Donnerstag, 8. Mai 2025

Tag der Befreiung: Auf einmal Siegermacht

So ist es in Wirklichkeit gewesen.

Sozialismus und Motorrad / am besten fährt, wer beides hat!

Heiner Müller

Acht Jahrzehnte, null Toleranz. Deutschland wird den Russen vielleicht niemals verzeihen, dass sie das Deutsche Reich 1945 in den Staub geworfen haben. Zwar war zuletzt mehr und mehr davon die Rede, dass es sich wohl doch nicht um eine Niederlage gehandelt habe, sondern um eine Befreiung, wie der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker erstmals 40 Jahre nach dem Ende des Hitlerregimes nachdenklich eingeräumt hatte.  

Doch weitere 40 Jahre später ist die Befreiung eine fast ohne Befreier geworden: Im Bundestag, der nicht umhinkommt, das zwiespältige Ereignis zu würdigen, sind Vertreter der Nation, die die vielbeschworene Hauptlast der Niederwerfung des Nazi-Staates trug, diesmal ausdrücklich nicht erwünscht. Wie lange Amerikaner noch geduldet werden, hängt davon ab, wie schnell Donald Trump aus den Vereinigten Staaten ein Land macht, wie es Europäer heute schon sehen. 

Amerika ist auf Bewährung

Deutlich autokratischer als das kommunistische China. Bedrohlicher als die Hamas und der Iran. Gefährlicher als Mordkorea und für Deutschland deutlich kostspieliger als die Europäische Gemeinschaft. Die nun wirklich kein billiges Vergnügen ist. Zum Geburtstag des Weltkriegsendes gibt es kein Vergeben, kein Vergessen.

Bisher waren alle Versuche vergeblich gewesen, Deutschland als Siegermacht zu etablieren. Während es der Linkspartei gelang, die DDR-Version des "Internationalen Kindertages" zumindest in Thüringen zum Feiertag zu erklären, verhallen seit Jahren alle Forderungen der früheren SED, den in der DDR als "Tag der Befreiung" gefeierten 8. Mai arbeitsfrei zu stellen. Selbst eine offizielle Umbenennung glückte nicht. Auch 40. Jahre nach Richard von Weizsäckers mutigem Seitenwechsel hinüber zu den Siegern der Geschichte hält Deutschland am verschämten Namen "8. Mai" für Weizsäckers "Tag der Befreiung" fest.

Die Last der Geschichte

Die Last der ganzen deutschen Geschichte, sie lässt sich nicht abschütteln, indem sich die Verlierer stolz zu den Siegern stellen. Erst recht jetzt, wo die Erben der ruhmreichen Sowjetarmee nach aktueller Lesart selbst zu Putinfaschisten geworden sind, die fremde Länder erobern und Herren und Meister, von der Vielzahl seiner tödlichen Krankheiten wie von Zauberhand genesen, ein russisches Weltreich zurückerobern sollen. 

Von einer Umwidmung des Tages der Kapitulation der Wehrmacht in einen Tag der Befreiung oder, wie es die damalige Linken-Chefin Katja Kipping angesichts des menschenverachtenden Charakters der russischen Soldateska vor Jahren gefordert hatte, in einen "Tag der Gleichheit", ist denn auch nicht mehr die Rede. 

Stattdessen sind Bezeichnungen im Vorschlagregal, die die Namen von EU-Richtlinien erinnern. So könne der 8. Mai doch künftig als "Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus und der Beendigung des Zweiten Weltkriegs" gefeiert werden, er wäre dann für alle da. Oder wie wäre es mit einem 8. Mai als Gedenktag "für das Ende der Gewaltherrschaft der Nazis, aber auch für den demokratischen Aufbruch", wie ihn Hamburg ganz im Stil der letzten paar Gedenkfeiern an die Landung der alliierten Truppen in der Normandie: Wie in Weizsäckers fundamentaler Rede müsste die vormalige Sowjetunion allenfalls als Mitkriegstreiber  und Mitleidender an den Grauen des Krieges erwähnt werden.

Hitler wars

Ja, Richard von Weizsäcker hat es vorgemacht, 30 Jahre vor Putins Angriff auf die Ukraine schon. Nicht die Rote Armee war es, die Deutschland besiegte. Denn nach Weizsäckers Lesart hatte auch nicht Deutschland den Krieg begonnen, sondern allein "Hitler" (Weizsäcker. In dieser Logik war der 8. Mai  ein Tag der Befreiung ohne Befreier. Wörtlich ließ Richard von Weizsäcker damals wissen: "Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft", er war der Tag "an dem der Zweite Weltkrieg in Europa zu Ende ging".

Nichts wurde da beendet, von niemandem. Ein Tag kam, befreite Millionen und beendete das Schlachten. Selbst die DDR fand diese Lesart sympathisch: "Tag der Befreiung" klang deutlich sieghafter als "Tag der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht". Das alternativ gern genutzte  "Tag des Sieges über den Hitlerfaschismus" betonte noch etwas deutlicher Hitlers Alleinschuld am Desaster, konnte sich damit aber außerhalb kommunistischer Spaltergruppen nicht durchsetzen.

Befreier wider Willen


Der alle Jahre wieder vorgebrachte Vorschlag, den 8. Mai endlich so umzubenennen, dass Deutschland sich als eine der Siegermächte fühlen kann, öffnet der deutschen Geschichte eine neue Bedeutungsperspektive. Die Rolle der Sowjettruppen würde zum "Vogelschiss", beim Beitrag der westlichen Alliierten hingegen dürften sich die Deutschen endlich mitgemeint fühlen. 

Dass die Alliierten ausgezogen waren, Deutschland zu besiegen, und nicht, die Deutschen vom selbstgewählten Elend zu befreien, würde durch einen neuen Kampf- und Feiertag der Werktätigen zum 80. Jubiläum nicht nur die Stimmung aufhellen, sondern auch Gelegenheit bieten, wieder mit Paraden, Demonstrationen und Fackelzügen zu feiern.

Kernmacht des Westens

Endlich wäre auch die Diskussion vorüber, warum und wieso eine der Kernmächte des Westens, trotz wirtschaftlicher Schwäche und inneren Zweifeln an Werten wie Meinungsfreiheit und Westbindung moralisch weiterhin führend, noch immer nicht die Traute hat, den Jahrestag der Kapitulation seiner Heere so zu begehen, wie das Frankreich, Tschechien, die Slowakei und Berlin tun, letzteres aber nur ausnahmsweise zu runden Jubiläen.
 
Der 81. fällt dann wieder aus, kein ARD-Mehrteiler, keine Festwoche, nicht einmal mehr der "hohle Klang deutschen Gedenkens zum Kriegsende", den die "Welt" einst beklagte. Die Befreiten mögen nicht feiern, schon gar nicht Befreier, die im Lichte neuer Notwendigkeiten wieder zum Gegner geworden sind.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

FriedbörgMeuraVOMdeutschlandfonk kriegt sich ga nich meer wiedr ein.Stimmchen überschlägt sich ; der Sprecha spült den Massenmörder chursch.ill im Radio ab .Im Faawasser der Gutmenschsprecher die erhobenen Gedenkzeigefingerchen UND die WARNUNG vor dem noien Faschismus der ja wohl überaal aus den Ritzen quillt . schon der agent orange CEO ging mir 1985 auf den Sack - das verlogene brd Bürgertum , es kotzt mich nur noch an .

Anonym hat gesagt…

Und der Endsieg über die AfD steht kurz bevor. Was sind das für lupenreine Demokraten.

Anonym hat gesagt…

a propos AfD
habe die Kommentare dazu wenig beachtet
Um das zu bewerten reicht mir der Trash auf tagessschau.de

Was macht sie denn schlimmes, die AfD?
... Verstoß gegen das Menschenwürde-Prinzip.
Rechtsextremismusforscher Mathias Quent

Das hat der sich sich frisch aus dem Allerwertesten gezogen.

Anonym hat gesagt…

...der agent orange CEO ...
Richard von Drecksäcker, so heißt ihn Dikigoros.