Freitag, 16. Dezember 2011

Wulff: Jagd auf einen Unsichtbaren

Obwohl der überraschende Rücktritt von FDP-Generalsekretär Christian Lindner die gesamte deutsche Qualitätspresse für einen Tag anderweitig beschäftigte, sei „der Druck auf den Bundespräsidenten wegen eines Privatkredits immer stärker“ geworden, fabuliert der nun wieder in die Spur gesetzte „Spiegel“. Jetzt zieht Christian Wulff die Notbremse: Der Bundespräsident heuchelt per schriftlich eingereichtem Bekennerbrief Bedauern und erklärt, er wisse jetzt, dass er „das Darlehen der befreundeten Unternehmergattin Geerkens früher hätte erwähnen sollen“. Angesichts der Tatsache, dass Wulff das Darlehen gar nicht erwähnt hat, ist das ein frappierendes Geständnis. Weiß der Mann noch, was er redet? Und ist er sicher, was er meint?

"Ich erkenne an, dass hier ein falscher Eindruck entstehen konnte", heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme, wo der Satz richtig lauten müsste: „Ich gebe zu, dass hier ein falscher Eindruck entstehen sollte." Wegen dieses erwünschten falschen Eindruck wurde Antwort seinerzeit ja eigens genau so formuliert.

In der Sache aber „hatte und habe ich nichts zu verbergen“, versichert Wulff, der weiß, dass jetzt nur noch das glückliche Zusammenspiel von akuter Krisensituation, einem größtmöglichen Maß an glaubwürdig scheinender Zerknirschung und die Unlust der Opposition an einer fortdauernden Jagd ihm den für die Rückzahlung des Hauskredits dringend notwendigen Job retten können. Dersei, kabelt der unsichtbar bleibende Staatsmann aus dem Off, sei auf „Anregung“ seines väterlichen Freunde Geerkens im übrigen "schon im März 2010" zuerst in ein „kurzfristiges und rollierendes Geldmarktdarlehen mit günstigerem Zinssatz als zuvor“ und dann in ein „langfristiges Bankdarlehen“ umgewandelt worden.

Zerknirschung kann er. "Die Wahrnehmung öffentlicher Ämter verlangt zu jedem Zeitpunkt ein hohes Maß an Integrität und Verantwortungsbewusstsein", urteilt Wulff sich selbst im Stil eines echten Staatsoberhauptes ab, während die SPD signalisiert, dass derzeit kein Interesse an einer Rücktrittsdebatte besteht. SPD-Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann, der als einer der ersten mit Kritik an Wulff zur Stelle gewesen war, gibt sich jetzt milde. "Jeder Mensch kann Fehler machen." Die CDU schickte ihren Parlamentsgeschäftsführer Peter Altmaier, der das tagelange Schweigen des ersten Mannes im Land als „schnelle, umfassende und angemessene“ Reaktion auf die Vorwürfe lobte.

Die Bundes-SPD indes zollte Wulff Respekt für sein Eingeständnis, in der Kredit-Affäre Fehler gemacht zu haben. n-tv lässt im roten Laufband verkünden: „Rücktrittsdebatte eröffnet“ .


9 Kommentare:

Volker hat gesagt…

"den für die Rückzahlung des Hauskredits dringend notwendigen Job retten können"

Bei ihm ist das nicht der Fall. Einmal Präsident, immer Präsident. Das ist ja das geile an dem Job, das Geld fließt bis ans Lebensende.

eulenfurz hat gesagt…

Die CDU schlägt aber bereits zurück: Norderstedts OB (CDU) will der SPD wegen derer rassistischer Migrantenquote die Existenzgrundlagen entziehen.

derherold hat gesagt…

Realismus ?

Als die Anfrage im Landtag gestellt wurde, war doch wohl klar, um was es ging, und daß der Anfragesteller "zufällig" ein paar Details kennt.

Zum "man":
Glaubt jemand, daß Wulff sich eine Antwort morgens zuhause am Kaffeetisch überlegt hat ? Der Mann war Ministerpräsident.
Da wird wohl der "kleine Krisenstab" die Antwort festgelegt haben.

"...während die SPD signalisiert, dass derzeit kein Interesse an einer Rücktrittsdebatte besteht.."

*gröhl*
Es geht um das Anschießen.
Wenn die SPD deshalb eine Rücktrittsdebatte forderte, gäbe es binnen einer Woche wohl nur noch die Kommunalpolitiker der NPD.

ppq hat gesagt…

da hast du wohl recht. so lange er nicht musste, hat er nach altem brauch auch nichts zugegeben.

hier schön zu sehen: Der Stern offenbarte Anfang der Woche, dass Wulff auch ihm gegenüber ein Versteckspiel betrieben habe. Als das Magazin erstmals im Februar im Präsidialamt anfragte, wer das Haus in Großburgwedel finanziert, habe Wulff erklären lassen, die BW-Bank "war und ist der Kreditgeber". Er habe damit den Eindruck erweckt, dass das Stuttgarter Institut von Anfang an der Geschäftspartner gewesen sei.

Anonym hat gesagt…

Da ist jetzt aber ein Preis für Zivilcourage fällig. Wie bei der Käßfrau.

Volker hat gesagt…

Gab´s eigentlich heute schon eine Meldung zum Terror-Zwickau-NUS-Trio?

ppq hat gesagt…

nur "beate zschäpe schweigt, redet aber später vielleicht doch noch" und "vater mundlos will sich bei opfern entschuldigen"

Die Anmerkung hat gesagt…

Oha. Vater Mundlos hängt da auch mit drin?

Oels hat gesagt…

Außerdem hat ein Hund gebellt !
Laut Leyendecker soll Zschäpe gerüchteweise "in der Nacht vor dem letzten Banküberfall bei einem NPD-Funktionär übernachtet haben."
Denn: "Ein Polizeihund hat auf einer Kreuzung, die zu der Wohnung des NPD-Mannes führt, angeschlagen."
Obwohl: "Das bedeutet jedoch nicht viel."