Freitag, 20. März 2009

Nazis aus Arabien

Wie schön war das doch immer, wenn empörte Menschen in von Kindern genähten Jeans aufzogen, um Scheiben von Läden einzuwerfen, in denen "die bei Rechten beliebte Modemarke Thor Steinar" verkauft wurde. Die Presse war da, die Politik schaltete einen Empörungsgang hoch, eine renditegeile Tochterfirma der Katholischen Kirche in Magdeburg sah sich genötigt, die faschismusverdächtige Firma Mediatex aus Brandenburg aus den Geschäftsräumen im dortigen Hundertwasserhaus zu klagen. Sachsen-Anhalts Innenminister, ein abgebrochener NVA-Offizier namens Hövelmann, ließ das Anziehen von Jacken mit "Thor Steinar"-Stickerei sogar knallhart als rechtsextremistische Straftat verfolgen, um die Statistik der rechten Straftaten öffentlichkeitswirksam aufzublasen.

Zeige mir Deine Klamotte und ich sage Dir, was Du denkst, so einfach war das. Bis Jürgen Meusel, Erfinder und Verkäufer der "rechtsextremen Modemarke", letztes Jahr verkaufte - keinen Pullover, sondern das ganze Nazi-Pullover-Imperium. Im Dezember bereits berichtete unser kleines Haute-Couture-Blog PPQ, dass "Thor Steinar" laut Handelsregistereintrag neuerdings einer Firma aus Arabien gehört - bekanntermaßen seit dem Mufti von Jerusalem und der SS-Division "Handschar", die putzige rote Feze trug, der weltweit führende Produktionsstandort für rechtsradikale Umtriebe. "Eigen-Thor für Mohammed" titelt die "SZ" ebenso verspätet wie wagemutig und bietet, wenigstens das eine kreative Leistung, bei der Gelegenheit auch gleich den bizarren Thor-Steinar-Trägern eine Plattform, die den Vaterlandsverrat auf Altermedia im Kreise von "Steiner"-Wulff und NPD-Apfel erbost diskutieren.

Zumindest muss so nicht erwähnt werden, dass den linken Aktivisten, die dem Kampf gegen rechte Pullover ihr ganzes Dasein gewidmet hatten, mit dem Verkauf nach Dubai der wunderbarste Gegner überhaupt abhanden zu kommen droht. Traurig, aber wahr: Jeder weitere Protest wäre ja nun irgendwie ausländerfeindlich.

Hier noch ein Blick auf das neue Chefdesigner-Duo von Thor Steinar - ein liebevoll geschriebenes Porträt von Murat Al Maktoum und seiner Mitarbeiterin Aishe El Alamain lesen Sie dann natürlich in fünf Monaten in der SZ.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Au weia, was macht jetzt SPD-Brodkorbs EndstationRechts mit seiner großaufgezogenen "Storch-Heinar"-Kampagne?

Anonym hat gesagt…

Auwei, was machen den jetzt die ganzen Provinzspackos mit ihrem überteuerten Thor-Steinar-Firlefanz?!

In die Kleiderspende bringen, womit der Assi-Faktor der Marke noch mehr steigen dürfte - oder werden da jetzt vielleicht noch Sammlerobjekte draus, um die dann auf Ebay Provinzschlachten ausgetragen werden?!

Schade eigentlich: So konnte man halbstarke rechte Vorstrafensammler wenigstens schon von weitem gut auf der Straße erkennen, und gegebenenfalls auf einen Sicherheitsabstand achten.

dddkdbx hat gesagt…

Vermutlich wird es nicht lange dauern, bis wer anderes findet, der rechtslastigen deutschen Jugendlichen ihr sauer malochtes Geld abzieht.

Und so unterbelichtet wie die in der Regel sind, werden die auch wieder stolze Preise für Klamotten zahlen, die zum Stückkostenpreis von 3,80 € in China/Portugal/ Rumänien/Türkei/Agypten produziert worden sind, nur weil da kitschige nazi-affine Motive drauf sind, die auch für den routinierten Grafiker nur 'ne Wochenendarbeit darstellen.