Donnerstag, 15. Dezember 2011

Das Projekt Sparta: Seit fünf Uhr wird zurückgerettet

Nie, niemals so enden wie Bundespräsident Christian Wulff, der erste Mann der Republik, der im mittleren Lebensalter und nach vielen Jahren im aufopfernden Dienst der Demokratie gezwungen war, die Frau eines ehemaligen Schrotthändlers um einen Kredit zu bitten, damit er sich und seiner jungen Familie ein Dach über dem Kopf bieten konnte. Armut verhindern aber heißt in diesen üblen Zeiten vor allem mutig investieren, Chancen nutzen, unabhängig werden. Statt wie andere von Zukunftssorgen geplagte Mitbürger kleingeistig Bohnen, Fleischkonserven und Fertigtorten einzulagern, hat sich die Redaktion deshalb zu einem Schuldenschnitt entschlossen: Aus Verantwortung dem Land, dem Kontinent und seinen Menschen gegenüber entstand das „Projekt Sparta“ – eine private Rettungsmission mündiger Bürger für Athen und die redaktionelle Altersvorsorge.

Es geht um alles, vor allem aber geht es um ein Wertpapier mit der Kennnummer A0T6US (Grafik). Dabei handelt es sich um einen sogenannten Bond, ausgegeben von der griechischen Regierung am 17. Februar 2009 mit dem Versprechen, jedem, der ein Papier im Wert von 100 Euro kauft, bis 2012 jedes Jahr im März 4,30 Euro Zinsen zu überweisen.

Ja, es gab Zeiten, die sind noch gar nicht lange her, da fielen Menschen mit guter Erziehung auf solche Versprechen herein. Und nicht einmal umsonst! Seine Zinsen hat Griechenland dank großzügiger Überweisungen unter anderem aus Deutschland noch immer bezahlt. Nur ist das Papier A0T6US (aktueller Kurs)trotzdem nicht mehr knapp 100 Euro wert wie noch letztes Jahr um diese Zeit. Sondern nur noch 45. Das ist vergleichsweise viel, denn die Nummer A1AVSQ, die erst 2017 fällig wird, bringt ihren Besitzern beim Verkauf derzeit gerademal 24 Euro.

Aber das soll uns nicht hindern. Wir vertrauen auf Europa, auf Angela Merkel, Nicolas Sarkozy und den griechischen Premier, wie auch immer er nächstes Jahr heißen mag. Und wir vertrauen auf den Schuldenschnitt von 50 Prozent, der bei A0T6US noch satte fünf Euro plus Zinsen Platz nach oben lässt. Wir reden nicht drumherum wie Oskar Lafontaine. Wir investieren in Europa Zukunft. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

Da es um die Kapitalausstattung des jungen PPQ-Hegdefonds recht schlecht bestellt ist und naturgemäß nur große Summen große Gewinne versprechen, führt der erste Weg der Fonds-Gründer zur örtlichen Sparkasse, die uns von Oskar Lafontaine als Partner empfohlen wurde. Hier, hinter einer angemessen kleinen Glasfassade, haben wir einen Termin in der Kreditvergabebabteilung. Das Projekt Sparta ist auf mehreren übersichtlichen Overhead-Folien dargestellt, die in einer exklusiven Schweinsledermappe stecken. Die Unterlagen sind das Werk von Profis, inklusive Renditeerwartungen, Einkommensnachweis und Grafik der zur Verfügung stehenden Sicherheiten.


500.000 Euro hätten wir gern, das haben wir den Mitarbeiter unserer künftigen Partnerbank am Telefon schon angedeutet. Der Empfang ist entsprechend: Kein roter Teppich, keine Snacks, kein Wasser, kein Wein. Wir spüren es sofort: Hier zu überzeugen, wird leicht, denn eine halbe Million ist selbst für eine kleine Sparkasse kein Geld.

Der Kreditberater mag auch nicht lange um den heißen Brei reden, denn er hat noch richtig zu arbeiten. Eine halbe Million also. Nein, nicht für einen Immobilienkauf. Laufzeit drei Monate? Der Mann staunt. Aber nicht lange: Schnell entblättert sich vor seinen Augen die ganze Überzeugungskraft des Projekts Sparta. Ja, mit dem Kredit von der Sparkasse wollen wir umgehend zehntausend Stück der Euro-Anleihe A0T6US kaufen. Das wird uns etwa 450.000 Euro kosten, aber bei ganz normalem weiterem Verlauf des "Endspiels um den Euro" (dpa u.a.) in drei Monaten einen Gewinn von rund 75.000 Euro einbringen. Für einen Bundespräsidenten eine Stange Geld. Für uns aber soll es nur der Einstieg in ganz große Hilfsmaßnahmen für den geplagten Kontinent sein, versichern wir.

Gesetzt den Fall, Griechenland geht nicht pleite, sagt der Sparkassenmann. Gesetzt den Fall, ja. Aber warum sollte Griechenland pleite gehen? Ganz Europa haftet doch inzwischen für Athen. Gerade erst haben Angela Merkel und Nicolas Sarkozy die Union wieder ganz überzeugend gerettet. Da brennt nichts mehr an, da kommt höchstens noch was drauf, stellen wir unsere weitere Absichten vor. Natürlich werden wir im März nach Fälligkeit der Euro-Anleihe A0T6US die dann schuldigen 7.500 Euro Zinsen sofort an die Sparkasse zurückzahlen. Und mit unserem Leihgeld plus 75.000 Euro Gewinn aggressiv in das Papier A0T6US mit Laufzeit bis 2017 switchen. Hier wartet eine Kursverdopplung innerhalb des nächsten Jahres, die uns in die Lage versetzen würde, die Sparkasse komplett auszuzahlen und künftig ausschließlich mit unseren angehäuften Gewinnen mitzuhelfen, Europa noch zukunftssicherer zu machen.

Das überzeugt. Was wir als Sicherheiten zu bieten hätten, möchte der erfahrene Kreditberater wissen. Nun, das ist ja wohl klar: Erstklassige Papiere, wie sie auch die Europäische Zentralbank schon als Pfand für die Ausgabe mehrerer Milliarden Euro akzeptiert hat. Der Mann von der Sparkasse lächelt. Er schaut auf unsere Kommunionsanzüge, die ungeputzten Schuhe. Er scheint gespannt auf das, was da nun kommen wird.

Die Überraschung ist uns gelungen. Vorerst, das geht aus den Overhead-Folien auch klar hervor, stehen wir mit unserem Ersparten für die Zinszahlung gerade. Die Kreditsumme selbst aber wird direkt investiert – und die 10.000 griechischen Wertpapiere mit der Kenn-Nummer A0T6US dienen dann im Gegenzug zur Kreditauszahlung sofort als Sicherheit dafür, dass die Sparkasse ihr Geld auch wiedersieht! Besser geht es nicht! "Ungeachtet ihres externen Ratings", urteilen die Experten der Europäischen Zentralbank dazu, "stellen griechische Papiere weiterhin notenbankfähige Sicherheiten dar".

Jetzt ist der Mann auf der anderen Seite des Tisches verblüfft. Die schlichte Eleganz des in langen Nächten ohne Schlaf ausgeklügelten Projektes Sparta hat ihm allem Anschein nach die Sprache verschlagen. Er stottert. Er verstummt. Er tippt auf seinem Taschenrechner. Er spricht davon, mit Vorgesetzten Rücksprache halten zu müssen. Er fragt zu unserer Verwunderung nicht, ob das Konzept auch mit einer Million oder deren drei oder auch mit 30 umsetzbar wäre.

Die große Euro-Lösung: Kauft doch Kreta
Im Herzen der Krise: So gehts

Danke der Nachfrage und ja, über den Trade wird im März hier Rechenschaft abgelegt! Mit Freibier und Ouzo für alle, die dabei waren.

5 Kommentare:

Volker hat gesagt…

Hättste nur gekauft.
Innerhalb eines Tage +3,5%. Rechne mal aus, was Du in einem Monat damit verdienen könntest.

ppq hat gesagt…

wir haben uns, wie oben beschrieben, vollgesogen damit

suedwestfunk hat gesagt…

Liest sich irre, aber so ist alles.

suedwestfunk hat gesagt…

Liest sich irre, aber so ist alles.

Anonym hat gesagt…

Wie originell!
Ich habe schon lange nicht mehr so gelacht!