Samstag, 24. Dezember 2011

Fremde Federn

Ich beschäftige mich mit Marxismus, mit Leninismus, mit Stalinismus. Das ist eine schwierige Angelegenheit. Der Faschismus ist das ganz und gar nicht. Das waren böse Jungs, als sie an der Macht waren, da machten sie die bösen Sachen. Das war beim Stalinismus völlig anders. Da waren es die Guten, die die schlimmsten Sachen machten. Jedenfalls ging der Stalinismus aus einer Emanzipationsbewegung hervor. Das ist schwer zu verstehen. Es ist interessant. Vor allem aber ist es eine Tragödie. Sehen Sie, so irrational der Faschismus gewesen war, Sie konnten doch, wenn Sie kein Jude, kein Kommunist, kein Sozialdemokrat waren, wenn Sie nicht irgendwelchen privaten Krach mit den Nazis hatten, ganz gut den Faschismus überleben. Das war im Stalinismus völlig anders. Sehen Sie sich das wunderbare Buch von Karl Schlögel „Traum und Terror – Moskau 1937“ an. Da merken Sie, wie sehr der Traum von neuen sozialistischen Menschen verflochten war mit der Vernichtung der realen Sowjetbürger.

4 Kommentare:

Volker hat gesagt…

Der Typ ist ja wirklich genial.

Die FR tut man sich eigentlich nicht an.
Wie findet man so was?

panzerbummi hat gesagt…

Zufall. Im Café war keine andere Zeitung frei :-)

apollinaris hat gesagt…

Hochinteressanter Text. Umd das in der FR, unfassbar. Ist wohl in einer feucht-fröhlichen Redaktionskonferenz durchgerutscht.

Anonym hat gesagt…

"Sie konnten doch, wenn Sie kein Jude, kein Kommunist, kein Sozialdemokrat waren, wenn Sie nicht irgendwelchen privaten Krach mit den Nazis hatten, ganz gut den Faschismus überleben."

Wenn man nicht an der Front gefallen ist oder im Bombenhagel verreckt.