Sonntag, 25. September 2011

Drohung mit der Realität

Damals in Moskau, als die Welt noch keine Probleme mit Eurorettung, Welthunger, Klimawandel und Globalisierung hatte, ließ Nikita Chruschtschow den britischen Botschafter in der Sowjetunion, Sir Frank Roberts, wissen, wie er die Sache mit der unter Umständen notwendigen nuklearen Vernichtung Großbritanniens sehe.

Chruschtschow selbst berichtete später während der Tagung des Politisch-Beratenden Ausschusses der Warschauer Vertrags-Staaten über diese Begegnung mit dem Briten, deren Inhalt in Großbritannien bereits große Medienaufregung hervorgerufen hatte. "Die westliche Presse hat ein großes Geschrei über mein Gespräch mit dem britischen Botschafter erhoben, hat so berichtet, als ob ich ihm gedroht hätte."

Das sei natürlich nicht so und nicht mal so gemeint gewesen, versicherte der Sowjetchef seinen Klassenbrüdern. "Ich werde Ihnen erzählen, worüber ich mit dem englischen Botschafter gesprochen habe", versprach er. Und erzählte: "Ich habe ihm folgendes gesagt: ‚Herr Botschafter, wie viele Atombomben muß man über Großbritannien abwerfen, um es unschädlich zu machen?' Er antwortet: ‚Sechs Bomben, so sagt man bei uns.'"

Da schmunzelte der Chef der Weltmacht. "Ich habe gehört", sagte er, "dass bei Ihnen in England über diese Frage gestritten wird. Die einen sagen sechs, das sind die Pessimisten, und Sie gehören zu ihnen; die anderen, die Optimisten, sagen nicht sechs, sondern neun Bomben. Ich werde Ihnen ein Geheimnis unseres Generalstabes preisgeben: Wir schätzen Großbritannien höher ein, und bei uns sind einige Dutzend Atombomben bereitgestellt, mit denen wir einen Schlag gegen Großbritannien führen und es tatsächlich unschädlich machen werden."

War das eine Drohung?, fragte Chruschtschow seine Genossen. Und antwortete gleich selbst: "Nein, das ist die Realität!"

9 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das war keine Drohung, sondern eine
Wertschätzung.

ppq hat gesagt…

so kann mans auch sehen. ich bin jedenfalls froh, dass wir heute ganz andereund natürlich viel schwerwiegerndere probleme haben. daran sieht man, dass es überhaupt keinen fortschritt gibt und alles nur immer immer schlimmer wird

rundertischdgf hat gesagt…

Möglicherweise habt ihr aber noch nicht mitgekriegt, daß das Problem mit der Schuldenkrise in der EU gelöst ist.

http://rundertischdgf.wordpress.com/2011/09/24/fdp-forum-das-perpetuum-mobile-gibt-es-wirklich/

Die Anmerkung hat gesagt…

Ich sehe das auch nicht als Drohung. Aktuelles Beispiel, die Festlegung, daß Putin nächstes Jahr Präsident aller Sowjetvölker wird. Das ist eine Politik der offenen Herzen, die Planungssicherheit für die westlichen Demokratien schafft.

In den USA hingegen werden wir noch über ein Jahr lang mit kleinlichem Kindergartengezänk konfrontiert, ohne zu wissen, ob "Yes we can't" auch danach nichts mit uns anzufangen weiß.

Da lob ich doch lieber das offene Wort und die klare Ansage aus Moskau.

Die Anmerkung hat gesagt…

Da schiebe ich gleich die erste Reaktion hinterher. Als wenn es mir gedeucht hätte.

Financial Times: Putins Kandidatur zur Präsidentenwahl ist gutes Signal für Finanzmärkte

ppq hat gesagt…

wenigstens tun die genossen in moskau nicht so, als würde der nächste kanzler/präsident woanders als in einem dunklen hinterzimmer ausgeklüngelt.

eine dritte amtszeit für merkel ist zwar nach dem umfragen derzeit kaum denkbar, aber rein technisch würde sich darüber nicht ein einziges deutschen medium auch nur im ansatz erregen...

vakna hat gesagt…

Daß Putin bloß eine Pause einlegt, um einem lästigen Gesetz genüge zu tun, war doch von vornherein klar. Jedenfalls kann ich mich noch an derartige Kommentare in Presse, Funk und Fernsehen erinnern.

Teja hat gesagt…

Die hatten noch Spaß mit ihren Job als Weltenbeherrscher/bedroher. Normal müsste derart schwarzer Humor den Briten genau passen.

R.A. hat gesagt…

Keine Ahnung, welcher James-Bond-Film das war: Der übliche Superbösewicht bedroht die USA und die SU mit einer Superwaffe, selbstverständlich vereitelt das Bond in letzter Sekunde. Worauf sich der Superbösewicht über diese Einmischung beklagt: "Ihre kleine Insel habe ich doch gar nicht bedroht".