Sonntag, 14. Dezember 2008

Kaninchen für den Konsum

Nichts Neues unter der Sonne. Trotz allem Gezeter über Gier und korrupte Manager, das kranke System und das Versagen der Politik funktioniert auch der Kapitalismus letztendlich nur so, wie schon die Marktwirtschaft in der sozialistischen DDR funktionierte. Geld geht dorthin, wo es nach Geld riecht, und es ist im völlig egal, ob die Rendite aus Ökobrot oder Solarpanelen kommt, Hauptsache, sie ist bei absehbarem Risiko möglichst viel höher als die sichere Verzinsung von Staatsbonds.

Großvater kannte nicht Solar, auch wenn er sich einen sonnenheizten Wasserspeicher für seine Sommerdusche in den Garten gebaut hatte. Er brachte neben Eiern, die die eigenen Hühner legten, auch Kaninchen in den Konsum nebenan. Da gab es dann 50 Mark oder so für das tote Tier. Am nächsten Tag hing das dann am Fleischstand zum Verkauf, für 20 Mark, weil die in ihr Volk verliebte DDR-Führung fand, hohe Fleischpreise seien dem Sozialismus auf deutschem Boden nicht angemessen. Großvater kaufte das Karnickel und brachte es anschließend in den Konsum im Nachbarort. Das gab wieder 50 Mark.

So kam es, dass der Sozialismus in den Farben der DDR immer weiter aufblühte. Am Ende hatte die DDR sieben oder acht Kaninchen erfunden, wo nur eines war. Alle standen zur Versorgung der Bevölkerung zur Verfügung und trafen auch immer gleich auf rege Nachfrage. Großvaters. Der hatte nach einer Runde durch die Kaninchenan- und Verkaufsstellen nicht nur die DDR gestärkt. Sondern auch 200 oder 300 Mark verdient.

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