Samstag, 23. März 2013

Fremde Federn: Von Spasten und Phantasten


Die Einigkeit war groß, gerade in den großen Zeitungen. Frei.Wild, das ist das neue Gesicht des Rechtsextremismus, eine Band, die normalerweise verboten gehört, wenigstens aber keine Auszeichnung mit dem "Echo"-Preis für massenkompatiblen Stumpfsinn bekommen darf. Engagierte Jungrocker in einheitlicher Uniform protestierten aufrecht gegen die Nominierung der Konkurrenten, Rechts-Experten klärten über die subtile Art der Südtiroler auf, rechts zu sein, indem sie nicht den Holocaust, sondern das Rechtssein leugneten.

Wie immer zog der Sturm vorüber. Wie immer gelang es der "taz", die ursprünglich selbst einmal ein Minderheitenblatt in einer andersdenkenden Mehrheitsgesellschaft war, die Vorwürfe abschließend ganz kompakt zu formulieren: Bei freiwild gehe es "um scheußliche Dinge wie Heimat, Ehre und Tradition", hieß es da angewidert.

Die Welle aber rollt zurück, ausgerechnet in der "Zeit", die eigentlich immer an der Spitze von neuen Verbotsbewegungen steht, formuliert Harald Martenstein jetzt private Bedenken gegen die Auflage an Rockmusiker, das Parteiprogramm der Grünen vertonen zu müssen, um als gesellschaftlich wertvolle Kräfte anerkannt zu werden.

Als alter Rock'n'Roller habe er mitbekommen, "dass sie eine rechtsradikale Band, die für den Musikpreis Echo nominiert war, wegen Rechtsradikalismus wieder ausgeladen haben", schreibt Martenstein. Daraufhin habe er sich die wichtigsten Textbelege für den Rechtsradikalismus dieser Band angeschaut. da hieß es dann, die Band singe den Satz »Südtirol, wir tragen deine Fahne« und verwende Wörter wie »Helden« und »Volk«.

Martenstein gesteht, perplex gewesen zu sein. "Weil David Bowie doch Heroes gesungen hat und John Lennon Power to the People." Seiner Ansicht nach sei Lennon nie ein echter Nazi gewesen. Und Bowie habe zwar in Deutschland gelebt, "aber doch nicht aus Liebe zu Adolf Hitler".

Das Frei.Wild-Zitat: »Sprache, Brauchtum und Glaube sind Werte der Heimat. Ohne sie gehen wir unter« könne seiner Ansicht nach "auch irgend so ein bedrohter Indianerstamm im Amazonasgebiet singen". Die Südtiroler seien ja eine Minderheit, die es nicht immer leicht gehabt hat.

Auch der zweite Beweis für das Nazitum der Band überzeuge ihn nicht. "Ich scheiße auf Gutmenschen und Moralapostel klinge für ihn eher nach Heiner Lauterbach als nach Nazis. Nach Ansicht eines Extremismusexperten bedeuten diese Sätze aber eine »harte Absage an eine moderne Gesellschaft«.

Martenstein kapiert es nicht. "Wieso muss denn jeder für die moderne Gesellschaft sein? Ich schwöre bei der Fahne Südtirols, dass ich mich niemals piercen lasse, und ich trinke auch keinen Bubble-Tea, egal, wie modern es ist". Ebenso steht es mit dem Vorwurf eines anderen Experte, der gesagt habe, zu den Vorbildern der Naziband gehöre der Politiker Heinz Buschkowsky. Buschkowsky ist in der SPD! "Wenn sogar die SPD schon faschistisch ist, Himmel, was bleibt dann noch übrig?" Offenbar solle man in der modernen Jugendmusik immer nur, Song für Song, das grüne Parteiprogramm vertonen.

Der Rest des tollen Textes, in dem es um die Texte der früheren Echo-Gewinner Sido und Bushido, um Spasten, Michel Friedman, Scheiße und Ressentiment gegen Behinderte und Juden geht, steht hier.

5 Kommentare:

Oels hat gesagt…

Nicht vergessen, heute abend 20:30 Uhr großer Gottesdienst der Klimakirche! Schon zum zentralen deutschen Gebetsevent 2012 in der Millionenmetropole Berlin versammelten sich "hunderte Menschen vor dem Brandenburger Tor und trotzten winterlichen Temperaturen, Schnee- und Hagelsturm", wie der WWF stolz verkündete .
Das Klima seinerseits bedankt sich diesjährig zur heiligen Örß Aua mit dem kältesten 23.März seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.

Cordt hat gesagt…

Martenstein ist schon lange rechtsverdächtig. Fragt sich, wie lange ich als liberaler Leser noch dieses rechte Gedankengut in der ZEIT ertragen muß. Die ZEIT sollte aufpassen, nicht plötzlich im Verfassungsschutzbericht aufzutauchen.
Besagten Martenstein-Artikel hat übrigens Elke Buschheuer, ein Zonenheimchen, das von Rechtsextremismus und seiner Maskerade nichts weiß oder wissen will, positiv bei facebook verlinkt. Womit wir beim mdr wären, über den also alle Bürger den Nazismus mitfinanzieren. Der Skandal wird zum Alltag und mir klar, daß angesichts dieser gewaltigen Verschwörung niemand wagt, den Naazis entgegenzutreten.

Volker hat gesagt…

"Martenstein ist schon lange rechtsverdächtig."

Verdächtig?
Martenstein ist Nazisympathisant.

Karl_Murx hat gesagt…

@Cordt:

Womit wir beim mdr wären, über den also alle Bürger den Nazismus mitfinanzieren. Der Skandal wird zum Alltag und mir klar, daß angesichts dieser gewaltigen Verschwörung niemand wagt, den Naazis entgegenzutreten.

Ja sollten denn 68 Jahre nach dem Ende des faschistischen Spuks Nationalismus, Rechtsextremismus, Neonazismus und (...)-Ismus wieder hoffähig werden?

Wie muß der einzig verbleibende Schluß also lauten? Den Kampf-gegen-Rechts verstärken !!!

Anonym hat gesagt…

Dieser Bambusbieger Rösler soll sich mal ein Beispiel an Ho Chi Minh nehmen.