Sonntag, 10. August 2008

Spinner ohne Spielzeug

Fußballer gelten als nicht die Hellsten und richtig große Worte finden sie eigentlich nur in amerikanischen Sportfilmen. Manchmal aber auch Deutschland, tief drunten in der vierten Liga, wo die Kicker des Halleschen FC ihren Fans jetzt einfach mal die Freundschaft gekündigt haben. Selbst für den Teil des Anhangs, der des Denkens traditionell nicht mächtig ist, ist zu verstehen, was es heißt, wenn die Mannschaft ankündigt: "Ab sofort verlassen wir den Platz, sobald im Fanblock gezündelt wird, rassistische Sprüche ertönen oder Gewalt droht."

Auch der Rest hat was, teilt Mannschaftskapitän Nico Kanitz den in allerlei "Aktionen" mit großen Papierplakaten und Räuchertöpfen verliebten Vollzeitfans doch gleich noch mit, dass ihm und dem Rest der Mannschaft die Freiluft-Masturbationen der selbsternannten "Ultra-Fans", die glauben, ohne ihr Gewinke und gebrülle sei kein Spieler in der Lage, das Tor zu treffen, in Wirklichkeit scheißegal sind. Ja, ein seltener Moment rückhaltloser Offenheit, den wir mit Spaß zitieren. Zumal der Verein ernst macht: Zum nächsten Heimspiel sind alle Stehplätze gesperrt.

“Auf diesem Wege möchte sich die 1. Männermannschaft zu den verurteilenswürdigen Vorkommnissen am Rande des gestrigen DFB-Pokalspiels äußern. Wir schreiben hier mit Absicht ´die´ und nicht mehr ´Eure´, denn mit Teilen unserer Fanszene möchten wir auch nicht ansatzweise in Verbindung gebracht werden. Uns reicht es! War schon die letzte Saison mit dem Punktabzug nach dem Spiel gegen Jena II für uns ernüchternd, folgten nun als ´Höhepunkte´ die Auftritte in Frankfurt und zum Heimspiel gegen Hannover 96.

Wir tragen mit Stolz die rot-weißen Farben und das Emblem unseres HFC. Wir schämen uns jedoch für die kriminellen Chaoten, die bisher noch unsere Spiele mitverfolgen durften. Wir sagen es hier in aller Deutlichkeit: Angefeuert werden ist schön und kann sicherlich noch das letzte Prozent mehr Leistungsfähigkeit aus einem hrerauskitzeln. Doch die Fans beim HFC nehmen sich selbst im allgemeinen sowieso viel zu wichtig. Uns als Spieler interessiert Euer ganzer ´Ultra-Quatsch´ nicht die Bohne. Gründet doch, wie bei Chemie Leipzig geschehen, Euren eigenen Verein und feuert diesen im wahrsten Sinne des Wortes an, bis ihr auch dort gefeuert werdet…

Lasst aber unseren HFC in Ruhe und haut ab! Ihr zerstört alles, was die Vereinsführung in mühevoller Kleinarbeit und wir Sportler mit unseren Leistungen aufgebaut haben. Da Eure Randale in Euren Augen ja nur ´Kinderkram´ ist, machen wir es jetzt eben mit Euch, wie es kleine Kinder nicht anders verdient haben: Wir nehmen Euch Euer Spielzeug einfach weg! Die Vereinsführung mit Stadionverboten und Zuschauerbeschränkungen und wir selbst mit dem Verlassen des Platzes, sobald auch nur ansatzweise wieder aus unserem Fanblock gezündelt wird, rassistische Sprüche ertönen oder Gewalt droht!

Ihr habt es vielleicht gestern nicht mitbekommen: Nach dem Abpfiff kam ein kleiner hallescher Junge, der sehr schwer sehbehindert ist, auf das Spielfeld zu seinem Idol Robert Enke. Der übergab ihm seine Torwarthandschuhe und unterschrieb sie noch. Ihr hättet mal in die Augen des Kleinen sehen sollen…

Genau dies, aber auch die Achtung vor dem sportlichen Kontrahenten, der gestern Hannover hieß und nächste Woche Sachsen Leipzig heißt, macht den Fußballsport aus. Ihr jedoch macht ihn kaputt. Und kommt uns bitte nicht wieder mit irgendwelchen Sammlungen für ein Abendessen der Mannschaft! Wir werden jedenfalls die nächsten Spiele nicht mehr in die Fankurve gehen. Erkämpft Euch unsere Achtung mit fairem Verhalten in und um die Stadien, in welchen unser HFC auftritt, erstmal zurück!
Mit diesem Brief richten wir uns ausdrücklich an die Chaoten und nicht an unsere treuen Anhänger, die uns fair und ordentlich unterstützen!”

Nico Kanitz im Namen der gesamten 1. Männermannschaft des HFC

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Schön geschrieben. Aber soviel sehbehinderte kleine hallesche Jungen gibt es ja gar nicht für jedes Spiel. Oder?

Anonym hat gesagt…

ich wundere mich ja über die cdu ääh quatsch ppq, stimmten sie doch bisher in den halleschen mainstream der verharmloser ein. ihr kommentar zum “jubel-jena”-skandal war zwar der am intelligentesten formulierte aber auch mit abstand dämlichste. nun, da premiere die krawalle live übertragen hat und fussballdeutschland zusehen konnte, ruft ppq nach der polizei. wäre premiere nicht da gewesen, hätte die schuld ohne zweifel beim hamburger spiegel, der spd, irgendwelchen gutmenschen, der friedensbewegung oder sonstigen feindbildern des ppq-kosmos gelegen.

Anonym hat gesagt…

naja halle hat ja auch ne macke....aber wenn man det so ließt glob ick eher das die mannschaft nur aus rosa hemden trägern besteht....jut rassistische sprüche sind scheiße haben im stadion nicht zu suchen aber wenn mal was raucht oder leuchtet soll man sich nicht gleich einpissen :D