Freitag, 15. April 2011

Der Mangel machts

Dass wir das noch erleben dürfen! Oft und gern wurde hier in der Vergangenheit darüber geklagt, dass das von den meisten Ostdeutschen durch konsequentes Zuhause bleiben in den Westen verlegte ehemalige Arbeiter- und Bauernparadies im Osten sich mit zunehmender Dauer mehr und mehr als billige Kopie der ruhmreichen DDR entpuppt. Gerade in westdeutschen Medien aber ist gegen diese vor allem von Zeitzeugen vertrete Auffassung beharrlich polemisiert worden. Angeblich fänden sich im Genmaterial des vereinigten Deutschlands kaum Spuren der DDR-DNA. Sichtbare Parallelen wie die fürsorgliche Verbotspolitik der Regierung, die Behinderung jeder ernsthaften Opposition und das Wegsperren von Menschen ohne Rechtsgrundlage seien reinem Zufall geschuldet.

Eine Auffassung, die nach neuen Meldungen über die Rückkehr der Mangelwirtschaft in dem östlichsten Gebieten des vereinigten Vaterlandes nicht mehr haltbar ist. Im deutsch-polnischen Grenzgebiet, so meldet es die einzige staatliche deutsche Nachrichtenagentur dpa, sei der Zucker-Verkauf rationiert worden, nachdem seit Wochen Kunden "teilweise mehrere Dutzend Pakete Zucker" gekauft hätten, habe ein Sprecher der wie in der DDR üblich genossenschaftlich organisierten Gruppe Revisionsverband der Westkauf-Genossenschaften“ (Rewe) bestätigt. Als Folge seien die Verkäufer in den Rewe- und Penny-Märkten inzwischen angehalten, nur noch «handelsübliche Mengen» abzugeben.

Grund für die verstärkte Nachfrage sei offensichtlich, dass Zucker in Deutschland trotz der von Landwirtschaftsminitserin Ilse Aigner immer wieder scharf angeprangerten Spekulation auf Nahrungsmittelpreise "höchstens halb so teuer sei wie in Polen". Ein Kilogramm Haushaltszucker ist in Deutschland für 65 Cent zu haben ist, in Polen kostet dieselbe Menge bis zum 1,70 Euro, berichtet die «Heilbronner Stimme», die nur knapp 1100 Kilometer vor Warschau erscheint. Deshalb hätten zuvor bereits die Discounter Lidl und Kaufland den Zuckerverkauf in der Grenzregion im Osten rationiert.

«Grundsätzlich verfügen wir über eine ausreichende Menge Zucker", sagte eine Lidl-Sprecherin in Neckarsulm. Man wolle jedoch nicht mehr als nötig davon verkaufen. Das sieht auch Rewe so. Wenn einzelne Personen Riesenmengen Zucker kauften, seien die Kunden, die nichts mehr abbekommen, obwohl ausreichend Zucker auf dem Weltmarkt zu haben sei, unzufrieden. Man selbst wolle aber mit Rücksicht auf Nachhaltigkeit und Kariesgefahr nicht mehr Zucker anbieten, als für die Menschen gesund sei.

Im Lager der hasserfüllten Verleumder
Verbot der Woche: Diktaturenvergleich

6 Kommentare:

Oels hat gesagt…

In der 80 Kilometer von der Oder-Neiße-Friedensgrenze entfernten Bundeshauptstadt wird ebenfalls zugeteilt. Zumindest in "meiner" Ostberliner Kauflandfiliale. Aber ich erinnere mich noch bis vor einigen Jahren den Polen ihren cukier weggekauft zu haben.

ppq hat gesagt…

da siehste mal, seit 13.04 wird zurückgekauft!

Anonym hat gesagt…

Besonders schlimm ist auch, ganz ohne Hamsterkäufe polnischer Klassengenossen, wenn just in time gerade nicht just in time ist und einen halbleere Regale angegähnen. Komischerweise wird dann aber nicht rationiert nach dem Motto: "Von der Jogurtsorte sind nur noch vier Becher da, stellen Sie drei bitte zurück, andere kunden wollen auch."

derherold hat gesagt…

"Besonders schlimm .... halbleere Regale angähnen."

Euch kann man auch wirklich nichts recht machen ! :((

Da wird seit Jahren regelmäßig in einschlägigen Zeitungen erklärt, "der Ostdeutsche ist mit der wahren Vielfalt überfordert und wünscht sich seine alte Kaufhalle zurück" und kaum gibt es örtlich nur eine Handvoll Tüten Haribo Konfekt, schon wird nicht etwa internationale Völkerfreundschaft gezeigt, sondern raisoniert und an der Demo- kratie/am Endsieg/an den Errungenschaften der Zivilgesellschaft gezweifelt.

Genossen, das ist der falsche Konsumstandpunkt !

ppq hat gesagt…

was mich betrifft, klage ich nicht. man kann sich das alles doch sowieso schon lange nicht mehr leisten!

wenn ich nur dan denke, früher, als wir 450 mark verdient haben (5 % lohnsteuer!!!), da kostete eine langspielplatte 16,10 mark der ddr. heute gibt es weder das eine noch das andere noch!!!dafür bezahlen wir aber 40 % lohnsteuer plus dies, plus das, plus jenes.

am ende bleibt einem nix, keine LP, keine ddrmark fürs sparbuch, kein zucker für den kaffee. sagt, genossen, ist das gerecht? ist das der fortschritt, den sie uns versprochen haben?

Volker hat gesagt…

Es stimmt, die Einheit brachte himmelschreiende Ungerechtigkeiten.
Im Herbst 89 hatten wir einen Neuerervorschlag eingereicht. Pro Nase hätten wir 1500M gekriegt.
Dann kam die blöde Wiedervereinigung, die der DDR-Mark ebenso den Garaus machte wie unserem Vorschlag.

Hätte ich damals gewusst, dass die UN einen Menschenrechtsrat hat, dann ....