Donnerstag, 11. Oktober 2018

Gauland, Hitler, Huntington: Die Rückkehr der Davos-Kultur


Gauland hat von Hitler abgeschrieben und damit sein wahres Gesicht gezeigt, oder aber nur vom „Tagesspiegel“, der natürlich nicht vom Hitler geklaut hat, sondern leitmediale Qualität produziert, bei der der Hitlersound nur erdfarben mitschwingt, weil beide Texter viele Jahre in Berlin verbracht haben, wenn auch nicht gemeinsam.

Oder war es doch Samuel P. Huntington, der Historiker mit dem "Kampf der Kulturen", an den sich Ältere noch erinnern? In seinem Buch "The Clash of Civilizations" stellte der Harvard-Professor 1996 die These auf, dass sich der Begriff der "universalen Kultur",der heute unausgesprochen im Mittelpunkt des Streits um den Widerspruch zwischen "globalisierter Klasse" - bei Gauland "globalistische" - und lokal zurückgeblieben Abgehängten steht, "auf Annahmen, Werte und Doktrinen bezieht, die "Menschen im westlichen Kulturkreis und von manchen Menschen in anderen Kulturkreisen vertreten werden", die Huntington die Vertreter einer "Davos-Kultur" nennt.

Davos-Kultur, weil sich im schweizerischen Bergort jedes Jahr "etwa tausend" - "inzwischen sind es mehr als 3000 - "Wirtschaftsfachleute, Bankiers, Regierungsvertreter, Intellektuelle und Journalisten" zum Weltwirtschafts-Forum treffen. Ein Gipfel der Elite, denn, so Huntington, "fast alle diese Leute haben einen akademischen Abschluß in einem natur-, sozial-, wirtschafts- oder rechtswissenschaftlichen Fach, gehen mit Worten und/ oder Zahlen um, sprechen ziemlich fließend Englisch, sind in Behörden, Unternehmen oder akademischen Einrichtungen mit ausgedehntem internationalem Engagement tätig und reisen häufig ins Ausland". Gemeinsam sei ihnen "der Glaube an Individualismus, Marktwirtschaft und politische Demokratie, der auch unter Menschen der westlichen Kultur verbreitet ist".

Damit kontrollierten die "Davos-Leute", so schrieb Huntington vor 22 Jahren, "praktisch alle internationalen Institutionen, viele Regierungen und ein gut Teil des wirtschaftlichen und militärischen Potentials der Welt." Die Davos-Kultur sei daher ungeheuer wichtig und bedeutsam, in ihr interagierten die Entscheidungsträger, abgeschirmt hinter einem Kordon aus Zäunen, Armeeeinheiten und Polizeikontrollen, unerreichbar für den in der Regel linken Protest gegen Entscheidungen, die "von einem Prozent der Menschheit undemokratisch und intransparent über die restlichen 99 Prozent" träfen, wie es Anfang des Jahres hier. Und abgekoppelt von demokratischen Prozessen.

Samuel P. Huntington fragte seinerzeit schon, "wieviele" (damals noch zusammengeschrieben) Menschen weltweit wirklich Teil dieser Kultur seien. Und antwortete sich: "Außerhalb des Westens wird sie wahrscheinlich von kaum fünfzig Millionen Menschen oder einem Prozent der Weltbevölkerung anerkannt, vielleicht sogar nur von einem Zehntelprozent der Weltbevölkerung."

Sie sei damit "weit davon entfernt, eine universale Kultur zu sein, und die Führer, die die Davos-Kultur vertreten, haben nicht unbedingt einen festen Zugriff auf die Macht in ihrer jeweiligen Gesellschaft". Und diese "gemeinsame intellektuelle Kultur existiert", zitiert er den australischen Politikwissenschaftler Hedley Bull, "nur auf der Ebene der Eliten: Ihre Wurzeln reichen in vielen Gesellschaften nicht tief und es ist fraglich, ob sie selbst auf der diplomatischen Ebene das umfaßt, was gemeinsame moralische Kultur genannt worden ist, ein System gemeinsamer Werte im Unterschied zu einer gemeinsamen intellektuellen Kultur".

Der "Tagesspiegel" plagiiert das 2016 mit der Bechreibung einer „wachsenden Gruppe global orientierter Menschen", vertreten in jedem Land dieser Erde und gut vernetzt. Diese neue globalisierte Klasse sitzt in den Medien, in den StartUps und NGOs, in den Parteien, und weil sie die Informationen kontrolliere, gebe sie "überall kulturell und politisch den Takt vor.“ Gauland sieht das ebenso und lässt diese „globalisierte Klasse in den international agierenden Unternehmen, in Organisationen wie der UN, in den Medien, Start-ups, Universitäten, NGOs, Stiftungen, in den Parteien und ihren Apparaten" sitzen, "und weil sie die Informationen kontrolliert, gibt sie kulturell und politisch den Takt vor.“

Das Ergebnis beschrieb Huntington 1996 im Weltmaßstab: Ausgerechnet die Hegemonie des Westens bei der globalen Kommunikation sei es, die "populistische Politiker" (Zitat) in nichtwestlichen Gesellschaften dazu ermutige, "den westlichen Kulturimperialismus anzuprangern und ihr Publikum zur Sicherung des Überlebens und der Integrität ihrer einheimischen Kultur aufzurufen". Das Ausmaß, in dem die globale Kommunikation vom Westen beherrscht werde, sei daher "eine wesentliche Quelle des Ressentiments und der Feindseligkeit nichtwestlicher Völker gegen den Westen".

Wie im Großen, so im Kleinen: Gauland hat, egal, ob er seinen FAZ-Text inspiriert von Samuel P. Huntington selbst geschrieben oder vom von Huntington inspirierten "Tagesspiegel"-Aufsatz übernommen oder doch bei Hitler abgeschrieben hat, ein geradezu absurd lautes Echo erzeugt, das Huntington Recht gibt.


2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

https://discord.gg/ArNQvSt

der Qualitätschat mit Heisenberg .

Reconquista . JETZT

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Anonym hat gesagt…

Das hätten Sie wohl gern, Herr Anonym.
Dieser Heisenberg ist doch der, der ständig irgendwelche Leute in Säure auflöst. Mit dem chatten? Wenn ihm dann was in den falschen Hals kommt, landet man im Flußsäurebad. Schönen Dank auch.