Samstag, 10. Mai 2014

HFC: Fünf Minuten Fußballfest

Es ist angerichtet zum letzten Spieltag der Drittligasaison 2013/2014 in Halle und der Ansetzungsgott hat den Gastgebern einen Punchingball zum Stimmungsaufbau vor dem großen Pokalfinale vier Tage später hingehängt. Wacker Burghausen, angetreten mit dem Ex-Hallenser pfeilschnellen, aber vor dem Tor meist harmlosen Angelo Hauk, steht als Absteiger fest, der HFC dagegen kann mit einem Sieg noch bis auf Platz sechs springen und das Vorjahresergebnis damit gleich um vier Plätze verbessern. Die Sonne scheint, alle Stammspieler sind an Deck, imposant angesichts der fortgeschrittenen Saison wirkt sogar die Ersatzbank, auf der mit Francky Sembolo, dem zuletzt auftrumpfenden Philipp Zeiger, dem formverbesserten Pierre Merkel und dem genesenen Robert Schick vier Spieler sitzen, die eine Mannschaft nicht nur rein zahlenmäßig auffüllen.

Es geht auch gut los vor 8.275 Zuschauern, die im letzten Anlauf ein Fußballfest erwarten. Halle spielt wie immer quer, aber mit dem deutlichen Willen, das Spiel sofort schnell zu machen, wenn sich eine Lücke ergibt. Nach fünf Minuten ist es soweit: Langer Ball von Franke hinten links auf vorn rechts, kurzer Spurt von Florian Brügmann, Flanke auf Timo Furuholm und der Finne trifft zum 1:0.

Jubel, Trubel, Heiterkeit, denn endlich einmal laufen die Hausherren nicht von Beginn an einem Rückstand hinterher. Doch noch während die Fans klatschen, verpasst ausgerechnet der Sprinter Hauk seinen ehemaligen Kollegen eine Klatsch: Fast direkt aus dem Anstoß bekommt er den Ball, stürmt an den noch verträumt in die Sonne schmunzelnden HFC-Verteidigern vorbei und schießt den Asugleich.

Was nun folgt, zeigt, dass die zuletzt von vorzüglich zurück zu verheerend gekippte HFC-Bilanz kein Zufall ist. Geschockt vom Ausgleich, verlieren die Rot-weißen beinahe augenblicklich jeden Spielfaden. Das offensivvorbereitende Querschieben vor dem eigenen Tor löst sich nur noch in missratene Steilpässe auf, die vier kreativen Offensiven Bertram, Ziegenbein, Lindenhahn und Gogia stehen sich gegenseitig auf den Füßen und Timo Furuholm meckert wieder mehr als dass er noch mitspielt.

Burghausen aber, begleitet von erstaunlich vielen Fans, die ihre Mannschaft mit einem Spruchband "Viva la Sextouristen - in der Liga viertklassig, im Bett erstklassig" verhöhnen, gewinnt je mehr sicheren Tritt, je mehr der HFC aus demselben gerät. Drei, viermal haben die Schwarzweißen die Führung auf dem Fuß, Halle hingegen wirkt nur noch verblüfft. Eine dicke Chance vertrödelt der mit der 2. Liga liebäugelnde Björn Ziegenbein, einen Kopfball setzt der heute zeitweise als Stürmer agierende Patrick Mouaya neben das Tor.

Der von vielen erhoffte Kantersieg wird das nicht mehr, das steht schon zur Halbzeit fest. und wenig später ist dann auch schon klar, dass es vielleicht gar kein Sieg mehr wird. Nachdem ein Burghausener den wiedereinmal unglücklich agierenden Marcel Franke im Strafraum angeschossen hat, entscheidet der häufig wagemutig agierende Schiedsrichter Norbert Giese einen Strafstoß. 1:2, wiedermal daheim im Rückstand, jetzt gehts lohos, singen sie auf der Tribüne.

Irrtum. Schon fünf Minuten nach dem Rückstand legt Burghausen nach einem Freistoß nach, den Torwart Pierre Kleinheider nur knapp zur Seite weglenken kann. Dort steht Taffertshofer, der den auf der Linie postierten Mouaya aus Nahdistanz überwindet.

HFC-Trainer Sven Köhler tut jetzt, was er nach Überzeugung einiger Zuschauer schon hätte früher tun können: Für die schwachen Ziegenbein und Bertram kommen Sembolo und Merkel. Sofort gewinnt das HFC-Spiel nach vorn an Schärfe und Kraft, nach langer Pause gibt es nun wieder Torchancen für Rot-Weiß. Fünf Minuten, und es fällt sogar ein Tor: Unorthodox tankt und schwankt sich Pierre Merkel auf Rechtaußen durch, dreimal verliert er den Ball beinahe, dreimal zwingt er ihn mit purer Willenskraft in seinen Besitz zurück. Dann die Flanke zu Furuholm, der wieder zu Merkel, der quer durch den Strafraum auf Sembolo. Der hat keine Mühe, den Anschlusstreffer zu erzielen.

Jetzt kippt es wieder, jetzt folgt das nächste Wunder, frohlocken die Tribünen. Aber Burghausen ist nicht Hansa Rostock, der HFC von heute nicht der HFC vom Anfang des Jahres. Kaum ist der Glaube ins Stadion zurückgekehrt, dass die erste Heimniederlage des Jahres auch im letzten Spiel der Saison noch abgewendet werden kann, ist Burghausen wieder zur Stelle. Abseitsverdächtiges Zuspiel nach linksaußen, Kleinheider verpasst, Kulabas nicht. 2:4.

Nun passt alles. Es regnet, die Generalprobe für das Pokalfinale ist vergeigt, die ersten Zuschauer gehen und es spricht sich herum, dass der zwischenzeitlich verletzt ausgewechselte Franke das Pokalendspiel wegen eines Muskelfaserrisses verpassen wird. Schiedsrichter Giese hat ein Einsehen und pfeift ab. Die halleschen Spieler verschwinden mit der Geschwindigkeit von Käfern, wenn das Licht angeht. Am Mittwoch muss alles besser werden, sonst ist in der Endabrechnung dieser Saison trotz Platz 9 alles schlecht.


3 Kommentare:

derherold hat gesagt…

---Sondermeldung---Sondermeldung---Sondermeldung---

Dem Verein RasenBallsport Leipzig wird die Lizenz für die 2.Bundesliga verweigert.

Aus regionalen und farblichen Gründen muß Chemie Halle aufsteigen.

---Sondermeldung---Sondermeldung---Sondermeldung---

ppq hat gesagt…

das käme jahre zu früh

derherold hat gesagt…

das käme jahre zu früh ...#

... sagte annodazumal die Vereinsführung des FSV Zwickau, als sie einen vorderen Platz in der 2. Bundesliga einnahm und der Aufstieg möglich schien.

JEDER Aufstieg muß wahrgenommen werden ... erst recht, wenn er mit einer Menge Schoter, Penunsen, Kies, Schleifen, Rubel verbunden ist.*)

*) Ausnahme: damals, als es zu einer Reorganisation der Regionalliga kam und Halle den Anhaltdessauern in der Verbandsliga den Vortritt lies.
Da mußte man bloß überleben und abwarten, bis der VfL Frohe Zukunft implodiert.