Sie ist eine der bekanntesten Erklärerinnen der Regierungspolitik und sie hat für ihre Bemühungen um die richtige Haltung der Deutschen bereits den angesehenen Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis bekommen. Wegen des Fachkräftemangels, der längst auch die ARD erreicht hat, moderiert Anja Reschke im Ersten gleich zwei Sendungen. "Reschke Fernsehen" im Original ohne Kopplung, ist lustig. "Panorama" dagegen galt bisher als eine seriöse Reportagesendung, der etwa Gerüchte über Silvesterübergriffe widerlegt und kritisch über die Mordfantasien der Corona-Leugner berichtet wurde.
Eine feste Bank
In welchem Kostüm auch immer, Anja Reschke war für die zivilgesellschaftliche Gesellschaft und unsere Demokratie, was Paulus seinem Jesus gewesen war. Eine feste Bank auf einem Felsen, auf dem sich Überzeugung bauen ließ. Auf Reschke war Verlass, sie ordnete ein, was Zweifel weckte, widerlegte, was nach Niedergang aussah, und für die Klimawende war sie eine der Gesundbeterinnnen, die ungeachtet kleinlicher finanzieller Erwägungen Einzelner als Anklägerin und Richterin auftrat, wenn Schwurbler, Fossilfans und CO2-Leugner anfingen, von Kostenproblemen, Denkmalschutz und den angeblich so hohen Strompreisen zu schwafeln.
Reschke ordnete das verlässlich ein. Die Strompreise sind gerade mal die fünfthöchsten der Welt, das ist keinesfalls ein Rekord. Deutschlands Wirtschaft ist nicht krank, es gibt durchaus Branchen, die kräftig wachsen. Sie formulierte stellvertretend für Millionen Menschen im Land große Sorgen um die Zukunft der illegalen Migration: "Warum dürfen "Legale" nicht kommen?".
Lügenpresse trifft Pegida
Ein ganz großer Aufschlag gelang im Kampf gegen die Pegida-Bewegung: Für den Enthüllungsbericht "Kontaktversuch: Lügenpresse trifft Pegida" interviewte ein "Panorama"-Reporter einen RTL-Reporter, der sich als Kämpfer gegen die Islamisierung des Abendlandes ausgab. Das Richtige wartet nicht auf die Wahrheit, es will einfach gesendet werden. Das Notwendige ist nicht immer schön, aber es ist unumgänglich, es auszusprechen.
Wer heute Journalist sein will, muss sich als Propagandist und Lehrer der Massen verstehen. Man habe nicht die Aufgabe, den Menschen von dem zu berichten, was sie wissen wollen, hat der journalistische Jungstar Tilo Jung den Kern des Glaubens dieser neuen Generation an Erziehern für Erwachsene offengelegt. Die Aufgabe bestehe vielmehr darin, ihnen das zu präsentieren, was sie wissen sollen.
Verrat an unserer Demokratie
Das waren Standbeine von Reschkes "Panorama"-Sendungen - eingedenkt eines alten Satzes des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl, der einem Mitarbeiter der Redaktion auf die Frage nach einem Interview beschied: "Verschwinde, Sie haben doch mit Journalismus nix zu tun."
Ein Vorurteil, das sich seit mehr als einem Vierteljahrhundert hartnäckig hält. Anja Reschke und ihre Redaktion stehen in der permanenten gesellschaftlichen Krise, deren Ursachen wechseln, deren Auswirkungen aber immer wieder auf eine Spaltung zwischen Sendenden und Empfängern hinausläuft, aufrecht und klar auf der Seite des politischen Apparates. Reschke prangert Wutbürger an, nicht aber Amtsträger. Sie weist auf Haltungsschäden in der Bevölkerung hin, die zu falschen Wahlergebnissen führen. Nicht aber auf falsche Wahlprogramme.
Bruch mit allen Traditionen
So war es immer und so, das zumindest glaubten viele Fans der Sendung, würde es immer bleiben. Bis Anja Reschke jetzt das Unerhörte tat und den Bruch mit allen verdienstvollen Traditionen ihrer Sendung vor laufender Kamera vollzog. Statt über eine von Deutschland verratene Liebe in Afghanistan zu berichten, über eine längst fällig Anklage gegen die flüchtlingsfeindliche griechische Küstenwacht oder die "Macht der Chemielobby", die in Deutschland gerade alle Lichter löscht, verlegte sich die angesehene Moderatorin darauf, eine Frontalattacke gegen die Wärmepumpe zu fahren.
Unter dem Titel "Vermieter kassieren ab" wurde der feuchte Traum aller Feinde der Wärmewende wahr. Denn statt sich auf die positiven Aspekte der Entscheidung des zweitgrößten deutschen Wohnungskonzern LEG zu konzentrieren, entsprechend der politischen Vorgaben aus Brüssel und Berlin in den kommenden Jahren alle unternehmenseigenen Mietwohnungen mit elektrisch betriebenen Luft-Luft-Wärmepumpen zu beheizen, beschwor ausgerechnet "Panorama" die große Schreckensvision herauf, die die Gegner der deutschen Klimaziele schon gegen Robert Habeck, Patrick Graichen und ihr Heizungsgesetz ins Gefecht geführt hatten.
Geschwubel und Angstmache
Doppelt so teuer werde es für alle, wenn erst Gasetagenheizungen und Nachtspeicheröfen ersetzt wären. Die ersten betroffenen LEG-Mieter berichteten erschreckendes - 2.400 Euro Heizkosten im Jahr statt 1.200, die Hälfte davon allein als Grundgebühr, zu zahlen Monat für Monat für das Vorhandensein der Wärmepumpe.
Die "Panorama"-Macher um Reschke verstehen ihr Geschäft. Sie verwandelten den Einzelfall einer Kostenexplosion, die bisher nur einige hundert Mieter trifft, von denen sich viele eine solidarische Klimaheizung sicher durchaus leisten können, im Handumdrehen in eine Gefahr für Millionen. "Mehr als vier Millionen Wohnungen in Deutschland harren der Umrüstung, weg von den Kohlendioxid emittierenden Gasetagenheizungen", heißt es da warnend.
Die Botschaft ist klar: Ökologisch sauber heizen, an trüben Tagen zwar mit Strom aus dem Braunkohlekraftwerk, aber immerhin schon mit kräftigem CO2-Aufschlag, ist eine finanzielle Bedrohung. Die Mitwirkung und Mithilfe an der großen Transformation wird als Anschlag auf Arme, Alte und sozial Schwache dargestellt. Die LEG zwinge ihren Mietern die Wärmepumpen einfach auf, heißt es. Und sie lege die Kosten für das zukunftsweisende Heizen dann auch noch auf die um, die bisher von der Nutzung klimaschädliche Fossilheizungen profitiert hatten.
Aufruf zum Widerstand
Anja Reschke zieht alle Register. Ein Mieterschützer wird gezeigt, der zum Widerstand aufruft. Ratlose Seniorenpaare dürfen ihre Verzweiflung über die neuerdings so hohen Kosten in die Kamera aufsagen. Und der Chef der LEG, ein Vorstandvorsitzender, der sich auf die Fahne geschrieben hat, sein Unternehmen möglichst schnell klimaneutral aufzustellen, wird als vor der Wahrheit flüchtender Firmenboss bloßgestellt.
Der Schaden, den diese Art der Berichterstattung für das ohnehin angeschlagene Image der Wärmepumpe bedeutet, ist gar nicht abzusehen. Seit sich Rechte, Rechtsextremisten, CSU, die Konservativen in der Union, Sahra Wagenknechts BSW, die Liberalen und die sächsische Dorfbevölkerung deutschlandweit vereint haben, um mit Halbwahrheiten und Horrorkostenrechnungen gegen Klimawende, kommunale Wärmeplanung und Transformation mobil zu machen, ist den berühmten Diesel-Dieters kein solcher Erfolg mehr gelungen.
Ausgerechnet eine progressive Fernsehsendung spielt nun auch noch gezielt denen in die Hände, denen das alles ohnehin zu schnell geht, denen es zu teuer ist, die immer behaupten, das rechne sich nie. Nach den enttäuschenden Versuchen etwa der Grünen-Spitze, die Erfolge der Habeck-Ära auszuradieren, und der SPD, sich von ihrem Friedenskanzler Olaf Scholz zu distanzieren, zeigt sich ein akuter aktueller Trend: Reihenweise kippen die Festungen des Fortschritts. Und es wird Bedauern geäußert: "Wir haben zu spät bemerkt, dass sich der Wind dreht". Anja Reschke will sich das wohl nicht auch eines Tages eingestehen müssen.
3 Kommentare:
Bis zur WendehalsReschke ist es noch ein langer Weg. Bei Poschardt und Reichelt ist es schon gelungen.
Das deute ich doch bloß so, dass der Bund seine unerschöpflichen Schatzkammern öffnen soll um das mit vielen, vielen Euros und einem Band kreativer Verordnungen zu lösen.
so wird es sein
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