Donnerstag, 4. August 2022

Neue Corona-Regeln: Pandemie der Ungeimpften

Impffortschritt nach BUndesland Grafik
Noch müht sich das amtliche Impfdashboard, Fortschritte bei der Impfkampagne zu zeigen. Am 1. Oktober aber wird die Impfquote über Nacht dramatisch einbrechen.

Sechs Wochen noch, dann ist alles vorbei. Sehenden Auges wird Deutschland zurückschlittern in den Ausnahmezustand der Pandemiejahre, ungebremst von wirksamen Maßnahmen, ungeimpft und ohne Hoffnung. Der Winter, er wird nicht mehr nur kalt, er wird auch von erschreckenden Zahlen geprägt sein, die letztenendes ausgerechnet der Gesundheitsminister zu verantworten haben wird, der sich selbst als Vorkämpfer des umfassenden Vakzingebrauches versteht, der seinen Posten seiner Hartnäckigkeit beim Anmahnen einer möglichst hohen Impfquote verdankt - und der jetzt, in der Stunde kurz vor der nächsten Not, höchstpersönlich dafür gesorgt hat, dass das Land nahezu ungeimpft ins dritte Pandemiejahr taumeln wird.

Ungeimpft in den Winter

Ein Versehen womöglich, denn ein Großteil des Sachverstandes der Berliner Ministerien ist mit Stresstests der Energieversorgung, mit der Beschaffung Schwererwaffen und - immer noch - mit der Umstrukturierung der Ressorts nach der Regierungsbildung beschäftigt. Nur so erklären sich Details der neuen Corona-Regeln, mit denen Karl Lauterbach und sein FDP-Kollege Marco Buschmann das Land vor einer vernichtenden fünften oder sechsten Welle im Winterohnegas bewahren wollen.

Im Kompromiss zwischen Freiheit und staatlicher Fürsorge geht es wieder zurück zu Masken, Abstand, Händewaschen, Homeoffice und Testregime, vor allem aber sehen die neuen, alten "Maßnahmen" für die fast 65 Millionen Geimpften im Land eine stufenweise Aberkennung  des Impfstatus vor. Deutschland verwandelt sich ab Ende September von einem Staat, dessen führendster Fachminister nicht müde wird, eine viel zu geringe Impfquote zu beklagen, in Windeseile zurück zu einem Gemeinwesen, in dem die Ungeimpften eine erdrückende Mehrheit stellen.

Stichtag für Entimpfung

Stichtag für die erste Welle der Entimpfung von Millionen ist der 30. September. Zwölf Millionen Frauen, Kinder und Männer, die seit dem Beginn der großen Bundesimpfkampagne zwei Impfungen erhalten haben, gelten den neuen Regeln zufolge ab 1. Oktober wieder als ungeimpft. Ausgenommen sind derzeit gemäß der EU-Verordnung 2021/953 noch "Minderjährige unter 18 Jahren", deren Impfzertifikate im Augenblick noch "unbegrenzt" (Bundesgesundheitsministerium) gelten, auch wenn die Besitzer nur zweimal geimpft sind.

Für Deutschland aber zeichnet sich ein verheerenden Impfrutsch ab. War schon die bisherige Beteiligung an der großen Impfkampagne so mau, dass nur kreative Mathematik der Bundesregierung  half, Erfolge zu verkünden, sinkt die Impfquote wegen der auslaufenden Gültigkeitsdauer von Millionen Impfnachweise nun schlagarzig von 75 auf nur noch 60 Prozent. Und auch das ist nur ein Anfang: Nach den neuen Infektionsschutzregeln, die die Ampel plant, ist künftig eine Corona-Impfung aller drei Monate notwendig, um als vollständig Geimpfter gleichgestellt zu sein mit einem frisch Getesteten. Älterere Impfungen zählen dann nicht mehr.

Pandemie der Ungeimpften

Bereits mit Beginn des Herbstes wird Corona damit zur Pandemie der Ungeimpften. Anfang November werden nach den derzeitigen Zahlen der Verabreichung von neuen Impfungen nur noch etwa 24 Millionen Bürgerinnen und Bürger als vollständig geimpft gelten, Anfang Dezember sind es dann nur noch 12 Millionen und mit dem Neujahrs sinkt die Impfquote dann auf nur noch knapp über 20 Prozent. 270 Tage später, das hat die EU-Kommission bereits vor Monaten durch einen sogenannten "delegierten Rechtsakt für das digitale Impfzertifikat der EU" beschlossen, wären es dann nur noch 15 Prozent. Gesetzt den Fall, wenigstens 13 Millionen Bürgerinnen und Bürger haben sich bis dahin entgegen der Empfehlung der Ständigen Impfkommission ihre vierte, fünfte und sechste Impfung verpassen lassen.

Hilfreich wäre das, vor allem für den Abbau der Impfstoffreserven, die Karl Lauterbach in Erwartung eines "harten Corona-Herbstes" (Lauterbach) bestellt hat. Die Hoffnung des Gesundheitsministers, der mit seiner neuen Drei-Monats-Regel klar gegen die geltenden EU-Vorgaben zur Anerkennung der Gültigkeit von sogenannten "vollständigen Impfungen" verstößt, liegt offenbar darin, die schreckliche nächste Welle, die er Mal um Mal herbeizupredigen versucht, endlich einmal zu bekommen. 


10 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

+++aktuell+++

Berlin : Nachfrage vom Journalisten :

"was bedeutet "UMSETZEN" der Munition ? "

"UMSETZEN der Munition bedeutet wir verlagern die Munition von der Krummen Flanke nach Mitte wo wir diese kontrolliert in einem anne frank Kindergarten umsetzen "

nicht zu verwechseln mit Nachsitzen

Anonym hat gesagt…

Also weiter eine Impfung ohne reguläre Zulassung und ohne Wirkung zu irgendeinem Zeitpunkt. Ob sich das irgendwann mal weiter rumspricht?

Danisch hatte ja kürzlich gesagt, dass man irgendwann eine Impfung gegen die Nebenwirkungen der Impfung anbieten könnte.

Jodel hat gesagt…

Der Staat war, ist und bleibt das kälteste aller Ungeheuer. Dem Leviathan sollte man immer mit Misstrauen begegnen und seine Macht, so weit nur irgend möglich, aufteilen und begrenzen.

Leider fließt diese zeitlose Erkenntnis nur tröpfchenweise in das Hirn meiner geehrten Mitbewohner von Schland. Freundlich gefördert von unseren kritischen Qualitätsmedien, glaubt eine große Mehrheit hier immer noch, dass Väterchen Staat der Freund, Helfer und wenn nötig, auch der Retter, seiner Untertanen ist. In Verwaltung, Regierung und Parlament sitzen nur altruistische und rechtschaffene Vertreter des Souveräns, denen jeglicher Machtmissbrauch fremd ist, die keinerlei eigene Interessen haben und stehts zum Wohle Deutschlands schuften.

Leider wird wohl erst wieder einmal das gesamte Kartenhaus zusammenbrechen müssen, bevor sich bei der Mehrheit die Erkenntnis durchsetzt, dass dem natürlich nicht so ist. Freuen wir uns also wieder auf den Einzug der neuen alten Corona-Maßnahmen und was auch sonst noch so kommen mag im Winterohnegas. Den sozialistischen Staat in seinem Lauf halten Kreti und Pleti nun mal nicht auf, bevor nicht komplett Schicht im Schacht ist.

Anonym hat gesagt…

Leider wird wohl erst wieder einmal das gesamte Kartenhaus zusammenbrechen müssen ...

Das liest sich beinahe so wie: Wir brauchen - wieder einmal mehr - die Jacke voll, um zur Vernunft zu kommen ... Nicht für ungut, aber auf Neudeutsch heißt das victim blaming.

Die Anmerkung hat gesagt…

Ich stelle die Frage, wann ein Kartenhaus das letzte mal zusammenbrach?

Ausschließen kann ich 1945, denn da sorgten andere dafür, daß kein Stein mehr auf dem anderen blieb. Da brach nichts zusammen, sondern wurde in Schutt und Asche gebombt.

Jodel hat gesagt…

@Anonym
Leider ist es so, dass man sich als Volk von fortgeschrittener Dekadenz nicht ohne eine große Zäsur, in welcher Form auch immer, befreien kann. Das betrifft nicht nur Deutschland, sondern auch alle weiteren staatlichen Gebilde auf diesem Planeten seit Anbeginn der Zeit.
Das es dabei auch immer einen Teil der Bevölkerung trifft, der den Niedergang so nicht wollte und die Entwicklung dorthin bekämpft hat, ist leider auch so. Mitgefangen, mitgehangen. Nationen wachsen, blühen und vergehen wieder. Das ist leider quasi eine feststehende Tatsache seit Menschen in der Lage sind Reiche zu gründen.
Ich wäre der Dankbarste der Dankbaren, wenn es bei uns nicht so laufen müsste und ich total falsch liegen würde. Ich denke aber, die Geschichte gibt mir recht. Sollte ihnen an Beispiel bekannt sein, wo der Lauf der Dinge anders vonstatten ging, wäre ich sehr dankbar, wenn sie uns dieses nennen könnten.

Jodel hat gesagt…

@Die Anmerkung

Ein totaler Zusammenbruch muss zum einen nicht immer etwas mit einem Krieg zu tun haben.
Zum anderen ist es für die betroffene Bevölkerung eigentlich unerheblich ob der Zusammenbruch wegen innerer Faktoren kommt oder ob das Kartenhaus von außen umgestoßen wird. Die Folgen sind, so oder so, schrecklich und müssen auch von den Gleichen ausgebadet werden. Ich würde 1945 daher also schon zu den großen Zäsuren in unserem Land rechnen, zumal wir ja an dieser Krise selbst nicht komplett schuldlos waren.

Davor würde ich als nähere Termine den Zusammenbruch des Kaiserreichs mit der anschließenden Hyperinflation, die Weltwirtschaftskrise von 1929 oder den Zusammenbruch
der Kommunistischen Welt nennen. Es muss nicht immer die Infrastruktur in Schutt und Asche gebombt werden. Für eine veritable Staatskrise reicht es, meiner Meinung nach vollkommen, wenn eine Währung zerrüttet wird, Ersparnisse entwertet werden, breite Schichten verarmen und Massenarbeitslosigkeit herrscht. Der Staat bricht zusammen, bisher geglaubte Wahrheiten gelten nicht mehr und die gewohnte soziale Sicherheit ist weg.
Aus welchen Gründen das im Detail passiert, ist für die Betroffenen letztlich unerheblich.

ppq hat gesagt…

@jodel: sehe ich genauso

Die Anmerkung hat gesagt…

@Jodel

>> Ich würde 1945 daher also schon zu den großen Zäsuren in unserem Land rechnen, zumal wir ja an dieser Krise selbst nicht komplett schuldlos waren.

Ich zumindest bin da reinen Gewissens, komplett schuldlos und mit der weißesten Weste, die man sich mit Persil waschen kann, denn ich wurde in andere Krisen hineingeboren.

Jodel hat gesagt…

@Die Anmerkung

Auch ich darf mich, dank der späten Geburt, zu den an 1945 komplett schuldlosen zählen.
Meine damalig Sippe war, soweit ich das nachvollziehen kann, nicht bei den Widerstandskämpfern, aber auch nicht bei den Überzeugungstäten. Normale Mitläufer, die im Krieg und der Heimatfront den Kopf hinhalten mussten, ob sie wollten oder nicht. Macht aber beim Zusammenbruch nicht den großen Unterschied. Hier sage ich auch wir Deutschen, obwohl ich nicht dabei war. Wenn man sich semantisch von jeder Entwicklung seines Landes freisprechen will, kann man das gerne für sich selbst tun. Am Schluss heißt es aber trotzdem immer mitgefangen, mitgehangen.

Wie sie so schön schreiben, wird man in seine jeweilige Krise hineingeboren. Glücklich sind diejenigen, die am Ende einer Krise geboren werden und den Aufstieg miterleben dürfen. Pech haben die, denen die göttliche Lotterie einen Termin nahe der Krise auferlegt hat.

Ich fühle mich für die aktuellen Mißstände auch nicht verantwortlich. Ich versuche, im Rahmen meiner bescheidenen Möglichkeiten, alles zu tun, dass sich die Verhältnisse hier wieder ändern. Trotzdem rede ich hier immer von wir. Mein Häuschen wird auch umgeblasen werden, egal wie sehr ich mich dagegenstemme. Ich kann nur hoffen, dass ich bis dahin soviel Kleber zwischen meine Karten schmieren kann, dass nach dem Sturm möglichst viel stehengeblieben sein wird.

Meine Hoffnungen, dass die Mehrheit unseres Volkes und nicht nur eine verzweifelte Minderheit erkennt, dass hier in Schland etwas gewaltig schief läuft, schwinden aber von Tag zu Tag. Ich denke, dass wir leider den point of no return bereits überschritten haben. Es ist daher weniger eine Frage ob der Knall kommt, als wenn er kommt. Wenn er dann kommt stehen wir alle mittendrin, ob verschuldet oder nicht.