Samstag, 31. März 2012

Seit fünf Uhr wird zurückinflationiert

Ein großer Tag für das arbeitende und wertschaffende Deutschland: 6,3 Prozent mehr Gehalt in den nächsten zwei Jahren konnten die öffentlichen Gewerkschaften den öffentlichen Arbeitgebern abtrotzen - das ist fast ein Drittel der Erhöhung, mit der Sachsen-Anhalts Parlamentarier in diesem Jahr auskommen müssen. Dringend nötig ist es, wie Le Penseur in einer wegweisenden Nachrechnung der tatsächlichen Inflationsraten der vergangenen 20 Jahre belegt.

Von wegen, "Inflation ist kein Thema" (Goldman Sachs), von wegen, die "Teuerung bleibt im Rahmen" (EZB). Im Rückblick sind die Zahlen geradezu erschreckend, betrachtet man konkrete Warengruppen und nicht den je nach Statistikbedarf um Preistreiber bereinigten offiziellen Warenkorb. Im Jahre 1992 etwa, also vor 20 Jahren, hat Le Penseur aus der Datenbank von was-war-wann herausgesucht, kosteten 0,5 Liter Bier in der Gaststätte durchschnittlich 1,08 Mark, heute also 0,55 Euro. Daraus geworden sind bis heute statistische Durchschnittspreise von 2,85 Euro. "Der heutige Preis ist also mal schlappe 5,18 mal so hoch, weshalb von ernstlicher Inflation natürlich keine Rede sein kann!", ätzt der Autor.

Insbesondere das Gerede, dass durch die Einführung des Euro die Preise gestiegen wären, werde durch die Gegenüberstellung der Preise von 1999 (d.i. 1,24 DM = 0,63 €) und 2003 (d.i. 2,20 €) "vollkommen ad absurdum geführt", heißt es weiter. "Alles nur gefühlte Inflation." Interessant sei jedoch, dass die zwanzig Jahre von 1972 bis 1992, die Zeitgenossen nicht eben für niedrige Inflationsraten bekannt waren, den Bierpreis gerademal von 0,74 DM auf 1,08 DM - also um rund 45 Prozent - hatten explodieren lassen. Wohingegen die unschlagbare Preisstabilität, die der Euro mit sich brachte, mit einer knappen Verfünffachung der Bierpreise im gleichen Zeitraum nachgewiesen wurde: Aus 45 Prozent Bierpreisinflation wurden 450 Prozent. Fortgeschrieben wird ein Glas Kneipenbier im Jahr 2032 damit mindestens 12 Euro kosten.

Die Tariflöhne, aus denen Trinker das berappen müssen, stiegen von 1972 bis 1992 von 482 Euro auf 1.337 Euro - ein Zuwachs auf das 2,77-fache, Der 20-Jahres-Vergleich 1988 auf 2008 zeigt nur noch eine Steigerung von 1.093 Euro auf 2.008 Euro - ein Zuwachs auf nur noch das 1,84-fache. Ganz augenscheinlich hat die Lohninflation wirklich spürbar nachgelassen. Umso schöner, dass die Tarifpartner im öffentlichen Dienst dem jetzt endlich ein Ende machen: Ein größerer Schluck aus der Pulle für alle. denn als nächstes wird ja wieder das Bier teurer.

Beispielhaft: Venezuela verbietet Inflation
Geheimnisvoll: Der Preis als Benzinpreisbremse
 


2 Kommentare:

derherold hat gesagt…

Das mit dem (Kneipen-)Bier ist kein guter Vergleich, weil für gewöhnliche unterrichtete Kreise mit NWO-Kontakten behaupten, daß die Euro-Umstellung endlich Kneipern die Möglichkeit bot, auskömmliche Margen zu realisieren.

... so wie Schokoladen-Hersteller endlich die "1-DM-für-100-gramm-Tafel-Grenze" überschreiten konnten.

... man müßte sich deshalb (bspw.) die Preise bei Flaschenbier ansehen.

Anders: Ein Kilo junger Gouda aus dem Supermarkt-Kühlregal 1989: 9,95 DM.
2003: 4,95 Euro. 2012: 4,95 Euro.

Der Beweis ist erbracht: DEFLATION ! ;-)

Anonym hat gesagt…

DDR: Super: 1,55
BRD: Super:
Olle Helmut 1,40 1,50 1,60 1,70
olle Gerhard 1,80 1,90 2,00 2,10
olle Angi 1,50, 1,60 1,70 1,80 1,90 2,00