn das nicht hilft.

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