Sonntag, 6. März 2011

Wiedergeboren als Doktorvater

Er stammte aus einer Handwerkerfamilie in Pirna, kämpfte als Jugendlicher beim Volkssturm, wechselte später die Feldpostnummer, studierte in Moskau und wurde über Stationen in allen Etagen des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR schließlich in der Nachfolge des legendären Markus Wolf Chef von deren Auslandsaufklärung, die er umsichtig auflöste.

Nachdem alle Unterlagen vernichtet oder verkauft waren, verschwand verschwand Werner Großmann (Bild oben rechts) von der Bildfläche. Hin und wieder wurde er bei Veranstaltungen der Partei "Die Linke" gesehen, einmal präsentierte er auch ein Buch, das Geschichte aus Sicht des MfS zu erzählen versuchte.

Doch in die großen Meinungsblätter schaffte es Großmann erst jetzt, pünktlich zu seinem 82. Geburtstag: Bei einer Demonstration für den ausgeschiedenen Verteidigungsminister Karl Guttenberg hatte sich Großmann, ganz die alte Geheimdienstschule, in einer täuschen echten Verkleidung als dessen Vater Enoch von Guttenberg eingereiht. Eloquent lächelnd warb er in der gleichnamigen Heimatgemeinde seines vermeintlichen Sohnes um Nachsicht mit dem CSU-Politiker.

Großmann, seines Zeichens Generaloberst a.D., hatte sich mit einer Brille verkleidet hatte und stellte sich den jubelnden Massen als angeblicher Kult-Dirigent vor. Mit vollem Namen heiße er Georg Enoch Robert Prosper Philipp Franz Karl Theodor Maria Heinrich Johannes Luitpold Hartmann Gundeloh Freiherr von und zu Guttenberg, scherzte der ehemalige stellvertretende Minister für Staatssicherheit. Man dürfe ihn aber gern mit "Enoch" ansprechen, gab sich der in seiner aktiven Zeit als unnahbar bekannte DDR-Chefagent, der von Erich Honecker mit dem Vaterländischen Verdienstorden der DDR ausgezeichnet worden war, während er in seiner Rolle als oberfränkischer Dirigent nur Träger des Bundesverdienstkreuzes ist.

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