Sonntag, 24. Februar 2008

Mörderischer Osten

Seit Jahren schon tastet sich der frühere DDR-Gynäkologe und spätere Strickjackenträger Wolfgang Böhmer in seiner Freizeit gern durch die Innereien der Seelenlage seines Volkes. Mal findet der greise Christdemokrat dabei Blut, Schweiß und Schicksalsgemeinschaft, mal gelingen ihm tiefe Einblicke in die wahre Natur der Jurisdiktion.

Seine großen Erfolge als Hobbyforscher haben den Hauslatsch der ostdeutschen Landespolitik jetzt bewogen, mal eben schnell die Ursachen für die "auffallende Häufigkeit von Babytötungen in Ostdeutschland" (Böhmer) zu finden. Ohne groß darüber nachzudenken, ist der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt dabei auf eine "nachwirkende DDR-Mentalität" gestoßen: "Ich erkläre mir das vor allem mit einer leichtfertigeren Einstellung zu werdendem Leben in den neuen Ländern", verriet der Gerontokrat Böhmer dem "Focus". Sein Wissen darum bezieht Böhmer aus höchst wissenschaftlichen Quellen: Ihm "komme es so vor", sagt er, "als ob Kindstötungen von Neugeborenen für manche ein Mittel der Familienplanung sind".

Das kann dann freilich nur an der Freigabe des Schwangerschaftsabbruchs in der DDR vor 36 Jahren liegen, weiß Böhmer, warum beispielsweise eine Frau aus Brandenburg ihr Kind verhungern ließ: Die 22-Jährige, zum Zeitpunkt des Mauerfalls selbst noch in akuter Gefahr, wegen der herrschenden DDR-Mentalität getötet zu werden, studierte zuvor wahrscheinlich ebenso die entsprechende DDR-Gesetzgebung wie verschiedene Kindsmörderinnen aus Hamburg, NRW und Bayern. Überall können Frauen danach nicht mehr zwischen einer Kindstötung im dritten Monat und einer im dritten jahr unterscheiden.

Eine "sittliche Verwahrlosung", wie sie der früher von der Stasi als recht fleißiger Informant geführte spätere brandenburgischen Regierungschef Manfred Stolpe ausmachte, kann Böhmer bei seinen Landeskindern aber nicht erkennen. "Allerdings führt die aus DDR-Zeiten übernommene Fixierung auf den Staat zur Aufgabe von individueller Verantwortung."

Das störe ihn "sehr" (Böhmer), weshalb er Maßnahmen ankündigte, seine DDR-geprägten und zum schnellen Mord zwischendurch neigenden Bürger künftig noch ein bisschen fester an die Hand zu nehmen. Die Politik in seinem Land werde sich demnächst "mit mehr Kontrollen um chronische Verwahrlosung kümmern", verspricht der Landesvater.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

ich darf ppq nicht mehr auf arbeit lesen, wegen des spontanen losprustens...