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Kein Regen im Gewächshaus. Laura Sophie und die Trockengurke. |
Die Flüsse fallen trocken, die Wälder brennen, in den modernen Steingärten glücken die Kiesel. Ein ganz normaler Sommer in Deutschland, ein Sommer unter der selbstgemachten Klimaknute. Weil vor allem der Verkehrssektor und das Wohnen der Deutschen ihre Planvorgaben bei der CO2-Einsparung noch immer nicht einhalten, rächt sich Mutter Natur auf brutale Weise. Seit Monaten schon regnet es nicht mehr. Seit Tagen ist es viel zu heiß.
Kampf gegen Kälte
Die Folgen lassen sich in den ersten Medien besichtigen. Angler klagen über tote Fische, Gärtner über verdorrte Feldfrüchte. Bauern müssen zusätzliche Anstrengungen unternehmen, um aus viel Bürokratie wenig Einnahmen zu generieren. Nachdem es vor drei Wochen noch zu viel geregnet hat, ist jetzt alles zu trocken. Nach einem Frühjahr, das den Gasverbrauch der privaten Haushalte in die Höhe trieb, folgt ein Frühsommer, der den Discountern keine andere Wahl lässt, als eiskalt Klimaanlagen in die Auslage zu stellen.
Dramen spielen sich ab, nicht nur auf der Pride-Parade in Budapest, bei der 200.000 Menschen nicht nur dem ungarischen Diktator Viktor Orbán, sondern auch der Hitze trotzen mussten. Auch in Gelnhausen im Südosten von Hessen erlebten Bürgerinnen und Bürger im Strömungskanal eines Freibades sommertypische Szenen. "Bei den hohen Temperaturen liegen die Gemüter manchmal blank", verwies Ortsbürgermeister Christian Litzinger auf ein bekanntes Phänomen. Geschlechtertrennung ist nötig, neue Plakate gegen Vorfälle müssen geklebt werden.
Je heißer, desto Hetze
Je heißer, desto Hetze, je sonniger, desto mehr Gewalt. Der UN-Weltklimarat IPCC hatte bereits 2014 darauf hingewiesen, dass der Klimawandel eine Bedrohung für Frieden und Sicherheit darstellt, weil in vielen ohnehin nicht sonderlich friedlichen Ländern mit heißem Klima jedes zusätzliche Grad zu exponentiell mehr Gewalt führt.
Aber auch zu Ernteausfällen wie bei Laura Sophie. Das traurige Schicksal des Mädchens zwischen Gewächshaus und Gießverbot sorgt deutschlandweit für Aufsehen. In einem Gewächshaus war es der jungen Gärtnerin gelungen, Gurken zu ziehen. Die aber vertrocknen nun unter den Händen der 16-Jährigen. Nur das Unkraut zwischen den Fugen der Pflastersteine sind noch grün und saftig, der Rest der Plantage liegt knochentrocken brach.
Wenn Laura Sophie eine vertrocknete Gurke anklagend hochhält, sind sie direkt zu sehen, die "ersten Folgen des ausbleibenden Regens". Kein Tropfen erreicht den Acker im Gewächshaus, die "Familie fürchtet um die Ernte". Deutschland, eines der wenigen Länder weltweit, das sich zumindest theoretisch selbst mit Lebensmitteln versorgen könnte, droht durch die Dürre eine Hungerwelle. In den Niederlanden, Italien und Polen, traditionell die Staaten, die Deutschland mit Lebensmitteln versorgen, ist es ebenso oder noch heißer. Wasser fehlt auch in Spanien und der Türkei. Jeder Sonnenstrahl spitzt die Lage zu.
Wasserspeicher Gurke
Die Gurke, auch grüne oder Salatgurke genannt, gilt normalerweise als pfandfreie Einwegverpackung für Wasser. Jedes Exemplar besteht zu etwa 95 bis 97 Prozent aus Wasser, der Wasseranteil am Gesamtgewicht ist damit deutlich höher als der einer handelsüblichen Glasflasche. Das ist Segen, aber auch Fluch. Da der Großteil einer Gurke aus Wasser besteht, das als Träger von Vitamine der B-Gruppe, von Vitamin C, Vitamin K und Mineralstoffen wie Kalium und Eisen dient, hat die Gurke in Dürrezeiten kaum längerfristige Überlebenschancen.
Im Augenblick ist Deutschland doch noch eines ihrer Rückzugsgebiete. Die Kukumer aus der Familie der Gurkengewächse, zuletzt 2019 und 2020 vom Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt zum Gemüse des Jahres ernannt, wird durch die Indoordürre zur bedrohten Art und der kluge Schachzug der gestielten und borstig behaarten Pflanze, sie dem Menschen als Nahrung anzudienen und ihn im Gegenzug für die eigene Verbreitung weit über den ursprünglich in Indien liegenden natürlichen Lebensraum hinaus sorgen zu lassen, zeigt seine Tücke.
Auch um seine Gewächshäuser mit Folie zu bespannen und die außerhalb der Vegetationszeiten zu beheizen, befeuert der Mensch eine Klimaerhitzung weit über das Maß, das der Globus ertragen kann. Es fehlt in der Folge an Wasser. Und mit der Gurke stirbt ein Stück Nahrungsgrundlage der Welt.
4 Kommentare:
Das auf dem Bild ist eine vertrocknete Gurke? Genau so eine habe ich heute im Kaufmannsladen erstanden., um sie als Feuchtigkeitsspender in einem Salat zu verwursten.
Ebend.
Das habt ihr falsch verstanden. Laura ist die vertrocknete Gurke.
keine beleidigungen bitte
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