Dienstag, 1. Februar 2011

PPQ: Die Blumen des Bösen

So bunt und vielgestaltig ist das Netz, dass Behörden und Fachmedien immer wieder staunen. Der "größte Tatort der Welt" (BKA-Chef Jörg Ziercke), eine Stelle im Kosmos, an der sich "Kriminelle mindestens genauso sicher fühlen wie an dunklen Straßenecken" (Tagesschau), hat aber andererseits auch schmucke Gimmicks zu bieten, die zur Beseitigung nahöstlicher Diktaturen dringend benötigt werden.

Twitter und Facebook sind zwar einiger Sicherheit von größerer Bedeutung für die Erzählung der vorgeblichen Revolutionsgeschichte aus Tunesien und Ägypten, als sie wirklich Bedeutung für die Menschen in Kairo oder Tunis haben. Doch wenn alle Farben vergeben sind, die orangene Revolte schon ebenso gefeiert wurde wie die grüne, gelbe und blaue, dann muss es eben der Facebook-Aufstand sein und die Twitter-Barrikade, auf der mit kostenlosen Kurznachrichten für Gerechtigkeit geretweetet wird.

Sogar die CSU ist jetzt für freie Netze und Demokratie, derweil sich das Ausmaß der Unterwanderung des elektrischen Tatortes nirgendwo besser zeigt als bei Aharef, einem Visualisierungstool für den Grad, in dem die offene Plattform Internet bereits durch einzelne Widerspruchserreger befallen ist.

Hier blühen die Blumen des Bösen ungegossen auf, hier kriechen Ströme von Insubordination über die Datenautobahnen. Eine Doku, im Auftrag der ARD erstellt, dort aber kurz vor der Ausstrahlung in einem Digitalkanal wegen politischer Bedenken gecancelt (oben), zeigt zur elegischen Musik des Hüttenroder Liedermachers Kevin Grasedanz erstmals die finstersten Verbindungen zwischen fragwürdigen Meinungsplattformen wie PPQ und ihren Handlangern aus freier Wirtschaft und beschränkter Haftung.

"Selbst 14-Jährige tummeln sich in dem Hacker-Gewerbe", warnt der Gebührenfunk, deswegen sei zutreffend, dass die Banken "immer weiter mehr tun müssen", sagt Bundesinnenminister Thomas de Maiziere. "Es kommt darauf an, bizarre Sexpraktiken auszumerzen", analysiert das Blogampelamt im mecklenburgischen Warin. Einst herrschte Lenin, heute herrscht Lena, einst sorgte Mubarak für Stabilität im Nahen Osten, heute gefährdet er sie. Im Juli 42 standen die Deutschen noch aussichtsreich in Ägypten, 69 Jahre später meldet die Süddeutsche Zeitung den Auszug aus Ägypten. Die Freiheit kann kommen.

Mehr Morgenland bei Le Penseur und bei Zettel

Keine Kommentare: