Dienstag, 4. Januar 2011

Innovative Geschäftsideen: Schottereis gegen Straßenschäden

Als beutele die Finanzkrise die ohnehin geschwächten deutschen Kommunen nicht schon genug, kommen nach dem frühen Frost nun auch die ersten großflächigen Straßenschäden (Foto oben) zum Vorschein. Insbesondere auf bereits vorgeschädigten Straßenabschnitten rechne man mit erheblichen Frostschäden, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Bis zum Frühjahr drohten Milliardenschäden, weil der Frost nach jeder Tauphase erneut zuschlägt. "Wasser, das in die aufgetauten oberen Asphaltschichten gesickert ist", erklärt Ronny Föhrling, "dehnt sich in der nächsten Frostperiode im Vereisungsprozess wieder aus und zerstört weitere Teile der unteren Infrastruktur."

Föhrling, ein smarter Mittzwanziger, der ursprünglich aus Markwerben stammt, weiß genau, wovon er spricht. Mit seiner jungen Firma CrushEyes (CE) vertreibt der gelernte Prozesschemiker in diesem Winter erstmals ein wahres Wundermittel gegen den Kaltfraß: Nach einem noch aus DDR-Zeiten stammenden Patent stellt CE sogenanntes Schottereis her. Dabei handele es sich um ein kristallines Klebegranutalt für Unternull-Temperaturen, beschreibt Föhrling in einfachen Worten, was im Herstellungsprozess so schwer zu machen ist: Wasser wird bei gedämpften Temperaturen nahe dem Nullpunkt mit Schotter versetzt und während des Schwebevorgangs der einzelnen Kantteilchen schockgefrostet. "Wir erhalten so eine Art nicht-glattes Eis", erläutert Ronny Föhrling, dessen Vater Horst einst im VEB Kombinat Chemische Werke Buna zu einem Neuerkollektiv gehörte. Das war seinerzeit von allerhöchster Stelle beauftragt worden, neue, sparsame Materialien zu entwickeln, die es der DDR gestatten sollten, die in jedem Jahr neu auftretenden grassierenden Winterschäden an den republikweiten Fahrbahnen einzudämmen.

Das Problem der Problemlösung liegt vor allem darin, dass Schlaglöcher bislang nicht einmal kurzfristig geflickt werden können, um Autofahrer nicht zu gefährden. Die durch den ständigen Klimawandel mit seinem ungewöhnlichen Wechsel zwischen warmen und kalten Temperaturen zunehmenden Wetterunbilden bis hin zu Erdbeben lassen größere Sperrungen nicht zu. Reparaturmaterialien werden zudem stets sofort vom Frost angegriffen.

CE glaubt nun, ein Rezept gefunden zu haben, das es Kommunen erlaubt, Schäden zumindest für die Dauer der kalten Jahreszeit zu beheben und den Verkehrsfluß wiederherzustellen. Mit dem Schottereis aus seinem Haus, das schon Ende der 80er Jahre eine Goldmedaille bei der Messe der Meister von Morgen erhalten habe, könne beinahe jedes Schlagloch innerhalb weniger Minuten bündig geschlossen werden, versichert Föhrling. Zudem stelle die Ausbesserungsmasse auf Wasserbasis durch die eingearbeiteten Schotterbröckchen die Reibungskommunikation zwischen Reifen und Straßenbelag in einem Maße wieder her, dass selbst langjährige ADAC-Mitglieder keinen Unterschied zum Fahren auf normalem Geläuf bemerkten.

Dazu könne die von den spezialisierten Außendienstmonteuren auch "crushed ice" genannte Spachtelmasse jedoch nicht flüssig eingetragen werden, wie von den Erfindern ursprünglich geplant, da die für den Abrieb zuständigen Schotterstücke dann, das haben langjährige Testreihen bewiesen, automatisch nach unten sänken. Stattdessen, erklärt Föhrling, würden vorgekühlte Kompaktblöcke verbaut: Über Laserabtastung erstelle ein handelsüblicher Computer einen virtuellen Formschnitt des zu verfüllenden Schlaglochs, über grüne Schnittlaser werde dann ein Block Schottereis punktgenau und passfest zugeschnitten. Der Rest ist Routine: Eine im firmeninternen Gebrauch auch "Kukident" genannte Haftschicht aus keimfreiem Nutzwasser wird über Hochdruckdüsen mikrometerfein in die aufzufüllende Bruchstelle gesprüht, Sekunden später schwebt der exakt angepasst Block Schottereis wie von Zauberhand hinterher und nur Augenblicke danach hat der herrschende Naturfrost die steinharte Ausgleichsmasse über die Haftschicht fest mit dem Mutterboden verklebt. In der Regel, beruft sich Ronny Föhrling auf Erfahrungswerte aus Probereparaturen noch in der DDR und später auch auf Grönland, in Ulan Bator und auf den Aleuten, halte eine Füllung bis weit ins Frühjahr hinein. Vorteile, die mittlerweile weltweit Kunden überzeugen: Inzwischen, sagt der Jungunternehmer stolz, hätten sich auch schon Interessenten aus Kanada, der früheren japanischen Olympia-Stadt Sapporo und aus Wiesbaden gemeldet.

Mehr heiße Gründer-Stories von jungen Deutschen, die es geschafft haben, in der großen PPQ-Serie "Geschäftsideen, die wir auch gern gehabt hätten":

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3 Kommentare:

Eisenschwein hat gesagt…

Man könnte meinen, du seiest dabei gewesen :-)

Tuttinho Bull hat gesagt…

Was unserem MMM-gestählten Innovations-Mittzwanziger(!!) noch fehlt, ist ein durchschlagender Marketingcoup. Er könnte doch bspw. den dröge vor sich hin blubbernden Aleutenvulkan Mount Cleveland mit einem passgenauen Stück seines mit Kukidentpaste überzogen, schockgefrosteten Billigkonglomerats zustöpseln.

Das hält dann zwar nicht bis zum Frühling, macht aber Eindruck.

ppq hat gesagt…

soweit ich gehört habe, sind ide wohl in verhandlungen mit red bull. soll ein großer deal werden