Montag, 4. Mai 2009

Atom-Mutationen und heiße Luft

Sie verdächtigen ihr Volk keineswegs, noch ein Ende an Resthirn zu besitzen. Wer wissen möchte, wie die Wahlstrategen der politischen Parteien von den Menschen denken, an deren Willensbildung sie vorgeben teilzuhaben, muss sich nur die Parolen anschauen, mit denen CDUSPDGRÜNELINKEFDP auf Jagd nach Stimmvieh gehen.

"Gegen neue Atom-Mutationen" will die Grüne Partei, die einst Bürgerbewegung war, mit Hilfe der Wahlzettelkreuzchen ausziehen. Die alten Atom-Mutationen werden nicht gezeigt, mutmaßlich, weil nicht schon wieder Claudia Roth abgebildet werden sollte.

Zurück in die Zukunft geht es mit der SPD, die neben Plakaten, die für ein kostenloses Linsengericht werben, eine rätselhafte Edition aushängt, auf der "1895" steht. Ob damit an die seinerzeitige Einweihung des Kaiser-Wilhelm-Kanals durch Kaiser Wilhelm II. oder an das Ende des chinesisch-japanischen Krieges erinnert werden soll, ist im Vorbeifahren nicht zu erkennen. Eventuell handelt es sich bei der Zahlenreihe auch um die neue Forderung nach der künftigen Mindestlohnhöhe: 18,95, nach Steuern und Abgaben.

"Heiße Luft", ist die mit heißer Luft eng befreundete ehemalige Arbeiterpartei sicher, würden jedenfalls die "Linke" wählen. Die Linke glaubt das auch, deshalb plakatiert sie gar nicht. So warm, wie es derzeit ist, gewinnt sie ja sowieso.

Konkrete Forderungen, Hinweise auf künftige Politik oder gar Wahlversprechen macht auch die CDU nicht. "Wir in Europa" kleben die Christdemokraten und meinen damit wohl "Wir in Europa, die anderen besser nicht". Auf jeden Fall geht es "Gegen die Krise", irgendwie, mit der CDU, deren möglichst vollzählige Anwesenheit im künftigen Europaparlament wirksamer als jeder Schutzschirm und jedes Rettungspaket Gewähr dafür bietet, schnell herauszukommen aus dem Krisensumpf.

Wie genau die CDU das machen will, das geht keinen was an. Und da sind sich die Christdemokraten mit der FDP einig. Die plakatiert ein blaues "Stark vor Ort" auf gelbem Grund. Damit ist alles gesagt, was der Wähler wissen muss. Geht ja keinen was an, wie stark, an welchem Ort und wozu überhaupt.

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