Samstag, 11. Oktober 2008

Radikaler Rettungsplan

Alle fummeln, alle schleifen, alle entwerfen Rettungspläne namens A, B und C, um die Welt vor dem Untergang zu bewahren. Nach einer Woche sind die Erfolge bescheiden - alle Kanzlerzusicherungen, Bailout-Pläne und Steuerzuschüsse an wankende Banken verpufften im Starkregen einbrechender Börsenkurse.

Die, und nicht der ausgetrocknete Interbankenmarkt, sind längst das Hauptproblem der Finanzkrise. Die Banken könnten inzwischen, wenn sie wollen, direkt bei den Zentralbanken leihen. Wenn denn jemand da wäre, der Geld von ihnen borgen wollen würde. Das aber kann kaum jemand, denn durch die täglich um vier, fünf oder acht Prozent sinkenden Kurse müssen Banken und Versicherungen permanent Vorsorge treffen und ihre Bilanzierungen den sinkenden Werten ihrer Anlagen anpassen. Die sinkenden Kurse wiederum bringen Großanleger wie Kleinanleger dazu, Geld massenhaft aus Fonds abziehen, die dadurch gezwungen werden, weitere Aktienpositionen zu liquidieren, ohne auf den Preis zu schauen. Dadurch sinken die Kurse weiter, die Banken passen ihre Aktiva an, Versicherungen dito, noch mehr Anleger wollen retten, was zu retten ist...

Die Crux ist ein Markt, auf dem es keine Käufer mehr gibt, sondern nur noch Verkäufer. Genau hier muss ein Rettungsplan ansetzen, der schnell wirken will: Begännen die Staaten, über eigene Zweckgesellschaften, die man auch Staatsfonds nennen könnte, die Käuferposition einzunehmen, entstünden binnen kurzem wieder Marktpreise, denn sobald Käufer auftauchen, sinkt der Hang der Verkäufer zum Verkauf um jeden Preis traditionell recht schnell.

Positive Folge: Dem notorisch sanierungsbedürftigen Staatshaushalt würde mit dieser Variante auch noch flugs geholfen: Noch 2007 schütteten allein die DAX-Gesellschaften 28 Milliarden Dividende aus. Ist die Krise vorbei - und sei es erst 2012 - brächten ähnlich hohe Ausschüttungen bei einem 20-prozentigen Anteil des Staatsfonds jährlich rund sechs Milliarden Euro für den Bundeshaushaltes.

Nicht eingerechnet sind da Kursgewinne, die bei allen Titeln auf Fünf-Jahres-Frist sicher möglich sind. Seit Jahresanfang hat der DAX mit einem Verlust von 33 % umgerechnet 360 Milliarden Marktkapitalisierung verdampft, eine Reihe von Titeln notiert inzwischen zum reinen Buchwert, das laufende Geschäft gibt es quasi kostenlos dazu. Gewinnt der deutsche Leitindex nur die Verluste dieses Jahres wieder, profitierte der Staatshaushalt mit seinem 20-Prozent-Anteil mit etwa 72 Milliarden Euro. Bei einer derzeitigen Staatsverschuldung von 1493 Milliarden ist das nicht grundsätzlich die Lösung aller Probleme, aber ein schöner Nebeneffekt auch für den Steuerzahler - das Volumen der Kursgewinne läge viermal höher als die Mehreinnahmen aus der 2006 beschlossenen großkoalitionären Umsatzsteuererhöhung.

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