Mittwoch, 1. Juli 2009

Das Geld der Gläubigen

Das war es doch wert! Die im vergangenen Jahr im Kulturkampf um den Thor-Steinar-Laden im Magdeburger Hundertwasserhaus noch siegreiche Gero AG ist in ihrem übrigen Geschäftsleben nicht ganz so erfolgreich gewesen.

Wie die Nachrichtenagentur ddp meldet, hat die kircheneigene Firma, die sich selbst als Top-Arbeitgeber" bezeichnet, "in den vergangenen fünf Jahren knapp 100 Millionen Euro verloren". Die bischöfliche Vermögensverwaltung geht vornehm von Verlusten "im deutlichen zweistelligen Millionenbereich" aus - die Firma soll nun "so seriös wie möglich abgewickelt" werden.

Seriöser zumindest als sie bislang die Tätigkeit von zahlreichen Kirchenfirmen "strategisch koordinierte" und als Invest-Feuerwehr etwa beim Hundertwasserhaus einsprang. Als dessen Bau an der Finanzierung zu scheitern drohte, sprang die Gero-Tochter Gero BTV ein. Mit 9,6 Millionen Euro Eigenkapital und 17,6 Millionen Euro von der NordLB avancierte die Gero BTV-Tochter Centum Aqua Immobilien zum Bauherren des 2004 anlaufenden Projekts. Nach Angaben von ddp wuchsen die Verbindlichkeiten wuchsen bis Ende des Jahres 2007 auf 24,5 Millionen Euro. Das Bistum muste ein Rettungspaket schnüren und der Nord LB die Rückzahlung des Kredites durch die Kirche zusagen, um eine Zwangsversteigerung des Hundertwasserhauses zu verhindern.

Das Geld der Gläubigen aber war noch lange nicht alle. Zwölf Millionen Euro pumpte die Katholische Kirche über die Gero in ein Biotech-Unternehmen namens Meltec, das anschließend in die Krise rutschte. Auch die Beteiligung einer weiteren Gero-Tochter namens Futura an der BGI Biopark Infrastrukturgesellschaft, die gezielte genetische Veränderungen von Pflanzen erforscht, schluckte nicht nur katholische Glaubwürdigkeit und 13 Millionen Euro öffentlicher Fördermittel, sondern auch noch drei Millionen an Kirchenkapital. Schneller hätte man das Geld nur mit Madoff-Papieren verlieren können.

Wie bei Madoff habe es auch bei Gero "Hinweise auf Gefahren der Geschäftsentwicklung lange Zeit" nicht, sagt Ulrich Krah, dem Leiter des bischöflichen Vermögensamtes. Weder die Geschäftsführer noch die Wirtschaftsprüfer hätten bis 2008 "konkrete Warnungen an die Aufsichtsgremien oder den Gesellschafter gegeben, die das Ausmaß der späterhin festgestellten unternehmerischen Fehlentwicklung hätten erkennen lassen können". Allerdings habe es im Aufsichtsrat "erhebliche Bedenken gegen die Geschäftsführung mehrfach gegeben", warum sagt Krah nicht und ddp fragt auch nicht danach.

Dennoch trennte sich die Kirche letztes Jahr von Gero-Vorstand Norbert Diehl - damals mit den Worten "auf eigenen Wunsch" und nach "15jährigem Engagement für das Unternehmen des katholischen Bistums Magdeburg" - und mit einer offiziellen Verabschiedung "im Rahmen der Feierlichkeiten zum 15. Jahrestag der Firmengründung".

Anschließend reichte die Kirche eine Schadensersatzklage ein. Die Hoffnung stirbt zuletzt: Diehl, der sich seit seinem Abschied "vorrangig in den Dienst der Zeit-Stifter der von ihm gegründeten Diehl-Ziesewitz-Stuftung" hatte stellen wollen, wird die hundert Millionen sicher aus dem Ärmel schütteln.

4 Kommentare:

derherold hat gesagt…

Messer, Gabel, Schere, Licht ist für kleine Kinder nicht !

Anonym hat gesagt…

Misereror oder so wirbt hier mit "Gott kann sich nicht um Alles kümmern." Na bitte.

nwr hat gesagt…

Motto des Kirchenjahres 2010:

"Klappt kein Ablaßhandel mehr,
dann müssen Gentec-Aktien her."

derherold hat gesagt…

Okay, jetzt kann ich es ja zugeben.

Das ist der erste Teil des "Projekt Chaos" unserer evenagelischen Kirchengemeinde. Aus Rache für die Belagerung und Plünderung Magdeburgs durch Tilly haben wir die katholische Kirche in das Hundertdeppen-Haus gelockt.

Als kleine Genugtuung für die Bartholomäus-Nacht werden wir in Kürze die Dokumente präsentieren, die beweisen, daß Carla Bruni bei der Geburt ein Mann war !