Samstag, 17. Juli 2021

Letzter Geburtstag im Amt: Mit fliegenden Fahnen

16 Jahre wie ein Tag: Zehntklässler in Deutschland hatten nie eine andere Regierungschefin als sie.

Es schmeckt nach Abschied, nach letztem Aufruf und Nimmerwiedersehen. Angela Merkel in Amerika, unbeeindruckt von der Flutkatastrophe, die daheim ganze Dörfer wegspült, spult die scheidende Kanzlerin in Übersee ihr Abschiedsprogramm ab. US-Präsident Joe Biden treffen, den großen Unbekannten, der ins Amt kam und sofort nahezu vollkommen aus den deutschen Medien verschwand. Nord Stream 2 retten. Die Klimakuh vom Eis holen. Weichen stellen für die Nato, bis weit in die Zukunft hinein.  

Geburtstag in der letzten Kurve

So viel ist zu tun, Angela Merkel hat auch in der finalen Kurve ihrer Karriere keine Zeit, ihren Geburtstag zu feiern. Die "Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen", in dieser "ganz entscheidenden Zeit" voller "immer wieder ganz neuer Herausforderungen" (Merkel), alle Hände sind voll zu tun, denn es gehe, hat sie in Washington gesagt, neben ihrem "Freund Joe" (Merkel) stehend, nicht nur darum, dass "unsere Länder geimpft sind". Sondern um die ganze Welt.

Für die Geburtstagsfeier zum Eintritt ins kommende gesetzliche Rentenalter bleibt da keine Zeit, obwohl das Zusammenfallen von Renteneintritt und Amtsaufgabe alle Stimmen Lügen straft, die behaupten, dass Angela Merkel so tragisch zu spät aus dem Amt scheitert wie viele ihrer Vorgänger. Nein, die Kanzlerin, die erste Deutschlands und nach den jüngeren Entwicklungen mit hoher Wahrscheinlichkeit erst mal auch die letzte, hat ihren Abschied im Griff wie sie noch stets alles im Griff hatte. Mochte es auch manchmal Mühe bereiten, den Ruf als beliebtester deutscher Politbetreibender zu behaupten - wichtig war, dass es am Ende immer gelungen ist, wenigstens den Anschein zu wahren.

Niemand singt mehr für Frau Merkel

In der Krise, die zum zweiten Vornamen dieser 16 Jahre währenden Kanzlerschaft geworden ist, kann es sowieso keinen Kuchen geben, keine Torte, keine Kerzen und nicht die fröhlichen Lieder einer schon auch ein bisschen in die Kanzlerin verliebten Geburtstagsrunde. Trübe Sommertage in Berlin, in denen die bröckelnde Loyalität selbst der eingeschworenen Anhänger nicht mehr zu übersehen ist. Wo vor sieben Jahren noch gemeinsam gesungen wurde, ist Stille eingekehrt. Wo vor fünf Jahren noch Kulturschaffende wie  Volker Schlöndorff, Andrea Sawatzki, Christian Berkel, Michel Friedman und Nico Hofmannin die Hauptstadt eilten, um beim Pförter des Kanzleramtes ihre Honneurs zu machen, liegen die Straßen und Plätze nun leer. Kein junger Künstler malt ein neues Porträt, kein fresher Rapper hat ein paar nice tunes gerührt.

Vier Jahre nach dem ungeheuerlichen Versuch des Magazins "Spiegel", Angela Merkel mit einem hanebüchenen Hitlervergleich in eine Reihe zu rücken mit früheren Verderbern des Vaterlandes, muss Angela Merkel ihren 67. ganz allein feiern, im engen Kreise ihrer Vertrauten. Deutschlands Medien ignorieren das Wiegenfest der immer noch mächtigsten Frau der Welt nicht nur konsequent, sie versuchen auch, die gerade erst heilende Freundschaft zwischen den neu demokratisierten USA und der europäischen Führungsmacht, die vier Jahre lang die Barrikaden gegen den Ansturm der Populisten hielt, zu torpedieren. 

Die Erben gehen auf Abstand

Als bräuchte sie das, jetzt noch, wo sich ihre Erben gar nicht schnell genug vom großen Werk der "Pionierin, pragmatisch, kompetent und kompromissfähig" (Focus) absetzen können. Endlich Reformen müsse es geben, eine "Entfesselung" der Schaffenskraft eines seit Jahren von Vorschriften, Gesetzen und EU-Richtlinien gelähmten Landes, das nicht einmal mehr in der Lage ist, klimarettende Windräder und flächendeckend umweltfreundliche Solaranlagen zu errichten. Und dann die Schulden. Und die himmelhohe Steuerbelastung. Der Kalte Krieg mit Russland. Die schwerer denn je zerstrittene, bei nahezu keiner einzigen Frage mehr einige EU. Mit einer Kommissionspräsidentin, die ihr Heimatland vor dem EuGH verklagt, weil sich die Bundesregierung strikt weigert, dem unabhängigen deutschen Verfassungsgericht Weisung zu geben, wie es seine Urteil zu fällen hat.

Niemand spricht es aus, doch alle sind der Ansicht, dass es das heutige Geburtstagskind gewesen ist, dem die Angelegenheiten mehr und mehr aus der Hand geglitten sind. Je länger Angela Merkel im Amt war, desto deutlich sichtbarer erlag sie dem Glauben, es richten zu können, egal, was es ist. Respektvoll "Mutti" (SZ) genannt, wo einer der Vorgänger als "Birne" beschimpft wurde, reihte Angela Merkel Sieg an Sieg über Wirklichkeit, der kleine Kreis ihrer Vertrauten schrumpfte und ihr Selbstbewusstsein wuchs. 

Das eigene Denkmal: Eine Jacke

Verschwand sie auch mit dem Beginn der Pandemie vollends aus der Öffentlichkeit, keine Vor-Ort-Termine mehr, keine Begegnungen mit einfachen Leute, so stand doch ihr Fernsehbild im bunten Blazer als ihr eigenes Denkmal jedermann immer vor Augen. Wie sie die Euro- und die Schulden-, die Flüchtlings- und die CSU-Krise überlebte, so überstand sie auch Corona, das europäische Impfstoffbeschaffungsversagen, die Suspendierung von Freiheitsrechten auf dem Verordnungsweg, den Rückfall Europas in den Pandemiebekämpfungsnationalismus und das erneut frühe Ausscheiden der deutschen "Mannschaft" (DFB) bei der Europa-Meisterschaft. Es sah immer so aus, als würde ihr das alles verziehen. Sie war immer beliebt, nicht trotzdem, sondern bei vielen deshalb.

Ausgerechnet zum 67. aber, in einem Land, in dem ein solcher Anlass oft ein "besonders begangener Tag" gewesen ist, ruft die allgemeine Stille, rufen die fehlenden Blumen, die schweigenden Kolumnisten, die Kinderchöre, die kein Lied anstimmen, und die Parteifreunde und politischen Konkurrenten, die nicht mit Glückwunschtelegrammen hineinfeiern helfen wollen, unüberhörbar das Ende einer Amtszeit aus, die heute seit 5.716 Tagen andauert. Konrad Adenauer hat Angela Merkel damit schon deutlich übertroffen, der erste Kanzler kam nur auf 5.140 Tage im Amt. Von Helmut Kohl, der Deutschland 5.869 Tage regierte, trennen sie noch ganze 153 Tage.

Am 17. Dezember wäre es soweit, 82 Tage nach der Bundestagswahl. Früher werden die Koalitionsverhandlungen nicht abgeschlossen können.


 



4 Kommentare:

Schwimmlehrer hat gesagt…

Nach der Generation Kohl gab es mit kurzer Agenda2010-Unterbrechung durch SPD-Gatzpromi Schröder und die Hindukusch-Grünen die Generation Merkel.

Allesamt zusammengepfercht in der Generation Golf, jenem neueren Volkswagen, der längst zu einen modernen Luxusraumschiff mutierte, weil die degenerierten heutigen Fahrer immer mehr Helferlein an Bord brauchen, um von A nach B oder in eine Parklücke zu gelangen und dazu allerlei individuellen Angeberschnickschnack wollen.

Man kann es diesen heute 16 bis 39 Jährigen aber nicht übelnehmen, wenn sie nix anderes kennen und durch Propaganda und Werbung zu quasi hirntoten Konsumtrottelzombies wurden, die sich aktuell wegen ihrer grenzenlosen Partyfeiersucht dubiose Gensuppe injizieren lassen, für die in weiser Voraussicht weder Produzent noch Verabreicher (Politik) Haftung übernehmen müssen.

Wir können das Atom spalten und 800m hohe Phalluswolkenkratzer bauen, aber hilft uns das, wenn wir durch unsere maßlose Vermehrung und Gier unsere elementarsten Lebensgrundlagen zerstören?

Just flimmern pausenlos lokale Katastrophenbilder durch unsere Medien, weil eine besondere Wetterlage ein Tief kreisen ließ, das Unmengen vom Regen fallen ließ. Wasser, das naturgemäß zum tiefsten geologischen Punkt strömen und sich dort als Überschwemmung sammeln musste, falls er nicht schnell genug versickern kann.

Und wenn man sich die zerstörten Orte anschaut, dann fällt auf: Obwohl es kaum 100m weiter reichlich Erhöhungen oder gar Hügel gibt, siedelten die Menschen ganz unten in engen Tälern neben Flüssen. Eine kollektive Dummheit, die sich nicht zum ersten Mal rächte und erneut Milliardenschäden und viele Todesopfer forderte.

Da helfen Betroffenheitsfloskeln und Beileidsbekundungen der verantwortlichen Politiker hinterher dann auch nix mehr. Und wenn man alles genau dort wieder aufbaut, ist das nächste Inferno bereits vorbereitet. Die Menschen brauchen also Wissen und kein Mitleidsgesülz.

Kohl und sein Mädchen haben es unter dem C-Banner also geschafft, ein Volk, das sich von seiner zertrümmerten Vergangenheit gerade zu erholen und zu normalisieren versuchte, erneut zu untertänig gehorsamen Schlammkriechern umzuerziehen, was, wie obige Szenarien zeigen, besonders bei Behördenentscheidungen wie Baulanderschließung und andere Infrastrukturmaßnahmen ins tödliche Chaos führte.

Das beweist einmal mehr, das diese selbsternannten Kronen der Schöpfung in Wirklichkeit nur leicht hin und her manipulierbares Nutzvieh der Eliten ist. Sobald irgendwelche bunten Fähnchen flattern, marschieren sie fast alle laut blökend hinterher. Auch in ihren Tod. So stark ist der Trieb, zur Herde dazugehören zu wollen. Merkel ist dabei nur ein Symptom, nicht aber die alleinige Ursache des Übels.

Und darum gehen sie mit fliegenden Fahnen so oft unter.

Schwimmlehrer hat gesagt…

Die Michelmutti bereist wieder die Welt, während in ihrem Zuständigkeitsbereich über 100 Menschen den Tod fanden, weil das gesamte System Merkel versagte.

Zwar gab es Starkregenwarnungen in den Wetterberichten, aber wem nützen die was, wenn die gesamte frühere Infrastrukturplanung und -umsetzung solche über dem Durchschnitt liegenden Naturereignisse nicht berücksichtigt hat? Da wurden kanalisierten Flüssen immer mehr Polderfläche genommen, um entweder Ackerland oder gar versiegeltes Bauland zu gewinnen. Wo soll das Wasser bzw. die Brühe also hin?

Und wer entscheidet sowas? Etwa der Bürger vor Ort? Nein, das tun irgendwelche sich für unfehlbar und somit allmächtig haltende Verwaltungsbüttel aller Vollzugsebenen, die die nun Toten da siedeln ließen, wo es lebensgefährlich ist. Besonders fahrlässig ist diese Freigabe dort, wo es 100-200 m weiter Erhöhungen gibt, die trotz "Jahrhunderthochwasser" nicht absoffen.

Diese Katastrophe ist zwar menschengemacht, hat mit dem propagierten Klimawandel aber nix zu tun. Das aber werden die verantwortlichen Versager nie zugeben, sondern die aktuellen Schockereignisse missbrauchen, um unter dem Deckmantel des Klimawandelstopps immense Mehrbelastungen fürs Volk zu befehlen. Geht das Lügenboldtheater so weiter, wird sich bald jeder Dieselfahrer vor einem irren Mob schützen müssen, der ihn als Sündenbock lynchen will. In Panik mutiert auch der zivilisierte Mensch nämlich ratzfatz zur Herdenviehbestie.

Nicht nur die Erde, auch die schöne neue Frühlingswelt bekam durch wilde Sturzbäche tiefe, breite Risse.

Schuld wurde zwar ausradiert und bleibt dennoch bestehen. Aber wer ist nun schuld an diesem kollektiven Versagen einer Gesellschaft, die jeden freiwilligen Bootsflüchtling aus dem Mittelmeer rettet, sich zuhause jedoch nicht zu retten vermag?

Die Verdrängungs- und Vertuschungsmaschinerie wird weitergehen wie zuvor, denn eins mag man so gar nicht: das eigene ignorant arrogante Fehlverhalten publik werden lassen.

Anonym hat gesagt…

@ Blogwart: Alle Trolle schweigen still, wenn es dein Krabbelfinger will.

Schwimmlehrer hat gesagt…

@ Anonym

Langsam fange ich an, mir echte Sorgen um Deinen Geisteszustand zu machen. Oder hältst Du diese bereits pathologische Penetranz, mit der Du seit Monaten gegen meine Kommentare zu hetzen versuchst, eigentlich für mental gesund? Hast Du nix anderes mehr im Kopf als diesen bizarren Kampf gegen eingebildete Windmühlen-Feinde? Welche Bedrohung treibt Dich in diese aggressive Halluzination? Geh doch bitte mal zum Püschologen, bevor Du Dich vor blindwütigem Hass zwanghaft selbst verletzt.