Montag, 25. August 2025

Falsche Propheten: Der Enkeltrick

Meinungsmacher, Kamala Harris, Robert Habeck, Willkommenskultur, Expertenwirtschaft, falsche Propheten, Talkshowgäste
Die Macht der Meinungsmacher zeigte sich vor einem Jahr sehr deutlich: Zumindest in Deutschland gelang es ihnen, die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris nicht nur zu einer Hoffnung für die ganze Welt zu erklären, sondern ihr auch ernsthafte Chancen auf den Wahlsieg anzudichten.
 
Sie haben Kamala Harris als Hoffnungsträgerin verkauft, Robert Habeck als besten Bündniskanzler angepriesen wie zuvor schon den traurigen Martin Schulz als Retter Europas und den langweiligen Olaf Scholz als Garant der Renten. Ihre Welt ist die der Fantasie, und sie teilen ihre Visionen mit allen. Annalena Baerbock, was für eine eloquente, belesene Frau. Joe Biden, welch sportlicher Senior mit der Beredtheit eines Philosophen. Schon den greisenhaft dahinwankenden Jean-Claude Juncker verstanden sie mit Hilfe von Auslassungen und grundlosem Lob zu einem Ritter von europäischer Gestalt zu erklären, der den Kontinent mit Mut und Tapferkeit gegen seine mächtigen Feinde schützte.  
 

Stroh zu Gold 

 
Sie können Stroh zu Gold spinnen und aus einer schrumpfenden Wirtschaft eine "lahmende" machen. Sie unterscheiden zwischen Wetter und Klima, je nachdem, was das Thermometer sagt. Kalt ist heiß und wer gerade so über die Runden kommt, der ist natürlich reich. Ihren unwiderlegbaren Lehren zufolge fehlen sogenannte "bezahlbare" Wohnungen nicht, weil es nach dem Zuzug von Millionen auf einmal recht viele Mieter gibt, sondern weil böse Wohnungsgesellschaften sich geweigert haben, neue Wohnungen zu bauen. 
 
Mit derselben Logik hatten sie einst erklärt, dass die vielen Millionen neuen Fachkräfte nicht nur nichts kosten, sondern bald für alle sorgen werden. Kommt es nicht so, erinnert sich niemand mehr daran – oder zumindest erinnert niemand sie daran. Die Wahrheit ist im Fluss, die Vorhersagen sind fluide. Die Haltungsökonomie hat Handreichungen zur Erklärung der "uns umgebenden Wirklichkeit" (Robert Habeck) verfasst, nach denen der Standpunkt alles und das Blickfeld nichts ist. 
 
Der Irrtum gehört zum Grundanliegen einer Expertenwirtschaft, die in den zurückliegenden Jahren wie nie zuvor entwissenschaftlich wurde. Jede Mai Thi Nguyen, Alena Buyx und jeder Karl-Rudolf Korte bringt seine Projektionen mit. Immer wieder ist alles falsch, was Elmar Theveßen, Lamya Kaddor oder Matthias Quent verbreiten. 
 

Experten ohne Scham 

 
Doch das ist egal, auf einer Ebene, die ohnehin keine Scham kennt. Eine ganze Armee von Wichtigtuern und Kanonenschwätzern hat sich der demokratischen Gesellschaft erfolgreich als Prophet angedient, ohne auch nur einen Hauch von Ahnung von dem mitzubringen, worüber sie unermüdlich reden. Greta Thunberg, Luisa Neubauer, Tilo Jung, die gesamte unüberschaubare Wissenschaftlerarmada um Fratzscher, Höfgen und Lauterbach, die schreibende Zunft mit Behauptern und Versicherern wie Decker, Schieritz, Jung und Hayali – ihre größte Fähigkeit ist es, sich niemals zu schämen, für gar nichts.
 
Sie könnten heute vor Millionen stehen und verkünden, dass der Himmel morgen grün wird, weil dies oder jenes. Und würde er natürlich nicht grün, wären sie nicht verlegen, ihn für übermorgen als gelb anzukündigen. Was sie treibt, ist ausschließlich Eigennutz, der sich monetär messen lässt und davon abhängt, wie gut der eigene Name in Kreisen eingeführt ist, in denen es von ähnlich Talentierten wimmelt. 
 

Gefragte Besserwisser 

 
Talkshows gibt es einige wenige, Talkshowgäste werden viele benötigt, obwohl Karl Lauterbach jahrelang sehr erfolgreich versucht hat, sie alle zu ersetzen. Der Bedarf an reichweitenstarken Besserwissern und Bedenkenträgern ist nie zu decken. Der Bauch, der die 
endlose Parade der Geschwätzigen verdaut, wird gefüttert und dabei doch immer nur hungriger auf platte Parolen, die den Menschen ersparen, ihren eigenen Verstand zu benutzen. 
 
Die Erfolge dieser unendlichen Kur unter der Leitung von Gesellschaftsdoktoren, die immer genau wissen, wo die Säge klemmt, wie der Kapitalismus als solcher Schuld ist und was "wir" mit "unserer Demokratie" dagegen zu tun haben, sind beeindruckend. Allein in den zurückliegenden zehn Jahren sind ihnen eine ganze Reihe von Kunststücken gelungen, die unvorbereitet hinzukommende Beobachter kaum für möglich halten würden. 
 

Ein Lob der "Willkommenskultur" 

 
Denen, die dabeigewesen sind, ist die "Willkommenskultur" noch gut in Erinnerung, die medial entstand, als die traurige Tatsache, dass Menschen vor Kriegen in ein weit entferntes Land flohen, zum Gottesbeweis dafür erklärt wurde, dass sich das Versäumnis, selbst für Nachwuchs gesorgt zu haben, nicht rächen würde. 
 
Kurze Zeit später schon begann die Großzügigkeit sich auszuzahlen: Täglich fanden die Neuankömmlinge Brieftaschen mit Tausenden und Abertausenden Euro, verloren von armen  alteingesessenen Rentnerlein. Alle waren sie froh, dass Deutschlands Grenzen zu lang sind, um geschützt zu werden. Deutschland war damals auch zu klein, um eine funktionstüchtige Armee zu unterhalten. Und zu reich, um über ein paar Billionen zu ächzen, die der Klimaschutz noch obendrauf kosten würde. 
 

Entweder teuer oder noch teurer 

 
Für jeden Quatsch, der aus irgendeinem gelangweilten Forschungsinstitut quoll, fand sich jemand, der streng wissenschaftlich befinden konnte, dass es gar nicht anders geht. Ja, die Transformation der Wirtschaft und der Gesellschaft, sie wird teuer. Ja, vielleicht so teuer, dass am Ende nichts weiter übrig bliebt als eine transformierte Gesellschaft ohne jeden Cent. Aber andersherum werde es noch viel kostspieliger! Das war alles genau ausgerechnet, Euro für Euro bis ins nächste Jahrhundert. Nur wie es im nächsten Quartal werden würde, das stand nie so ganz fest. Da war die Wirtschaft kaum vorhersehbarer als das Wetter.
 
Die Simulation des gesellschaftlichen Gespräches folgte der Dramaturgie, die der Produzent Friedrich Küppersbusch vor Jahrzehnten für Talkshows empfohlen hat. Er empfahl die Inszenierung jeder Debatte als Kasperletheater: "Hänsel" vertrete Volkspartei eins, "Gretel" Volkspartei zwei, als Schutzmann tritt die Moderatorin auf, dazu gibt es die weise Großmutter, die auch ein Mann sein kann,  das böse Krokodil, das alles anders sieht, und den Zauberer, der den Laborkittel eines Experten für irgendetwas trägt und Messgeräte in der Tasche. Sein Ruf, man höre doch besser auf die Wissenschaft, war am erfolgreichsten, als ein Heer aus Kindern, zumeist Mädchen, ihn wie einen Kanon sang. 
 

Volksnah und belehrungsbegierig 

 
Die Jeanne-d'-Arc-artige Unbefangenheit, mit der die Aktivistinnen ohne jede höhere Bildung auftraten, betörte die Deutschen am meisten, doch sie blieb auch auf die Mächtigen der Welt nicht ohne Wirkung. Um zu zeigen, wie volksnah und belehrungsbegierig sie sind, ließen sich Päpste und Präsidenten, Kanzlerinnen und Kommissionschefs mit den Generalinnen der Kinderarmee fotografieren. Aus der deutschen Neigung zur Expertokratie wurde die Liebe zur Aktivistokratie: Wer behauptete, er wisse, was "wir" tun müssen, wusste es nach Überzeugung "unserer Demokratie" tatsächlich, sobald er es fünfmal in ein Mikrofon gesprochen hatte. Selbst Rainer Blödsinn hätte einer von ihnen heißen können. Der Sache hätte es kaum geschadet. 
 
Ansichten ohne die richtige Überzeugung waren bösartige Querdenkerei. Fakten, die nicht zu erwünschten Ergebnissen führten, sollten nur verunsichern und spalten. Mit der Pandemie begann eine strenge Unterscheidung von Meinungsäußerungen nach Nützlichkeit für die Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung durch Maßnahmen, die die Regierung verhängen musste. Einsicht in die Notwendigkeit der Pausierung von Grundrechten war erste Bürgerpflicht. Erste Aufgabe der Klasse der Expertokraten und Aktivistendarsteller wurde es, die nützliche Wahrheit auszusprechen und alles andere als schädliches Gewaber von mutmaßlich nicht unzulässigen, aber schädlichen Meinungen abzutun.
 

An der unsichtbaren Meinungsfront 

 
Dienst an dieser unsichtbaren Meinungsfront tun Frauen und Männer als vielen Gewerken. Sie sind Politiker und Wissenschaftler, Menschen mit Professur und Menschen ohne Bildungsabschluss, sie bewegen sich souverän vor der Kamera und beantworten selbst Fragen, die sie nicht verstanden haben. Sie wissen nicht, was sie sagen, können es aber eloquent ausdrücken. Ihnen schlägt kein Gewissen, wenn sie wieder einmal falsch gelegen haben. Sie schwimmen frei im Pool der Beliebigkeit, den niemand nass verlässt.  
 
Begossene Pudel sind die, die dem glauben, was hier verkündet wird. Die Macht dieser Meinungsmacher zeigte sich vor einem Jahr sehr einprägsam: Zumindest in Deutschland gelang es ihnen, die mit Hilfe eines bis heute nicht endgültig aufgeklärten Taschenspielertricks kurzfristig anstelle des nominierten Joe Biden ins Rennen geschickte demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris nicht nur zu einer Hoffnung für die ganze Welt zu erklären. Sondern ihr auch so ernsthafte Chancen auf den Wahlsieg anzudichten, dass die Deutschen, wären sie wahlberechtigt gewesen wären, zu 80 Prozent für die Frau votiert hätten, von der selbst die eifrigsten Experten weniger wussten als sie voller Lob verkündeten.
 

Die falschen Propheten 

 
Sie sind die, vor denen Eltern hätten warnen sollen, schon als es sie noch nicht gab. Sie arbeiten mit dem Enkeltrick, vor dem die Polizei immer wieder warnt: Diese Leute tun so, als ob sie mit ihren Opfern gut bekannt seien. Und sobald die nicht aufpassen, nehmen sie, was ihnen an Vernunft geblieben ist. Höfgen, Thunberg, Schraven, Laschyk, Lang und Jung, ihr Name ist Legion und ihre Eigenschaften sind bekannt - sie sind die ewig falschen Propheten, die das Land von hinten lenken und leiten, ohne irgendjemandem Rechenschaft schuldig zu sein.
 
Keiner hat sie berufen, oft hat sie auch niemand gewählt. Sie sind Bestandteil einer selbsternannten "politischen Klasse", deren Charakter rein informell ist. In ist, wer drin ist, das Sagen hat, wer mitredet und sei das Ausmaß an Unsinn in seinen Thesen auch noch so groß. Weil diese Macht nicht förmlich verliehen wird, kann sie auch nicht entzogen werden, nicht durch Wahlen, nicht durch andere Voten. das einzige Mittel gegen die falschen Propheten ist das, das auch gegen den Enkeltrick der Eingehungsbetrüger empfohlen wird: Einfach nicht zuhören. Einfach auflegen.


2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Da werden Stöcker und Kemfert aber fluchen, dass sie hier nicht erwähnt worden sind. Die müssen jetzt die Lautstärke und Schlagzahl hochfahren.

Anonym hat gesagt…

Und was ist mit dem einzigen Volkswirtschaftler mit eigenem Verb?