Mittwoch, 3. September 2008

Sauber ohne Saufen

Saufende Vatis, kotzende Jugendliche, Halbwüchsige, die vor lauter Bier nicht mehr gerade gucken können oder aber auch autowaschende Frührentner, heimwerkende Schichtarbeiter und Männer in den besten Jahren, die in Jogginghosen durch Baumärkte tigern, um Fliesenkleber zu kaufen: Solche Bilder soll es künftig nicht mehr in der Fernsehwerbung geben. Das EU-Parlament will klischeebehaftete Reklame verbannen, um Diskriminierung zu unterbinden - und auch Gewaltverherrlichung soll verboten werden.

Eva-Britt Svensson hatte vor der Abstimmung im Europaparlament eine klare Linie festgelegt: "Geschlechtsspezifische Klischees in der Werbung stecken Frauen, Männer, Mädchen und Jungen in eine Zwangsjacke, beschränken Individuen auf vorgegebene künstliche Geschlechterrollen, die oftmals herabwürdigend, beschämend und erniedrigend für beide Geschlechter sind", schrieb die schwedische EU-Abgeordnete der Vereinigten Linken in ihrem Bericht für den Frauenausschuss.

Svenssons Argumentation teilte die Mehrheit der Abgeordneten - sie wollen den Mann,d er angeblich nur säuft, den auf der Couch Nüsse knabbernden Fußballfan und den stinkefingerzeigenden Autofahrer aus der Fernsehwerbung verbannen. Mit großer Mehrheit forderten die Abgeordneten am Mittwoch in Brüssel ethisch oder rechtlich verbindliche Regeln für Reklamesendungen. Damit könnten Werbespots unterbunden werden, die diskriminierende oder entwürdigende Botschaften auf der Grundlage von Geschlechterklischees vermitteln oder zu Gewalt anstacheln, teilte die Parlamentsverwaltung zum Inhalt des Vorstoßes mit. Angelnde Männer, sich schminkende Frauen, Kinder, die mit Spielzeug spielen - all das verschwindet vom Bildschirm.

Stattdessen will das Parlament Aufklärungsaktionen und Bildungsprogramme, um gegen sexistische Beleidigungen und entwürdigende Bilder von Frauen und Männern in der Werbung und im Marketing vorzugehen. Künftig sollen Frauen beim Saufen bis zur Besinnungslosigkeit gezeigt werden, Männer hingegen sind für Kosmetikreklame vorgesehen.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das ist schon wichtig, dass das Volk erzogen wird. Mütter haben eben zu saufen und zu fluchen, während Vati den Haushalt schmeisst, in der Werbung. "Geil", wird dann der Vati sagen, der solcherart Werbung sieht, "Leute, mit diesem Rasierer schmeissen den Haushalt!" Ne, besser doch das andere Modell.

Anonym hat gesagt…

gerade wird auf vielen foren, auch auf konsumgöttinnen.de, scharf über das thema diskutiert wieviel klischee darf denn sein in der werbung..gerade jetzt wo das europ. parlament doch überspitze klischees in der werbung verbieten will.... dennoch bin ich der meinung, dass werbung ohne klischees einfach nicht funktionieren kann... werbung spielt mit klischees und solange es nicht übertrieben ist, finde ich das auch ok...auch aus diesem grund finde ich die neue regelung des europäischen parlaments etwas zu hart...Werbung wird klischeehaft gemacht, um einen Typ anzusprechen und nicht um diesen Typen zu generieren....