Samstag, 27. Oktober 2007

Der werfe den ersten Stein

Aufsehenerregend wie immer kommt eine neue grausame Wahrheit über das Internet daher. Nein, die Welt wird nicht mit jeder verschickten Email schwerer und auch die Tatsache, dass in Festplatten Metall verbaut wird, erhöht das Gesamtgewicht der Erde nicht. Dennoch haben Umweltschutzexperten Blogger und Internet-Nutzer in der Erbfolge von Dicken und Vielfernreisenden als die wahren Schuldigen am Klimawandel ausgemacht: Immer grössere Datenmengen benötigen immer grössere Speicher, der Verkehr im Internet nehme massiv zu und damit wachse auch der CO2-Ausstoss, den die Kühlung der riesigen Serverfarmen verursache.

Heute verursacht Youtube allein so viel Verkehr wie das gesamte Netz vor zwei Jahren. Das Online-Spiel Second-Life beschäftigt 4000 Server - mit der Folge, dass eine virtuelle Second-Life-Figur pro Jahr mehr Strom verbraucht als ein durchschnittlicher Brasilianer und 1,17 Tonnen des als Klimakiller bekannten CO2 erzeugt. Insgesamt ist der CO2-Ausstoß des Internets nach nicht näher belegten Berechnungen von Martin Hingley vom Beratungsinstitut IDC angeblich inzwischen so groß wie der des weltweiten Flugverkehrs. 2005 wurden nach Angaben von Joachim Lohse vom Freiburger Öko-instituts 20 1000-Megawatt-Grosskraftwerke allein zum Unterhalt des Netzes betrieben. Heruntergerechnet verbraucht danach eine einzige Suchanfrage bei Google so viel Energie wie eine 11-Watt-Energiesparlampe in der Stunde. Was dazu führt, dass nach wie immer nicht näher belegten Schätzungen von Greenpeace bereits im Jahr 2010 mehr als 27 Tonnen Atommüll durch das Internet hergestellt werden werden.

So schlimm sieht es aus! Wir warten jetzt auf die Hochrechnungen dazu, wieviel Kohlendioxid auf die Kappe des weltweit seit Jahrhunderten gepflegte Brauchs des Buchdrucks geht. Vielleicht kann bei der Gelegenheit auch ausgerechnet werden, welcher Anteil jeweils auf die Herstellung von Harry Potter, der Bibel, des Kommunistischen Manifests und den Bestseller "Greenpeace-Kalender 2007" geht.

Anschließend dann muss zwingend die Rolle der Popmusik beleuchtet werden: Was kostet unsere Umwelt ein neues Album von Britney Spears? Wieviel Kohlendioxid verursachen die längst aufgelösten Beatles? Wieviel Azommüll wiegt Dieter Bohlen? Welche Sondermüllberge hat das Aussterben von Compact Kassette und Vilyl-LP hinterlassen?

Wenn das feststeht, können sich Experten und Umweltberater dem Mediengeschäft widmen: Dem Baummord durch die Tageszeitungen. Der Erderwärmung durch die Studioscheinwerfer bei "Wetten dass..." und "Anne Will". Dem Klimamord durch weltweit Millionen unbemerkt vor sich hinköchelnde Satellitenreceiver. Das Heraufbeschwören einer neuen Warmzeit durch die Übertragung der hitzigen Diskussionen bei "Presseklub" und SPD-Parteitag.

Zum Abschluß dann muss sich die Wissenschaft der menschlichen Ernährung zuwenden: Wie verbrecherisch handelt eigentlich einer, der meint, bereits gebackenes Brot in seinem Toaster noch einmal warm machen zu müssen? Wie schwer trifft die deutsche Vorliebe für warmes Mittagessen das Weltklima? Und welche Menge von Atommüll steckt in jedem gekochten Frühstücksei?

1 Kommentar:

Eisenschwein hat gesagt…

schon allein dieser kommentar wird wahrscheinlich dafür sorgen, dass ein paar quadratmeter oder gar kubikmeter eis schmelzen und daraufhin ein dutzend eisbären im kalten meer versinkt.