Sonntag, 30. Oktober 2022

Uhren zurückgedreht: Ende der Einheitszeit

Die sogenannte "Zeitumstellung" ist eine Zeitbombe für die EU: Seit vier Jahren schon liegt der Beschluss dazu im DPA-Duktus "auf Eis".

Es hatte ein letztes großes Geschenk zum Ende seiner Amtszeit werden sollen, ein Rettungspaket voller Harmonisierung, gut gemeint und mit einer von Hand angefertigten Fake-Umfrage generalstabsmäßig vorbereitet. EU-Generalsekretär Jean-Claude Juncker, ein Mann mit Machtinstinkt und zeitweise zwei verschiedenfarbigen Schuhen an den Füßen, verkündete die frohe Botschaft selbst: Weil eine große Mehrheit der Teilnehmer an einer Abstimmung, von der 99 Prozent der EU-Bürger nicht einmal gewusst hatten, dass sie stattfindet, sich für eine Abschaffung der alljährlichen Zeitumstellung im Frühjahr und im Herbst ausgesprochen hätten, werde Europa nun handeln. "Die Menschen wollen das, wir machen das", versprach Juncker mit Blick auf die seinerzeit anstehenden EU-Wahlen, bei denen alle sehen sollten, was ein geeintes Europa so alles kann.

Unfähig, die Zeit zu beherrschen

Eine Abschaffung der Zeitumstellung aber gehört nicht dazu. Obwohl sich mit Angela Merkel die seinerzeit noch geachtete mächtigste Frau der Welt wie ein Mann hinter die Abschaffungsinitiative stellte, tat sich erstmal: Nichts. Die EU-Staaten konnten sich nicht einigen. Manches wäre dann alles zu früh, anderen alles zu spät gewesen. Mehrheitsentscheidung? Unmöglich. Nationale Egoismen zeigten sich, diue drei EU-Zeitzonenregierungen kamen nicht auf einen Nenner. Sollten die Schweden künftig im Winter schon um drei Uhr nachmittags ins Bett? Oder sollte die Sonne in Portugal im Sommer schon um drei Uhr früh aufgehen? Wie Merkels Sommerversprechen, dass in 14 Tagen eine europäische Vereinbarung für die künftige Flüchtlingsverteilung präsentiert werde, verwandelte sich auch Junckers  Idee der Schaffung einer gesamteuropäischen Zeit in ein Zeitspiel.

Das letzte Geschenk der EU an die Menschen, die geduldig jede Richtlinie aus Brüssel umsetzen und sei es die, neben jeder Baustelle, in die ein Brüssel-Euro geflossen ist, ein lobendes Schild für den Brüsseler Beitrag zu errichten, es fiel aus. Nie sagte jemand "Kriegst du nicht, Alter", denn so läuft das nicht in Europa. Aber es sprach irgendwann auch niemand mehr von der gemeinsamen Zeit als Zeichen der Einigkeit. Denn so läuft das in der EU.

Krieg als Retter in der Not

Ehe nun aber jemand fragt, warum sie nicht einmal das hinbekommen, die Unterhändler, die doch von Aufsichtsratsquote bis Dieselabgasgrenzwert und Gaspreisbremse immer eine Möglichkeit finden, keine Lösung als Gemeinschaftswerk auszugeben, taucht nun der Krieg als Retter in der Not auf. Wie die amtliche deutsche Nachrichtenagentur DPA herausgefunden hat, könnte die Zeitumstellung, die derzeit nicht einmal mehr im Gespräch unter EU-Zeitexperten ist, nun doch nicht abgeschafft werden. Das aber nicht, weil sie es einfach nicht hinbekommen. Sondern wegen Putin. Wegen der Energiekrise.. Weil sie doch 1980 überhaupt nur erfunden worden sei wegen der damit verbundenen Energiesparpoteziale. Und weil nun ja wieder gespart werden müsse.

Nun ist die "Sommerzeit" keineswegs eine Erfindung der 80er Jahre, sondern eine aus dem Deutschen Kaiserreich, das im Ersten Weltkrieg damit sparen zu können glaubte. hervorgebracht, jetzt wird wieder über Sinn und Unsinn der Zeitumstellung diskutiert. Doch wenn es nicht möglich ist, die "Richtlinie 2000/84/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 19. Januar 2011 zur Regelung der Sommerzeit" im ehrenden Angedenken an Jean-Claude Juncker zu ändern, warum die peinliche Pleite dann nicht wenigstens als neue Energiesparmaßnahme ausgeben? Ergänzend zu Wärmflasche, Waschlappen und vor der Einführung wieder abgeschaffter Gasumlage?

Bequemer Weg aus der Bredouille

Angesichts hoher Gas- und Strompreise könnte eine Abschaffung Energie einsparen, weißt DPA  der Staatengemeinschaft einen bequemen Weg aus der Bredouille. Willige Zeugen finden sich auch dafür Korbinian von Blanckenburg, Professor an der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe, widerspricht tagesaktuell amtlichen Erkenntnissen des Umweltbundesamtes, wenn er sagt: "Je heller es abends ist, desto weniger Strom wird verbraucht." Das Einsparpotenzial betrage "bis zu 700 Millionen Euro pro Jahr bei dauerhafter Sommerzeit". Die Hälfte also, wenn alles so bleibt wie bisher. Also eigentlich null, weil ja alles schon seit Jahrzehnten so ist.


3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das Problem ist die einheitliche Zeitzone. MEZ wird verwendet von der Westküste Spaniens bis zur Ostgrenze Ungarns, d.h. über ca. 30 Längengrade. Nun müsste eine Zeitzone bei Stundensprüngen 15 Längengrade abdecken, d.h. das müssten eigentlich zwei Zonen werden ... und wie der Name schon sagt, wäre die Zonengrenze die perfekte Trennlinie.

Die Anmerkung hat gesagt…

>> wäre die Zonengrenze die perfekte Trennlinie

Im Grunde ja, aber praktischereweise lieber nicht, da es doof wäre, auf einem Flecken Usedoms eine fortgeschrittenere Zeit als im deutschen Teil zu haben.

Anonym hat gesagt…

Ich weiss gar nicht, wo das Problem ist?? Es war bei Einführung eine Pflicht von 10 Jahren vorgeschrieben und dann konnte jedes Land individuell entscheiden. Und genau das, wäre die sofortige Lösung. Jedes Land stimmt ab und entscheidet dann selbst, ohne diesen dämlichen Einheitsbrei und ständige EU Einmischung in allem und alles!